Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
Vom Netzwerk:
wieder vergessen dürfe. Sie hatte sich innerlich darüber amüsiert. Und als sie den Gesang später tatsächlich in einem Traum gehört hatte, hatte sie ihn sofort wieder vergessen.
    Aber jetzt, viele Jahre später, leuchtete das Amulett wieder.
    Damals, nach der Begegnung mit Warrun und dem Ereignis mit dem Amulett, hatte ihr Leben eine dramatische Wende genommen. Nichts war mehr so geblieben wie zuvor, und sie hatte Dinge getan, die sie selbst nie für möglich gehalten hätte.
    Helene war beunruhigt. Heute tat sie ein Zeichen wie dieses nicht mehr so rasch ab. Denn dass es ein Zeichen war, stand für sie außer Frage. Eine unbestimmte Angst begann, sich in ihr breitzumachen, und ließ sie für den Rest des Tages nicht mehr los.
    Es war schon Nachmittag, als Amarina ins Haus stürmte. Die schwarzen Augen vor Angst geweitet, schnaufte und keuchte sie, als wäre ihr der Leibhaftige begegnet. Katharina reichte ihr freundlich ein Glas Wasser, doch Amarina ließ es fallen, woraufhin die Schwestern einander fragend anblickten. So hatten sie Amarina noch nicht erlebt.
    »Was ist passiert?« Helene hielt es nicht länger aus. Sie wusste sofort, dass eingetreten war, wovor sie das Amulett am Morgen gewarnt hatte. Es musste etwas Schreckliches sein, etwas, das die ansonsten so in sich ruhende Amarina völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
    Amarinas Busen hob und senkte sich in schneller Folge, sie rang nach Luft, setzte zu sprechen an, brachte aber kein Wort heraus.
    »Sag was! Was ist los?« Amarina schüttelte den Kopf und fing an zu weinen.
    »Tut dir etwas weh? Hast du was kaputt gemacht?« Tränen liefen über die schwarzen Wangen, und ein Schluchzen entrang sich Amarinas Brust. Helene war am Ende ihrer Geduld, sie musste endlich wissen, was so schlimm war, dass es Amarina in ein Häufchen Elend verwandeln konnte. Doch erst als Helene sie vor Ungeduld schüttelte, begann die Aborigine zu reden.
    »Die Kinder …« Sie atmete noch immer heftig, legte sich die Hand auf die Brust.
    Helene wurde hellhörig. »Die Kinder? Was ist mit den Kindern?« Sie schüttelte Amarina mehr als nötig gewesen wäre, um sie zum Reden zu bringen.
    »Polizei mit Auto … Polizei hat genommen Kinder. Mit Auto weg.« Amarina raufte sich die Haare und gab einen langgezogenen Klagelaut von sich, der ihren Schmerz erahnen ließ.
    »Um Himmels willen, Amarina! Was erzählst du denn da? Die Polizei hat die Kinder mitgenommen? Aber warum denn und wohin und welche Kinder? In Gottes Namen, sprich, Amarina!«
    Amarina hatte sich auf die Knie geworfen und die Hände vors Gesicht geschlagen. Sie wimmerte nur noch, doch unter Schluchzen presste sie schließlich ein paar Namen hervor. Amarinas eigene Tochter Cardinia und zwei weitere Orta-Mädchen im gleichen Alter, die Helene ebenfalls kannte – und Nellie.
    Helene versuchte jetzt mit Gewalt, Amarinas Finger zu lösen, während diese ihr Gesicht partout bedeckt halten wollte. Heftig schüttelte sie die Aborigine, wieder und wieder.
    »Helene, lass sie sofort los!«, schrie Katharina ihre Schwester an, doch diese hörte es nicht. Alles, was sie vernahm, war das Rauschen ihres Blutes und das Stolpern ihres Herzens. Sie hatten ihr Nellie weggenommen!
    Erst als ein Nackenwirbel Amarinas laut knackte, ließ sie erschrocken von der Freundin ab. »Entschuldige, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.«
    Amarina rieb sich den Nacken und drehte den Kopf wie ein Boxer von rechts nach links, sie schien nicht verletzt zu sein. Helene bestürmte Amarina weiterhin mit Fragen, fasste sie aber nicht mehr an.
    »Wie konntest du das zulassen? Wieso haben sie das getan? Wo sind die Kinder?«

    Katharinas Mann Matthias und John Tanner hatten nach einigem Hin und Her beschlossen, dass es am besten wäre, einer von ihnen führe mit Amarina und Helene nach Innisfail, um sich dort nach dem Verbleib der Kinder zu erkundigen. Meena Creek selbst war nicht mehr als eine winzige Siedlung. Außer der kleinen Schule und einem halben Dutzend weit verstreuter Farmhäuser gab es weit und breit nichts, nicht mal einen kleinen Laden. Die nächste Polizeistation befand sich in Innisfail, das je nach Wetterlage in drei bis sechs Stunden zu erreichen war. Es wäre doch immerhin möglich, dass die Polizei nur rein zufällig in Meena Creek vorbeigekommen war und die unbeaufsichtigten Kinder in Gewahrsam genommen hatte, bis sich die Eltern auf der Polizeistation meldeten. So richtig glaubte allerdings niemand an diese Version, denn

Weitere Kostenlose Bücher