Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost
herum. Nichts.
Als er nach einem kurzen Moment wieder in den Spiegel blickte, sah er nichts Ungewöhnliches. Fluchend stützte er die Hände auf die Kommode und starrte auf den Fußboden. »Verdammt, Kait, was willst du von mir?«, fauchte er und rang nach Atem. Er hatte keine Angst vor ihr, aber es entnervte ihn, seine tote Frau zu sehen - besonders in der Gestalt, in der sie sich ihm zeigte. Und dass sie auch Jake benutzt hatte, um ihm Angst zu machen, brachte ihn nur noch mehr in Rage. Zwei Nächte hatte er nicht mehr von ihr geträumt, und sie war auch nicht zu ihm gekommen.
Doch nun schien sie wieder hier zu sein.
Entweder das, oder er war tatsächlich auf dem besten Weg, verrückt zu werden.
»Was willst du?« Er hob den Kopf, und wieder starrte Kait ihn aus dem Spiegel an. Aber er hielt ihrem Blick stand und ließ sie keinen Moment aus den Augen. Es war das erste Mal, dass sie ihm am helllichten Tag erschien, und sie sah entsetzlich aus. Stellenweise fehlten ihr die Haare, und was davon noch übrig war, war mit Algen verwoben. Ihre Augenhöhlen waren wie schwarze Löcher. Gabe runzelte die Stirn, als wilde Wut in ihm aufstieg. »Ich will, dass du gehst, Kait. Du gehörst nicht mehr hierher!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Geh und lass uns in Ruhe!«
Kait starrte ihn lange an, bevor das, was einst ihr Mund gewesen war, sich öffnete. Sie hatte keine Lippen, keine Zunge mehr, um Worte zu bilden, nur ein großes, klaffendes Loch anstelle eines Mundes. Und trotzdem war ihre Stimme noch zu hören.
Sie sah ihm direkt in die Augen. »Schick sie weg.«
Ausgerechnet in dem Moment klopfte jemand an die Tür.
Gabe blinzelte, und Kaits Bild im Spiegel löste sich auf.
Mit einem schweren Seufzer holte er tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Aye, es ist offen.«
Die Tür öffnete sich einen Spalt, und sein Bruder steckte den Kopf herein. »Oh, du siehst ja umwerfend aus, Bruder. Aber hör jetzt auf, dir das Haar zu locken und deine Fußnägel zu lackieren und komm herunter, aye?«
Gabe schüttelte den Kopf.
Hauptsächlich, um das aus seinen Gedanken zu verbannen, was sich eben ereignet hatte.
Und was ihn wahrscheinlich auch weiterhin heimsuchen würde.
Gabe knuffte Sean in die Schulter, als sie das Zimmer verließen, und er konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob diese Albträume jemals aufhören würden.
Und ob Kait ihn je in Ruhe lassen würde.
Sean sah seinen älteren Bruder an, als sie Seite an Seite den Korridor hinuntergingen. »Ich habe heute Morgen mit deinem Mädchen gefrühstückt. Sie hat einen Appetit wie ein Rugbyspieler.«
Gabe lachte und spürte, wie seine Anspannung ein wenig nachließ. »Das gefällt mir an ihr.«
Sean lachte. »Ja, das ist eine sympathische Eigenschaft«, stimmte er seinem Bruder zu und kratzte sich am Kopf. »Ich frage mich, ob wohl alle amerikanischen Frauen so wie Allie Morgan sind? Bist du sicher, dass du sie willst, Bruder? Falls nicht, würde ich sie gern nehmen.«
»Klar will ich sie.«
Sean lachte. »Na, das freut mich aber zu hören. Außerdem«, sagte er augenzwinkernd, »hat sie Schwestern.« Er hielt drei Finger hoch. »Drei sogar.«
Inzwischen hatten sie den Treppenabsatz erreicht, und Gabe blieb stehen.
Seine Eltern saßen an einem kleinen Tisch in einer der Fensternischen, Leona an der Bar. Wee Mary hatte sich an einen Tisch in der Nähe der Tür gesetzt - wahrscheinlich, um den besten Blick zu haben -, und Allie stand hinter der Bar, als bediente sie.
Sie lächelte ihn an und zuckte die Schultern.
Wie immer sah sie ganz entzückend aus.
Und wer auch immer sich den Pub ansehen wollte, hatte keine Ahnung, was für ein Morgen ihn erwartete.
Gabe grinste die anderen an und schüttelte den Kopf. »Gut. Dann lasst es uns über die Bühne bringen, aye?«
Ein Chor von ayes kam von seinen Komplizen.
Ihre Begeisterung ließ ihn fast den Zwischenfall mit Kait vergessen.
Sean setzte sich auf einen der Barhocker, und mit einem resignierten Seufzer nahm Gabe seinen Platz an der Eingangstür ein.
Minuten später fuhr ein mittelgroßer, dunkelblauer Wagen vor. Ein großer, schlanker Mann stieg aus, schloss die Tür und beschattete seine Augen, als er zur Bucht hinunterblickte. Gabe beobachtete ihn einen Moment, als er dort stand und die spektakuläre Aussicht in sich aufnahm.
Dann ging Gabe hinaus, um den Mann zu begrüßen. Er hatte ein schlechtes Gewissen wegen dem, was Wee Mary Streiche nannte, aber es war die einzige
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