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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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blickte finster vor sich hin.
      Nach einer Weile fragte Evans: »Was denkst du jetzt, Söhnchen?«
      »Oh, so mancherlei«, antwortete Brady.
»Zum Beispiel, daß irgend jemand ein ungeheures Interesse
daran hat, mich tot zu sehen. Ich würde wirklich zu gern wissen,
warum. Wenn ich das herausfinden könnte, hätte ich bestimmt
die Antwort auf viele Dinge – auch darauf, wer Marie Duelos
ermordete! Darauf kannst du dich verlassen.«
      »Und wie willst du das nun herausbekommen?« wollte Evans wissen.
    Brady drehte sich um und lachte.
    »Du hast doch die Nase eines Spürhundes!«
      Er ging zu einem Haufen von Schutt und Ziegelsteinen
in einer Ecke, griff dahinter und zog ein Seil aus Manilahanf hervor.
      »Dieses Seil hier ist zwölf Meter
lang«, erklärte er; »außerdem besitze ich noch
eine Seilschlinge von zwei Meter Umfang, mit einem
Schnappverschluß. Unter meiner Matratze liegt eine Drahtschere
versteckt – das ist alles, was ich benötige!«
      »Ja, wofür brauchst du denn um Gottes willen das alles?« fragte Evans stirnrunzelnd.
    »Ich werde ausbrechen«, sagte Brady ruhig. »Ich habe jetzt
    eine Spur – Wilma Sutton! Ich muß herausbekommen, wer
sie für dieses Geschäft gewonnen hat, und wenn ich es aus ihr
herausprügeln sollte!«
      »Du mußt wahnsinnig sein«, knurrte
Evans. »Das wirst du doch unmöglich schaffen!«
      »Vieles kann man schaffen, wenn man nur ganz
fest will«, gab Brady zurück. »Komm mal mit mir nach
oben, dann werde ich es dir erklären…«
      Sie gingen auf dem Steg entlang, kletterten am
Gerüst hinauf und kauerten sich in einen Winkel der
Stahlträger.
      »Du hattest recht, als du mir erklärtest,
daß man mit einem Ausbruch aus der Zelle noch nichts erreicht
hat«, meinte Brady. »Niemand könnte jemals hoffen,
durch all die Tore und Türen hinauszukommen. Ich habe mich daher
entschlossen, das alles zu umgehen.«
      »Und wie zum Teufel hast du dir das vorgestellt?« fragte ihn Evans.
    Brady nickte zu der Glaskuppel des Zentralgebäudes hinauf.
      »Hast du schon mal bemerkt, wie die
Schließer, wenn sie unseren Block betreten, gleich bei der
Zentrale einen Hebel niederdrücken? Damit wird ein System von
Drahtzügen betätigt, durch welche die Entlüftungsfenster
in der Glaskuppel geöffnet oder geschlossen werden. Und das ist
der Weg, auf dem ich herauskomme.«
      »Du mußt verrückt sein!« meinte
Evans. »Die Zentralkuppel muß mindestens vierzig Meter hoch
sein!«
      »Es ist alles möglich«, erklärte
ihm Brady. »Ich werde mir einen Weg durch den Maschendraht am
Ende unserer Etage schneiden. Von dort aus kann ich dann die
Stahlstreben der Zentrale erreichen. Und dieses führt direkt zur
Kuppel empor.«
    »Niemand kann dort
hinaufklettern«, gab Evans zurück, »die
Stahlträger sind ja fast senkrecht! Das ist unmöglich zu
schaffen.«
    »O doch, wer ein wenig Erfahrung mit derartigen Dingen hat,
    kann es schaffen«, betonte Brady. »Vergiß nicht,
daß ich Bauingenieur war. Ich habe an vielen Brücken und
hohen Gebäuden auf der ganzen Welt gearbeitet. Ich werde Schuhe
mit Gummisohlen tragen und diese Schlaufe mit dem
Schnappverschluß als Sicherheitsgurt benutzen.«
      »Wollen wir einmal annehmen, daß du aus
der Kuppel herauskommst«, meinte Evans. »Was dann?«
      »Dort drüben führt eine Regenrinne
hinunter auf das Dach von Block D!« Brady nickte zum Gebäude
hinüber. »Ich kann am Dachfirst bis zum Schornstein der
Wäscherei kriechen. Von dort aus werde ich mich bis zu dem
eisernen Rohr abseilen, das hinüber zur Außenmauer
führt. Dies ist der einzige schwache Punkt dieser Anstalt, aber
ich denke, sie halten dieses Rohr deshalb für harmlos, weil es von
der Erde aus niemand erreichen kann. Es ist immerhin elf Meter
hoch!«
      »Und genauso weit führt es völlig frei
über den Hof«, meinte Evans. »Selbst wenn du bis dahin
gekommen wärst, würdest du dir sehr wahrscheinlich beim
Weitermachen den Hals brechen!«
      »Und ich versuche es doch«, sagte Brady
hartnäckig. »Nichts wird mich abhalten können!«
    Evans seufzte. »Wann, meinst du, willst du es versuchen?«
      »Sonntag abend«, erklärte Brady.
»Es ist um diese Jahreszeit schon um fünf Uhr dunkel, und um
sechs werden wir für die Nacht eingeschlossen. Von diesem
Zeitpunkt an ist nur noch ein Wachhabender in der Zentrale, der alle
Zellenhäuser zu beaufsichtigen hat.«
    »Das kann aber ein gerissener Bursche sein«, warf Evans

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