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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ein.
      »Gewöhnlich schleicht der Wachhabende in
Hausschuhen herum, und du weißt nie, wo er gerade steckt und was
er vorhat!«
    »Ich werde schon aufpassen und die beste Gelegenheit
    suchen«, erwiderte Brady. »Wenn ich ein bißchen
Glück habe, werden sie mein Fehlen nicht vor dem
Frühstück merken. Allerdings bin ich auf dich angewiesen
– und auf deinen Löffeltrick…«
    Evans strahlte.
      »Du wirst mich auch noch für mehr als nur
für den Löffeltrick brauchen! Stell dir nur vor, du
kämst über die Mauer und in die Stadt hinein. Wo willst du
dann Geld und Zivilkleidung herkriegen?«
    Brady zuckte die Achseln.
      »Ich muß irgendwo einbrechen. Gelegenheit suchen. Was bleibt mir sonst schon übrig?«
      »Ich habe mir mal einen Schlüssel
gebastelt, in der Dreherei«, erklärte Evans. »Den habe
ich in der Zelle versteckt. Mit diesem Ding kannst du jedes
Schloß öffnen, das von Menschenhand gebaut wurde.« Er
unterbrach sich und grinste. »Oder fast jedes… Falls du
über die Mauer kommst, dann schleich dich zunächst durch den
Friedhof. An dessen anderer Seite wirst du auf einen kleinen Kramladen
stoßen; so ein kleiner Pinscher, weißt du. Dort kannst du
dich ausrüsten, und wenn du Glück hast, kannst du sogar ein
bißchen Zaster in der Ladenkasse finden.«
    »Glaubst du sicher?« fragte Brady.
      Evans nickte. »Erinnerst du dich, ich habe dir
doch erzählt, wie ich versuchte, einen Weg hier herauszufinden,
gleich nachdem ich eingeliefert wurde. Ein Kumpel in meiner Zelle hat
mir den Tip mit dem Laden gegeben. Aus diesem Grunde habe ich mir den
Spezialschlüssel gebastelt. Der Tip war erstklassig, aber leider
fand ich niemals einen Weg hier heraus. Und jetzt ist es zu spät
für mich!«
    Brady drehte sich um und schaute
über die Mauer, über die Eisenbahnlinie und den Friedhof
dahinter hinweg. Der Laden und der Schlüssel, das waren die
letzten Glieder in seinem Plan. Er fühlte sich jetzt völlig
ruhig, völlig selbstsicher und vom Gelingen überzeugt. Die
Signalpfeife schrillte und zeigte das Ende der Mittagspause an. Er
folgte Evans die Leiter hinunter, doch plötzlich begannen seine
Hände leicht zu zittern; denn nun erst wurde ihm bewußt,
daß er vor einem Ausbruchversuch stand und daß es nichts
mehr gab, was ihn noch aufhalten konnte.

    4

    Der Regen schlug gegen die Fensterscheiben, als Brady in die
Dunkelheit hinausstarrte. Nach einer Weile drehte er sich um und
lächelte verkniffen. »Diese Nacht ist ein Geschenk des
Himmels für das, was ich vorhabe!«
      Evas stand an der Tür und lauschte. Er drehte
sich ebenfalls um und nickte. »Ja, das stimmt, Söhnchen.
Wenn du wirklich gehen willst, dann geh jetzt!«
      Brady hob die Matratze an, holte das Seil hervor und
hängte es sich über die Schulter. Die Schlinge legte er sich
um die Taille, dann steckte er die Drahtschere in seine Jackentasche
und war damit bereit.
      Evans kniete bereits an der Tür. Einen Moment
später gab es ein Klicken, und die Tür öffnete sich
leise. Der alte Mann spähte vorsichtig hinaus, drehte sich dann um
und nickte. »Hast du jetzt alles?«
      Brady klopfte ihm auf die Schulter. »Es gibt nur
noch eines, was mich beunruhigt. Was wird man mit dir machen?«
Evans grinste. »Oh, das ist doch einfach: Ich erzähle ihnen,
daß ich noch nie in meinem Leben so überrascht war wie in
dem Augenblick, als du plötzlich die Tür öffnetest! Und
schließlich kann man von mir nicht erwarten, daß ich dich
zurückhalte, nicht wahr? Mein Leben ist auch noch etwas
wert.«
      Brady versuchte, sich diese Szene vorzustellen. Evans schmunzelte wieder.
      »Nur vorwärts, Söhnchen. Mach, zum
Kuckuck, daß du hier rauskommst, und Hals- und Beinbruch!«
    Die Galerie lag im Halbdunkel da, und im ganzen Block
    herrschte tiefe Stille. Brady blieb einen Moment lauschend stehen;
als sich die Tür dann hinter ihm geschlossen hatte, schlich er
schnell und unhörbar in seinen Gummischuhen zur Treppe am anderen
Ende.
      Eine einzige Lampe nur beleuchtete die große
Halle unten, und die Kuppel lag völlig in Finsternis. Brady
kletterte auf das Geländer und klomm im Maschendraht
aufwärts, bis er unter dem Dach des Zellenhauses angekommen war.
Dann hakte er den Schnappverschluß der Seilschlinge in den Draht,
sicherte sich damit und holte die Drahtschere heraus. Unverzüglich
machte er sich an die Arbeit.
      Es ging alles überraschend leicht. Brady nahm
sich genügend Zeit, um zunächst in einer geraden Linie

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