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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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den
Fußboden, und die indirekte Beleuchtung ergab rosafarbene
Wände.
      Er stand in der Mitte des Raumes und wartete.
Während sie ein paar Schritte auf ihn zu machte, warf sie ihren
Mantel mit dem Gürtel ab und fuhr sich mit ihren Fingern durch den
kurzen, dunklen Haarschopf. Brady schwankte leicht, und sie legte
schnell ihre Hände auf seine Schultern. Sie mußte sich sehr
anstrengen, um ihn zu stützen.
      »Was ist mit Ihnen?« fragte sie erschrocken. »Ist Ihnen nicht gut?«
      »Ein Topf Kaffee und viel Schlaf werden mich schon wieder auf die Beine bringen.«
    Sie sah so begehrenswert aus und war ihm
sehr nahe. Plötzlich schien aller Zorn über die
Schicksalsschläge der vergangenen zwei Tage wie ein alter Mantel
von seinen Schultern zu gleiten. Da jetzt alles gesagt und getan war,
gab es nur noch ein Heilmittel für seinen Zustand. Er zog sie fest
an sich und küßte sie zart auf die Lippen. Für einen
Moment erwiderte sie den Kuß, doch dann stieß sie den Mann
namens Brady fest von sich, daß er in einen tiefen, weichen
Sessel sank.
    »Entschuldigung«, murmelte er.
    »Schon gut.«
      Dann ging sie zu einer kleinen Hausbar, die an der
hinteren Zimmerseite stand, mischte einen Drink und brachte ihm das
Glas.
      »Etwas zur Abkühlung. Trinken Sie! Das wird
Ihnen guttun. Ich werde jetzt Kaffee machen und ein paar Decken holen.
Sie können die Couch haben!«
      Ehe er noch protestieren konnte, verließ sie
bereits das Zimmer und ging hinüber in die Küche. Er lehnte
sich zurück, seufzte schwer und gönnte jedem Muskel seines
Körpers lang entbehrte Entspannung. Dann nahm er noch einen tiefen
Schluck…
      Der Himmel mochte wissen, was sie in den Drink gemixt
hatte – auf jeden Fall war das Zeug gut, sehr gut. In zwei
Schlucken hatte er das Glas geleert und suchte nach einer Zigarette.
Seine Packung war leer, aber auf dem kleinen Tischchen an der anderen
Seite des Zimmers stand eine silberne Zigarettendose.
      Schwerfällig erhob er sich, aber plötzlich
schien sich der Raum auszudehnen und bis in die Unendlichkeit zu
erstrecken. Das Tischchen wurde kleiner und rückte immer ferner,
als ob er es durch ein verkehrt gehaltenes Fernrohr anschaute.
Zögernd versuchte er einen Schritt zu tun, er taumelte nach vorn,
doch dann entglitt das Glas seinen kraftlosen Fingern… Nebel
umwogte sein Bewußtsein, langsam fiel er hintenüber…
    Er fühlte sich dann auf dem
Rücken liegen, und die Frau beugte sich über ihn. Sie wirkte
vollkommen ruhig und ungerührt. Hinter ihr ging die Tür auf
und schloß sich wieder. Das Gesicht des Mannes, das neben ihrer
Schulter auftauchte, war lang, mit tiefliegenden, starren Augen –
das Gesicht seines Alptraumes, das Brady zuletzt im Nebel auf der
Uferpromenade hatte schwimmen sehen…!
      Er riß den Mund auf zu einem lautlosen
Warnschrei, doch da versank der Raum um ihn in einem Wirbel sich immer
schneller drehender bunter Lichter, während er selbst in das
schwarze Zentrum dieses Mahlstromes hinabgerissen wurde…

    2

    Ein furchtbarer Schmerz, der wie in einer Kettenreaktion
emporwuchs, holte ihn aus der Dunkelheit zurück ins
Bewußtsein. Irgend jemand schlug ihm ständig rechts und
links ins Gesicht. Er hörte Stimmen, die sehr nahe klangen, aber
für ihn nur ein wirres und ungeordnetes Geräusch bedeuteten.
Ein Wasserhahn wurde angedreht.
      Eine starke Hand drückte seinen Kopf herunter,
und er schrak zusammen, als eiskaltes Wasser in seine Nase drang. Der
Druck der Hand ließ etwas nach, so daß er wieder atmen
konnte, doch nur für einen kurzen Moment. Dann wurde sein Kopf
wieder unbarmherzig hinuntergedrückt. Als man ihn dann wieder
hochzog, dröhnte es in seinen Ohren, und er konnte kaum atmen,
aber sein Blick war jetzt klar und scharf. Er befand sich in einem
kleinen, weißgekachelten Badezimmer. Aus einem halbhohen Spiegel
starrte ihm sein Bild entgegen. Sein Gesicht war eingefallen und
furchig, die Augen lagen tief in den Höhlen, und auf der einen
Wange zeigte sich eine Strieme.
      Sein Hemd war blutbefleckt, und er mußte sich
auf das Waschbecken stützen, um nicht umzufallen. Erschrocken
starrte er auf sein Spiegelbild. Ein dicklicher Mann in einem
schäbigen Regenmantel und mit einem weichen Hut stand neben ihm.
Die Augen des anderen stachen hart und unsympathisch aus einem
unregelmäßigen Gesicht. »Wie fühlst du
dich?« fragte der Mann.
      »Dreckig!« krächzte Brady, und seine Stimme schien einem Fremden zu gehören.
    »Das ist

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