Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost
ihren transparenten Lippen.
Allie berührte mit den Fingerspitzen ihren Mund, der noch feucht von Gabes Kuss war.
Gott allein wusste, wie lange diese Plagegeister sie schon beobachtet hatten! Am liebsten hätte Allie sich versteckt. Hätte es einen Fels gegeben, unter dem sie sich verkriechen könnte, sie hätte keine Sekunde lang gezögert.
»Du brauchst vor uns nichts zu verbergen, Kindchen; wir haben alles mitgekriegt«, sagte Lord Killigrew, als hätte er erraten, was sie dachte. »Und hol mich der Teufel, aber ich bin ganz baff, wie gut die Mädchen in diesem Jahrhundert küssen können!«, sagte er zu Gabe und zwinkerte ihm zu. »Du Glückspilz, du.«
»Da kann ich dir nur aus vollster Überzeugung zustimmen«, meinte Lord Ramsey. »Schade, dass wir zu unserer Zeit so etwas nie erleben konnten, was?« Er grinste Allie an. »Mit allem nötigen Respekt, Mylady.«
Allie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg, und runzelte die Stirn. Dass die Geister sie mit Gabe MacGowan beim Küssen erwischt hatten, war ihr fast so peinlich wie damals, als sie zehn gewesen war und ihre Granny sie mit dem kleinen Josh Canter hatte schmusen sehen. Zum Glück hatte Justin es nicht gesehen. Wie sie ihn kannte, würde er niemals Gras über diese Sache wachsen lassen.
Allie blickte sich um. Die Geister sahen mehr denn je wie ernst zu nehmende Gespenster aus, bleich, durchscheinend und fast völlig farblos, als sie sich über die mit Gras bestandene Kuppe des Kliffs bewegten. »Wo ist Justin?«, fragte sie.
Mademoiselle stieß einen Seufzer aus. »Er wollte Wee Mary besuchen. Sie fühlte sich so allein, die Arme.«
Dauber kam zu Allie herübergeschlendert und flüsterte ihr ins Ohr: »Alles in Ordnung mit dir, Liebes?«
Allie lächelte ihren alten Freund an. »Alles bestens.«
»Gut!«, sagte Bruder Digby. »Mir scheint, wir haben einiges zu besprechen, was Gabes Entschluss betrifft, das Odin's Thumb zu verkaufen. Und ich denke, im Pub haben wir es gemütlicher als hier auf diesem windgepeitschten Kliff.«
Wieder ertönte ein einhelliges »Aye« von den Gespenstern.
Doch nun ergriff auch Gabe das Wort. »Da ist noch etwas, das unbedingt besprochen werden muss.« Sein Blick heftete sich auf Allie. »In den nächsten Wochen werden jede Menge potenzielle Käufer kommen, um sich das Odin's anzusehen, und ich kann ihnen nicht absagen, weil ich aus dem Vertrag mit der Maklerfirma nicht herauskomme.«
Allie lächelte. »Heißt das, dass du es dir mit dem Verkauf doch anders überlegt hast?«
Gabe rieb sich zuerst die Augen und dann das Kinn. Nacheinander sah er jeden der Geister an, einschließlich den alten Dauber, und wandte sich dann wieder Allie zu. »Ich bin mir nur nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung ist.«
»Na, das ist doch immerhin schon mal ein Anfang«, meinte Allie lächelnd und blickte in die Runde der Geister. »Wie es aussieht, haben wir etwas Wichtiges zu besprechen, Freunde, nicht wahr?«
Wieder war die einstimmige Antwort ein »Aye!«.
Allie sah ihre Komplizen an und war auf einmal sehr zuversichtlich, dass sie gemeinsam eine Lösung finden würden.
Wieder sahen sie und Gabe sich in die Augen. Wir haben Fortschritte gemacht, dachte Allie, große Fortschritte.
Zumindest hoffte sie das.
Sie konnte es kaum erwarten, was der Morgen bringen würde.
Sehr zu Allies Verdruss brachte der nächste Morgen jedoch ganz und gar nicht das, was sie erwartet hatte.
Denn Gabe war nicht da.
Diesmal jedoch war er nicht vor den Problemen davongelaufen. Wee Mary hatte ihr gleich am Morgen berichtet, dass Gabe nach Inverness gefahren war, um sich mit der Maklerin zu treffen, mit der er den Vertrag geschlossen hatte.
Für Allie war das ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
Nach ihrem üblichen Morgenspaziergang zu Leona, bei der sie eine Pastete und einen Kaffee kaufte, machte Allie vor der roten Telefonzelle an der Ecke Halt, um ihre Mutter anzurufen. Der kalte Wind, der heute besonders stark von der Bucht herüberwehte, zerzauste ihr das Haar und rötete ihre Wangen. Er trieb ihr sogar die Tränen in die Augen, die sie mit dem Handrücken abwischte. Sealladh na Mara schimmerte in der frühen Morgensonne, und kleine Schaumkronen tanzten auf den glitzernden Wellen der aufgewühlten Bucht. Weit draußen lag ein großes Segelboot vor Anker. Dasselbe Schiff hatte Allie schon am Abend zuvor bei dem ceilidh bemerkt, als der Sonnenuntergang den Loch und Sealladh na Mara in ein fantastisches,
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