Der gehetzte Amerikaner
gab Sahne und Zucker hinzu und reichte sie ihm.
»Um ehrlich zu sein; ich dachte mir gleich,
daß Sie eigentlich nicht so aussähen, als ob Sie sich da
drinnen amüsieren könnten!« gestand sie ihm.
Er setzte das klägliche Lächeln eines armen
Sünders auf und erklärte: »Ich bin auch gar nicht hier,
um mich zu amüsieren – das ist nämlich das Dumme! Ich
bin ein Zeitungsfritze… Mein Redakteur gab mir den Auftrag, ich
sollte ein Interview mit Miklos Davos machen. Das ist der Grund,
weshalb ich hier in die Party hereinplatzte!«
Das Mädchen begann unwillkürlich zu kichern.
»Mr. Davos wollten Sie auf einer Party seiner Tochter finden? Oh,
wie naiv! Dann wäre das Weltende nahe…! Übrigens gibt
er sowieso keine Interviews.«
»Haben Sie vielleicht eine Ahnung, wo er jetzt stecken mag?«
Sie nickte bejahend. »Er ist heute morgen auf
die Insel gefahren. Dort pflegt er immer seine wichtigen
Entschlüsse zu fassen. Uns läßt er so lange machen, was
wir wollen…«
»Was ist das für eine Insel?« fragte Brady.
»Shayling Island«, erklärte sie.
»Die Insel liegt etwa zwei Meilen vor der Küste von Essex,
in der Nähe von einem Fischerdorf namens Harth. Er hat ein
Landhaus dort.«
»Und was ist das für ein Platz?« fragte Brady interessiert weiter.
»Uh, eine trübselige Gegend!«
erwiderte sie, komisch erschauernd. »Ich habe im letzten Sommer
mal ein paar Wochen dort zubringen müssen, als Mister Davos
Gäste hatte. Ich glaube, es hat die ganze Zeit geregnet!«
Brady setzte entschlossen seine Tasse ab, doch da
sprang sie auf. »Glauben Sie mir, Sie verschwenden Ihre Zeit! Er
wird Sie niemals empfangen, selbst wenn Sie dort hinunterfahren!«
»Oh, das kann man nicht wissen!« meinte
Brady leichthin. »Vielleicht erwische ich ihn an einem guten
Tag?«
»Er hat niemals gute Tage!« entgegnete sie mit leichter Bitterkeit.
»Haben Sie schönen Dank für Ihren
Tee!« beschloß Brady ihre Unterhaltung. »Ebenso auch
für Ihre Auskünfte! Wahrscheinlich haben Sie mir meine
Stellung gerettet!«
»Da wäre ich an Ihrer Stelle noch nicht so
sicher!« gab sie zurück. Er lächelte ihr noch einmal zu
und schloß dann die Tür hinter sich.
Die Stimmung auf der Party war jetzt langsam am
Überkochen. Lärm, Geschrei und Musikfetzen schienen aus allen
Ecken und Winkeln des Hauses widerzuhallen. Selbst als er die
Haustür bereits hinter sich gelassen und ein Stück in die
Nacht hinein gegangen war, verfolgte ihn noch das Getöse. Er
schritt jedoch, ohne sich noch einmal umzuschauen, an der Reihe der
parkenden Autos entlang, stieg in seinen eigenen Wagen und fuhr davon.
Der Nebel war unterdessen so dicht geworden, daß
der gesamte Verkehr zu einem Kriechtempo gezwungen war. Trotzdem
brauchte Brady nicht länger als eine halbe Stunde, um zu jenem
ruhigen Platz in der Nähe der Kensington Gardens zu gelangen.
Er stellte den Wagen ab und stieg dann
schnell die Treppen empor. Als er die Tür von Annes Wohnung
öffnete, lagen alle Räume in völliger Dunkelheit. Vor
der Tür zu Annes Zimmer blieb er eine Weile stehen und lauschte
ihren leisen, gleichmäßigen und ruhigen Atemzügen. Dann
trat er in die Küche.
Zu seiner eigenen Überraschung verspürte er
plötzlich einen mächtigen Hunger; er machte sich deshalb
daran, eine große Portion Eier mit Speck zu braten. Gerade als er
das Gericht von der Pfanne auf den Teller schüttete, hörte er
ein Geräusch hinter sich. Er drehte sich um und sah Anne in der
Tür stehen.
Sie band sich den Gürtel ihres Morgenmantels
fest; ihr Haar hing ihr wirr ins Gesicht, und ihre Augen waren noch
immer vom Schlaf schwer und geschwollen.
»Möchten Sie etwas mit mir essen?« fragte er das Mädchen.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, danke, nur Kaffee möchte ich!«
Er goß ihr eine Tasse starken, schwarzen Kaffee
ein und fügte viel Zucker hinzu. Sie setzte sich ihm
gegenüber an den Tisch und sah ihm zu, wie es ihm schmeckte.
Zwischen ihnen war plötzlich eine
merkwürdige, innige Vertrautheit, und sie beide fühlten mit
einem Male ganz klar, daß es so, wie es jetzt war, eigentlich
immer bleiben müßte. Brady erkannte auch, daß Anne das
gleiche Empfinden hatte wie er, aber es blieb doch unausgesprochen
zwischen ihnen.
Schließlich lächelte das Mädchen zärtlich. »Sie sehen sehr müde aus!«
»Ja, es war eine ereignisreiche Nacht!«
»Konnten Sie diese Jane Gordon finden, von der die
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