Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost
dass dieser neugierige Mönch irgendwo ganz in der Nähe lauerte.
Und vermutlich war das ganz gut so.
Gabe zog die Knie an, stützte seine Unterarme darauf und blickte auf die dunkle Bucht hinaus. Es war kühl, aber nicht windig, und der Mond spendete gerade genug Licht.
Allie hatte die ganze Zeit geschwiegen, was eine Überraschung für ihn war. Doch nun blickte sie mit einem leisen Lächeln auf den Lippen auf das Wasser vor ihnen hinaus und sagte: »Es ist wunderschön hier.«
Gabe sah sie an. »Aye, das ist es.«
Mit einem tiefen Atemzug richtete er seinen Blick wieder auf die See und begann zu reden, bevor er es sich anders überlegen konnte. »Du hast gesagt, du könntest mir helfen, wenn du mehr wüsstest«, sagte er mit einem ernsten Blick auf sie. »Und ich brauche deine Hilfe. Vielleicht kannst du ja tatsächlich etwas für mich tun, wenn du alles weißt.«
Allie nickte nur.
»Ich habe Jakes Mutter auf der Universität in Glasgow kennengelernt. Wir waren beide jung - sie zweiundzwanzig und ich sechsundzwanzig. Ich stand kurz vor meinem letzten Semester an der Juristischen Fakultät, als sie merkte, dass sie schwanger war. Wir waren noch kein Jahr zusammen, als das geschah.«
Allie hörte ihm schweigend zu.
Gabe sah sie nicht an, als er weitersprach.
»Ich war verdammt wütend«, gestand er seufzend. »Mir war, als wäre mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden, als wäre mein Leben vorbei. Ich konnte nicht an der Uni bleiben und gleichzeitig ein Kind großziehen, deshalb brach ich mein Studium ab. Auch sie hat die Uni verlassen, und wir zogen hierher nach Sealladh na Mara. Mein Onkel, Wee Marys Mann, war ein paar Jahre zuvor verstorben. Mary bot mir an, das Odin's an mich zu verkaufen, damit ich Kait und das Baby anständig ernähren konnte. Also räumte ich mein Sparkonto leer, nahm einen Kredit auf und kaufte meiner Tante den Laden ab. Dann heirateten Kait und ich.« Er atmete tief durch, als er Beklemmung in sich aufsteigen spürte. »Sechs Monate später wurde Jake geboren.«
Eine Zeit lang schwiegen sie. Allie saß still an Gabes Seite und ließ ihm Zeit.
Wofür er ihr dankbar war, denn er hatte seit Jahren nicht mehr über diese Dinge gesprochen.
Mit niemandem.
»Wir waren beide unglücklich. Ich hatte einen furchtbaren Groll auf Kait, und sie hasste mich, weil ich ihr ihre Jugend gestohlen hatte. Sie hasste Sealladh na Mara, und sie hasste die Arbeit im Pub. Unsere Ehe ging dann auch sehr schnell in die Brüche. Es war eine fürchterliche Situation.«
Aus dem Augenwinkel sah er Allie nicken.
Er holte tief Luft, öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Schließlich fluchte er auf Gälisch.
Ein leises Lachen entrang sich Allie. »Deine Mutter hat mir ein paar Worte beigebracht. Das ist eins von ihnen.«
Hol der Teufel meine Mutter.
Aber Allies leises Lachen und das kleine Eingeständnis erleichterten es Gabe ein wenig, weiterzusprechen.
»Ich begann zu trinken - mehr als normalerweise jedenfalls. Ich war schon immer viel mit meinen Freunden unterwegs gewesen oder hatte mich mit ihnen im Pub auf ein paar Bier getroffen. Das Übliche eben. Aber was dann kam, war extrem. Ich hatte außerdem angefangen, wie ein Schlot zu rauchen. Es war wohl meine Flucht vor der Realität, vermute ich. Trotzdem hielt ich aber alles noch zusammen. Eine ziemlich lange Zeit sogar. Ich führte das Odin's zusammen mit Wee Mary. Kait hatte mittlerweile schon aufgegeben.«
Wieder nickte Allie nur.
»In der Nacht, als sie Jake bekam, war ich zu betrunken, um sie ins Krankenhaus zu fahren. Mein Dad fuhr uns. Ich erinnere mich kaum noch an Jakes Geburt.«
Das erstickende Gefühl, das sich jedes Mal einstellte, wenn er an seine kurze Ehe mit Kait dachte, drohte ihm die Luft abzuschnüren wie eine unsichtbare, erbarmungslos zudrückende Hand an seiner Kehle. Gabe stand auf und starrte auf das dunkle Wasser unter ihnen, als er versuchte, seine ganze Selbstbeherrschung aufzubieten, um nicht laut zu schreien.
»Wir waren beide lausige Eltern für den kleinen Jake. Ich war ein Alkoholiker, der seine Sucht einigermaßen im Griff hatte, und verbrachte meine gesamte Zeit im Pub, um möglichst nichts mit meiner Frau und dem Baby zu tun zu haben. Und Kait zog sich einfach von allem zurück. Hauptsächlich kümmerten meine Mum und Wee Mary sich um Jake, während Kait herummaulte und entweder deprimiert oder wütend war. Dann begann auch sie zu trinken und schlief fast nur noch.«
Gabe hörte, dass seine
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