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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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dem
Mädchen aus.
      »Wer war das eigentlich, Söhnchen? Ich habe gehört, sie soll sehr hübsch gewesen sein.«
    »Gibt es in diesem Hause etwas, das du nicht erfährst?«
    Evans schmunzelte.
      »Wenn es so etwas gäbe, dann ist es wahrscheinlich unwichtig und keinen Gedanken wert.«
      Ehe Brady sich noch eine befriedigende Antwort
ausdenken konnte, ertönte die Signalpfeife und gab das Zeichen,
daß die Arbeit für diesen Tag beendet sei. Sie packten ihr
Werkzeug zusammen und begaben sich zum Baugerüst hinüber.
      Auf der kleinen Plattform, die die dritte Etage
umlief, herrschte ein großes Gedränge von Arbeitern. Brady
drehte sich um und wollte rückwärts die Leiter zum
nächsten Stockwerk hinabsteigen, als ihn eine Hand kräftig in
den Rücken stieß.
      Er schoß mit dem Kopf voran ins Leere und
stieß einen Entsetzensschrei aus, doch dann packte ihn jemand an
der Arbeitsjacke und riß ihn zur Seite. Seine Hände konnten
einen Balken fassen, und er hing dort eine Weile, bevor er sich auf das
Gerüst und in Sicherheit zurückhangeln konnte.
      Der ganze Vorfall war in Sekundenbruchteilen
geschehen, und die meisten Männer hatten nicht einmal etwas davon
bemerkt. Brady lehnte sich gegen das Geländer des Gerüstes
und wischte sich den Schweiß vom Gesicht, als sich Evans durch
die Menge zu ihm hindurchdrängte.
      »Donnerwetter, ich habe mich noch niemals so beeilt«, stieß der Alte hervor.
      »Konntest du sehen, wie das eigentlich kam?« fragte ihn Brady.
    Evans schüttelte den Kopf. »An der Leiter war so ein
    verdammtes Gedränge, weil sie alle nicht schnell genug hinunterkommen konnten.«
      »Ich schätze, ich habe großen Dusel
gehabt, daß du in der Nähe warst«, meinte Brady.
      Aber tief in ihm steckte ein Gedanke, ein nagender
Zweifel. Eine Hand hatte ihn in den Rücken gestoßen und ins
Leere hinausgestürzt, das war sicher. Warum aber nur? Er hatte
keine Feinde hier, und seine Freundschaft mit Evans sicherte ihm unter
den übrigen Häftlingen eine privilegierte Stellung.
      Er dachte zunächst daran, mit Evans eingehend
über diesen Vorfall zu sprechen, aber dann entschloß er sich
doch, es nicht zu tun. Er hatte wichtigere Dinge im Kopf, sehr viel
wichtigere Dinge…
      Diese Unterlassung sollte jedoch schwerwiegende Folgen
haben. Am nächsten Morgen arbeitete er auf dem Gerüst am
dritten Stock und schweißte ein gebrochenes Rohr. Hinter ihm
wurden Ziegelsteine in einem Segeltucheimer nach oben zum vierten Stock
emporgezogen.
      Daß er gerettet wurde, war ein reiner Zufall. Er
wollte gerade eine kleine Atempause einlegen und schob seine Brille auf
die Stirn hoch, da sah er aus den Augenwinkeln plötzlich etwas auf
sich zukommen. Er warf sich sofort flach auf die Gerüstbretter,
und der schwere, beladene Eimer aus Segeltuch schwang langsam über
das Gerüst hinaus ins Leere und dann wieder zurück.
      Als der Eimer dann weiter emporgezogen wurde,
erblickte Brady über sich einen großen, dunkelhäutigen
Kerl mit einer gebrochenen Nase und dunklem, gekräuseltem Haar,
der über die Kante des Gerüstes herunterstarrte. Der Mann
hielt Bradys Blick ruhig stand und trat dann zurück.
    Brady kletterte die Leiter zum vierten
Stock hoch und fand dort Evans, der dabei war, Winkeleisen in einem der
halb fertiggestellten Räume am Nordende des Gebäudes zu
verschweißen.
      Der Alte schob seine Schweißerbrille auf die
Stirn und strahlte. »Na, eine kleine Rauchpause
gefällig?«
      »Hör zu, eben hat jemand versucht, mich
über das Gerüst vom dritten Stock herabzustürzen«,
berichtete Brady atemlos.
    Evans erhob sich langsam. »Ist das wahr?«
      »Ja. Das ist jetzt das zweite Mal innerhalb von
zwei Tagen«, fuhr Brady fort. »Der Vorfall gestern
nachmittag an der Leiter war jedenfalls kein unglücklicher
Zufall.«
      »Und hast du eine Ahnung, wer das getan haben könnte?« fragte der Alte.
    Brady nickte. »Komm mit heraus; ich will ihn dir zeigen.«
      Der Mann mit der gebrochenen Nase war gerade dabei, am
anderen Ende der Plattform eine Schubkarre mit Ziegeln zu beladen.
      Evans runzelte die Stirn. »Das ist Jango Sutton.
Er hat eine kleine Liebhaberei für Eigentumsveränderung,
muß sieben Jahre für einen Raubüberfall absitzen. Hat
einen siebzigjährigen Nachtwächter mit einer Eisenstange
niedergeschlagen. Er ist eben ein harter Bursche«, setzte er
sarkastisch hinzu.
    »Er sieht aus wie ein Ausländer«, meinte Brady gedankenvoll.
    Evans

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