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Der Geiger: Kriminalroman (German Edition)

Der Geiger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Geiger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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sagte Kyrill endlich: »Ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist, aber bei uns gibt es Druschba, verstehen Sie.«
    »Freundschaft. Ja, ja, das ist mir bereits erklärt worden. Hat Domorow Druschba in Deutschland?«
    Sie ließen weitere drei Kilometer hinter sich. Dann sah Kyrill zu ihm hin. »Du brauchst nicht hundert Rubel, sondern hundert Freunde. So sagt man bei uns.« Er nickte zufrieden und widmete sich wieder ganz der Straße.
    Hinter Podolsk zogen sich Wälder im Wechsel mit riesigen Getreidefeldern und Brachland durch eine sanft auf- und absteigende Landschaft. Verfallene Dörfer mit windschiefen kleinen Holzhäusern, verwitterten Fensterläden und verwilderten Gärten lagen wie Relikte aus längst vergangenen Zeiten am Straßenrand.
    Kyrill sagte: »Hier sterben die Alten.«
    Er bog ab, und sie stießen unverhofft auf eine asphaltierte schmale Straße. Das Navigationsgerät behauptete: »Sie haben ihr Ziel erreicht.«
    Nach zwei Minuten, hinter einer Kurve, endete die Straße abrupt vor einem schmiedeeisernen Tor, von dem zu beiden Seiten mannshohe Mauern abgingen.
    »Scheiße. Ich hab’s gewusst«, fluchte Kyrill.
    Sascha stieg aus.
    Durch die Stäbe des Tors sah er in einen parkähnlichen Garten, an dessen Ende ein großzügiges Herrenhaus stand. Das Jugendstilgebäude stammte wohl noch aus der Zarenzeit, war aber in allerbestem Zustand. Eine breite Treppe führte hinauf zum Eingang, hohe Rundbogenfenster zogen sich über die Fassade, an der auf einer Seite verschwenderisch Rosen bis zum Dach rankten.
    Sascha registrierte mehrere Kameras am Haus und zu beiden Seiten des Tors. Scheinwerfer waren auf die Mauer montiert, die rund um das Gelände führte.
    Es gab keine Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen, aber er war sich sicher, dass man sie sah und beobachtete. Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein Mann hinter dem Tor. Er trug eine Art Uniform. Auf seinem kurzärmligen blauen Hemd war das Emblem eines Sicherheitsunternehmens zu sehen. Am Gürtel trug er ein Funkgerät und ein Holster mit Pistole.
    Sascha nannte seinen Namen. Kyrill saß immer noch bei laufendem Motor im Wagen.
    »Ich möchte zu Sonja Michajlowna Kopejewa«, sagte Sascha. »Mein Name ist Grenko. Ich bin der Enkel von Ilja Wassiljewitsch Grenko. Er war ein Schüler von Sonja Michajlownas Vater. Sagen Sie ihr, ich bin extra aus Deutschland angereist und würde sie gerne sprechen.«
    Der Mann musterte ihn eingehend und verlangte dann seinen Ausweis. Sascha hätte beinahe den falschen gegriffen, korrigierte sich aber in letzter Sekunde und reichte seinen echten Pass durch die Stäbe. Der Mann entfernte sich und sprach in sein Funkgerät.
    Kyrill stieg aus. Er war sichtlich nervös. »Machen Sie bloß keinen Fehler«, sagte er. »Wenn wir reinkommen sollten, dann denken Sie gefälligst dran, dass wir auch wieder raus müssen. Kapiert?«
    Instinktiv tat Sascha, was er immer tat. Er prägte sich die Standorte der Kameras ein und nahm zur Kenntnis, dass es ein funkgesteuertes System von Siemens war. Er vermutete, sechs oder sieben Jahre alt.
    Der Wachmann war mit seinem Ausweis im Haus verschwunden, und sie warteten gut fünf Minuten, ehe er mit einem weiteren Mann, einem Bodyguard im grauen Anzug, zurückkehrte. Sie öffneten eine Seite des Tores und kamen heraus. Kyrills Ausweis wurde geprüft, und Sascha und Kyrill mussten sich an das Auto stellen und wurden abgetastet. Anschließend durchsuchten die Männer das Auto. Auf der Rückbank lag Saschas Koffer. Sie öffneten ihn, schoben die Papiere hin und her, nahmen den Computer heraus und legten ihn wieder zurück.
    Unruhig dachte Sascha an Kyrills Waffe, aber dann stiegen die Männer aus, öffneten den zweiten Torflügel und winkten sie hinein. Kyrill fuhr im Schritttempo zum Haus. Der Bodyguard folgte ihnen.
    »Sie bleiben im Auto«, kam die kurze Anweisung an Kyrill, als der aussteigen wollte.
    Sascha betrat mit dem Mann das Haus. Sie gingen durch eine großzügige Eingangshalle, von der zu beiden Seiten Flure abgingen und eine geschwungene Treppe in die erste Etage führte.
    Sascha wurde in eine Art Salon geführt, der in Grüntönen gehalten war. Die Stuckdecke war hoch, die Möblierung bestand aus wertvollen Antiquitäten. Auf dem schulterhohen Kaminsims standen Fotos in Silberrahmen. Ein Bild zeigte Meschenow, mit grauem Bart und freundlichen Augen. Auf einem anderen war ein Mann in Uniform mit dekorierter Brust zu sehen. Neben ihm eine zierliche Frau. Auf dem Bild mochten sie um

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