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Der Geist des großen Büffel

Der Geist des großen Büffel

Titel: Der Geist des großen Büffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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scheußlich schmeckenden Gebräu in den Mund und wickelte
ihr feuchte Blätter um den Fuß. Auch uns gab er eine unsagbar bittere
Flüssigkeit zu trinken. Vermutlich war es ein Schlaftrunk. Ich zog mir ein paar
Tierhäute über die Ohren und kann mich an weiter nichts erinnern. Ich wachte
erst wieder auf, als die Sonne die Zeltwände durchleuchtete und das
Indianerlager schon voller Lärm und Leben war.
    Meine
Stimmung hatte sich sehr gebessert. Über Nacht war mir ein sehr guter Gedanke
gekommen. Dank sei dem Trank des Medizinmannes!
    Auch
meinen Freunden ging es leidlich. Sie sehnten sich danach, wieder frei
herumzulaufen.
    Meine
Sorge galt meiner Fotoausrüstung. „Hör mal“, fragte ich Onkel Berni, „gestern
war das Krokodil in der Kiste, die wir aus Bloodywood -Castle
mitgebracht haben. Wo sind nun mein Apparat, die Platten, der Entwickler! Ich
brauche sie dringend. Hast du all dies etwa irgendwo aus dem Wagen gekippt?“
    „Warum
denn? Dein Kram ist in dem Kasten, den uns die Millers geliehen haben.“
    „Dann
bin ich beruhigt.“
    Ich
gedachte, mir den Glauben — oder besser — den Aberglauben der Indianer zunutze
zu machen. Ich rief laut nach dem Häuptling.

Meine Wette
     
    Häuptling
Kleiner Stier klappte das Fell des Zelteinganges auf und stand so gegen das Licht,
daß sein Gesicht im Schatten lag. „Du hast Angst! Ich wußte, daß du um Gnade
winseln würdest.“
    „Im
Gegenteil! Häuptling Kleiner Stier hat Angst, von mir besiegt zu werden, daher
will er, daß zuerst meine Freunde gegen seine Krieger kämpfen. Er denkt, daß er
sich selbst danach drücken kann...“
    „ Uffuff !“
    „Ich
werde das Gesicht des Häuptlings zerstören!“
    „Ich
werde deinen Skalp an meinem Gürtel tragen.“
    „Ich
biete dem Häuptling diese Wette an: ich werde sein Gesicht zerschneiden, ohne daß
er den geringsten Schmerz dabei empfindet.“
    „Wenn
ich Schmerzen empfinde, werde ich es nicht zeigen.“
    „Du
wirst nichts merken. Ich werde dein Gesicht durch zwei sich überkreuzende
Messerschnitte zerstören, mitten über der Nase. Aber Häuptling Kleiner Stier
wird nichts spüren.“
    „Hoffst
du, daß ich vorher in den ewigen Jagdgründen sein werde?“
    „Keineswegs.
Du wirst mir zusehen. Ja, noch mehr: ich werde dir hinterher dein unzerstörtes
Gesicht wieder schenken, es wird nicht die kleinste Narbe zurückbleiben.“
    „Dazu
wird es nicht kommen, denn ich werde dich vorher töten. Aber wenn du das
könntest, wärest du ein Zauberer.“
    „Vielleicht
bin ich das“, antwortete ich. „Will Häuptling Kleiner Stier nicht wissen, ob
ich die Wahrheit spreche?“
    „Du
willst mein Gesicht zerschneiden, ich soll nichts davon spüren und hinterher
keine Wunden und Narben haben? Du willst mich betrügen: du hoffst, daß ich mich
wehrlos unter dein Messer lege, damit ich dir meines nicht ins Herz stoße.“

    „Du
irrst, und ich werde es dir beweisen. Solltest du nämlich den geringsten
Schmerz empfinden, kannst du alle meine Freunde und auch mich am Marterpfahl
sterben lassen. Wenn eines meiner Worte unwahr sein sollte, töte uns alle!
Sagte ich aber die Wahrheit, so gib uns alle frei,
niemand braucht zum Kampf anzutreten. Wir werden dein Lager verlassen.“
    „Der
Medizinmann hat gestern die Geister befragt. Der Rat der alten Männer hat
gesprochen. Häuptling Kleiner Stier kann nichts mehr ändern.“
    „Bist
du der Häuptling oder ein Waschweib?“
    „ Uffuff ...“
    „Höre
noch eines: du darfst immer so weit von mir entfernt bleiben, daß meine
Messerspitze dich gar nicht berühren kann!“
    „Und
trotzdem willst du mein Gesicht zerschneiden!“
    „So,
daß jeder deiner Männer es sieht!“
    „ Uffuff ... Aber meine Krieger wollen kämpfen. Piepsende Maus
ist begierig darauf, dem dicken Bleichgesicht das Messer zwischen die Rippen zu
stoßen.“
    „Sehr
angenehm“, brummte nun Cookie. „Er will mir sein Messer ins Herz stoßen, genau
ins Herz, von vorne durch die Brust?“
    „Von
vorne ins Herz. Piepsende Maus wird seinen Gegner niemals von hinten
angreifen.“
    „Hm“,
Cookie überlegte. „Vielleicht sollte ich mich einmal als Held erweisen?“
    „Fabelhaft,
Cookie!“ ermunterte ihn Onkel Rab — ausgerechnet er.
    Ich
aber flüsterte ihm zu: „Übernimm dich nicht.“
    „Nein, Mylord “, antwortete er verschmitzt. „Unter einer
Bedingung: Mylord müssen mir das Frackhemd leihen!“
    „Mit
tausend Freuden!“ rief ich erleichtert und lachte.
    Da
sagte Cookie verächtlich zu

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