Der Geist des Highlanders
scheine Wachträume zu haben.« Er blickte sie ein wenig hilflos an. »Anders kann ich es nicht beschreiben.«
»Wachträume«, wiederholte sie. »Das ist interessant.«
Er runzelte die Stirn. »Haltet Ihr mich für verrückt?«
»Nein«, erwiderte sie. »Ihr braucht allerdings etwas anzuziehen.«
Er blickte auf sein rosafarbenes Handtuch. »Ich habe die Gäste erschreckt.«
»Habt Ihr Euch wenigstens mit dem Handtuch bedeckt?«
»Zuerst nicht.«
Sie lachte.
Connor hätte sich am liebsten kurz gesetzt.
Bei allen Heiligen, die Frau war atemberaubend. Er sank in einen Sessel vor dem Kamin und blickte sie an. Sie trug die Haare offen und hatte wieder diese seltsamen blauen Beinkleider an, in denen er sie ...
In seinen Träumen hatte er sie darin gesehen.
Er schüttelte den Kopf, aber das Bild verschwand nicht. Er blinzelte, gab es aber dann auf. Wenn sein armes benebeltes Hirn zu glauben wünschte, er hätte von ihr geträumt, dann konnte er nichts dagegen ausrichten.
Blaue Beinkleider und eine weiße Tunika mit Knöpfen vorne. Ah, Knöpfe. Er hatte schon davon gehört. Später würde er sie sich genauer ansehen, später, wenn er eine Gelegenheit fände, sie in die Arme zu ziehen und zu küssen.
Sein Unterkiefer fiel herunter. Bei allen Heiligen, woher kamen diese Gedanken?
»Laird MacDougal?«, fragte sie. »Ist Euch nicht wohl?«
»Connor«, sagte er automatisch. Mittlerweile wunderte er sich schon nicht mehr darüber, dass er sich selbst nicht mehr im Griff hatte. Er erlaubte nie jemandem, ihn beim Vorna-men zu nennen. Selbst seiner Frau hatte er es erst nach Jahren gestattet.
Vermutlich war er ab und zu recht grob gewesen.
»Connor«, sagte sie langsam. »Darf ich Euch so nennen?«
»Darf ich Victoria zu Euch sagen?«
Wieder lächelte sie, und es traf ihn mitten ins Herz. »Sehr gerne.«
»Mir würde es auch gefallen.« Er griff sich an die Stirn, um zu fühlen, ob er Fieber hatte. Nein. Vielleicht war die Dusche zu viel für ihn gewesen. Das nächste Mal würde er lieber ein Bad nehmen und nicht so viel von der Seife benutzen, die nach Früchten roch.
»Mein Bruder hat oben sicher ein paar Kleider. Wollt Ihr mitkommen und sie Euch ansehen?«
»Natürlich.«
»Möglicherweise sind die Sachen zu klein, aber wir können es ja probieren.«
»Wie Ihr wollt. Gegen dieses rosafarbene Tuch wird alles gut aussehen.«
»Da wäre ich mir gar nicht so sicher.« Lächelnd ging sie voraus.
Connor folgte Mistress Victoria McKinnon die Treppe hinauf und den Flur entlang zu einem sehr eleganten Zimmer mit Möbeln, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Es war ein Zimmer wie in einem Königspalast.
Vorsichtig ließ er sich auf der Bettkante nieder und wippte ein paar Mal.
Victoria lachte wieder, und er dachte bei sich, dass er zu einigem bereit wäre, wenn er nur dieses Lachen hören konnte.
»Schön, nicht wahr?«, sagte sie und strich über einen der Bettpfosten.
»Ja, sehr.«
»Sechzehntes Jahrhundert.«
Er blinzelte. »Was?«
»Es wurde gefertigt, als Elizabeth Tudor Königin war.« Sie blickte ihn an. »Vor vierhundert Jahren.« Sie schwieg kurz, dann fuhr sie fort: »Sie hatten keine Kinder, deshalb war James der Sechste gleichzeitig König von Schottland und England.«
Er hörte ihr zu, wobei er sich verzweifelt ein starkes Getränk wünschte. »Es ist gut, dass ein Schotte auf dem englischen Thron saß«, stieß er hervor.
»Ihr werdet einige der historischen Ereignisse höchst interessant finden.«
»Historische Ereignisse?«
»Die Dinge, die zwischen Eurer Zeit und der heutigen passiert sind. Aber zuerst einmal braucht Ihr etwas anzuziehen.« Sie drehte sich um und kramte im Schrank. Dann reichte sie ihm einige Kleidungsstücke. »Hier. Ich glaube, Ihr könnt Euch denken, wie man sie anzieht.«
Connor blickte auf die Sachen. Blaue Beinkleider, wie Victoria sie trug ...
Ah, Knöpfe! Erfreut betrachtete er das Hemd, das sie ihm gegeben hatte. Einige Minuten spielte er daran herum, aber als er aufblickte, um sich bei Victoria zu bedanken, war sie verschwunden und die Tür war geschlossen. Connor legte Hemd und Beinkleider beiseite und betrachtete die übrigen Sachen.
Vermutlich handelte es sich um Unterkleider. Er zog die Dinger über seine Füße, schlüpfte in die kurzen Beinkleider und nahm sich die langen vor ... Nachdenklich hielt er inne.
Jeans.
Das Wort war auf einmal in seinem Kopf. Er zuckte mit den Schultern. Ja, das waren wohl Jeans. Er zog sie an, knöpfte sie zu, als
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