Der Geist des Highlanders
waren, die ihrer Königin missfallen hatten und jetzt dafür eine schwere Strafe verbüßten. Er betrachtete eine Lampe genauer. Nein, es stimmte, hinter dem Glas waren keine Wesen, nur etwas, das aussah wie eine Schnur.
Er blickte zum Spiegel und sah ... sich selbst. Er betrachtete sein unrasiertes Gesicht, studierte sein Kinn, blickte sich tief in die Augen und fuhr sich prüfend durch die Haare. Er war ein wenig verwundert darüber, dass seine verstorbene Frau ihn tatsächlich so viel weniger anziehend gefunden hatte als den Franzosen.
Nun ja, der Franzose hatte ein gewisses je ne sais quoi besessen. Und selbst Connor musste zugeben, dass jener vor sei-
nem frühen und wohlverdienten Ende hübsch anzusehen gewesen war. Na ja, seine gallischen Züge fielen jetzt sicher schon der Verwesung zum Opfer, aber diesem angenehmen Gedanken würde er sich zu einem späteren Zeitpunkt widmen.
Nein, Morag hatte ihn nie besonders angenehm gefunden, und es war dumm von ihm gewesen, sie zu heiraten. Sie hatte unwillig das Bett mit ihm geteilt, ihm nur widerstrebend Kinder geboren und jeden Vorwand gesucht, um aus seinem Schloss und seinen Armen zu fliehen. Es war schon gut, dass er sie los war.
Mit seinen Kindern verhielt es sich jedoch anders.
Aber da allein schon der Gedanke an sie seine Augen feucht werden ließ, wandte er seine Aufmerksamkeit etwas anderem zu. Er rasierte sich mit seinem Messer, und als er fertig war, fühlte er sich ein wenig besser. Er erkundete das Wunder des Waschbeckens, sah jedoch davon ab, es auseinanderzunehmen. Er hatte das gestern Abend mit der Dusche versucht, und auf einmal war eine äußerst verärgerte Mrs Pruitt aufgetaucht, die er mit seinem Fluchen anscheinend geweckt hatte.
Heute wusste er es besser. Er nahm sich ein rosafarbenes Handtuch, das ungewöhnlich weich war, entkleidete sich und trat in die Dusche, die für wesentlich kleinere Männer gemacht war. Aber sie war ein Wunder an Reinlichkeit, und er genoss das warme Wasser.
Mrs Pruitt war trotz der späten Nachtstunde bereit gewesen, ihm alles zu erklären, weil er darauf brannte, das Badezimmer zu erkunden. Sie hatte ihm gezeigt, wie die Dusche funktionierte und ihm gesagt, was in die Toilette gehörte und was nicht. Allerdings war sie wesentlich ungeduldiger mit ihm gewesen als Victoria, und bevor sie ihn mit einer Reihe von Flaschen mit duftendem Inhalt allein ließ, bat sie ihn in barschem Tonfall, nicht mehr so laut zu fluchen.
Er trocknete sich ab und betrachtete seine Kleider. Nun, die konnten sicher eine Wäsche vertragen. Er ergriff sie mit einer Hand, nahm sein Handtuch in die andere und verließ das Badezimmer auf der Suche nach einer Wäscherin.
Auf dem Flur standen ein Mann und eine Frau mit drei kleinen Mädchen. Die Frau sah ihn und schrie laut auf.
Connor schrie ebenfalls vor Schreck.
»Laird MacDougal!«, rief Mrs Pruitt aus.
Er drehte sich zu ihr um. »Ja?«
Mrs Pruitt wies ungeduldig auf seine untere Körperregion. »Bedecken Sie sich, wenn ich bitten darf!«
Rasch schlang er sich das Handtuch um die Taille. Daran hätte er auch selbst denken können. Dann reichte er ihr seine Kleidung.
»Wascht sie!«, befahl er.
Damit wandte er sich zum Gehen. Den neuen Gästen, die ihn empört anstarrten, nickte er zu.
»Verzeiht«, sagte er höflich. »Ich bin neu hier in der Zukunft. «
Sie sahen ihn an, als ob sie kein Wort von dem, was er sagte, verstehen könnten. Die kleinen Mädchen schauten ihn mit großen Augen an. Das kleinste lächelte.
Nun, sie sahen ganz bestimmt nicht aus wie Feenkinder. Vielleicht sagte Victoria ihm ja die Wahrheit. Es waren bestimmt schon seltsamere Dinge passiert, als dass ein Mann sich auf einmal in der Zukunft befand.
Aber es spielte keine Rolle. Er würde bald wieder zu Hause sein. Im Moment jedoch wollte er sich erst einmal noch ein wenig umsehen.
Er klopfte, bevor er die Bibliothek betrat. Victoria war nicht da. Sein Herz sank, aber er rief sich rasch zur Ordnung. Bei allen Heiligen, es war ja schließlich nicht so, als ob ihm die Frau etwas bedeutete ...
Plötzlich sah er sie deutlich vor sich: Victoria mit offenen Haaren, die in einem Sessel vor dem Feuer saß, ihn mit Tränen in den Augen anblickte und ihn anflehte zu ...
»Oh, Entschuldigung.«
Connor drehte sich um und sah sie in der Tür stehen. Offensichtlich hatte er das Zimmer, ohne es zu merken, bereits zur Hälfte durchquert. Er nickte.
»Nein, ich muss mich entschuldigen«, sagte er. »Ich war ... nun, ich
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