Der Geist des Highlanders
habe er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan, und schlüpfte dann in das Hemd. Suchend blickte er sich nach einem polierten Glas um.
Er runzelte die Stirn. Die Ärmel reichten ihm nicht bis an die Handgelenke, und das Vorderteil spannte über der Brust.
Die Jeans endeten kurz über seinen Knöcheln, was ihn nicht weiter störte, aber sie waren viel zu eng, und er fragte sich, ob er sich damit überhaupt würde hinsetzen können.
Nun, zur Not würde er stehen, bis seine eigene Kleidung getrocknet war. Auf jeden Fall würde er jetzt die Einheimischen bestimmt nicht mehr erschrecken. Zufrieden öffnete er die Tür und trat in den Flur hinaus.
Dort lehnte Victoria an der Wand und schien auf ihn zu warten. Ihre offenen Haare fielen über ihre Schultern und ihr Gesicht. Sie hob den Kopf und blickte ihn an.
Er stolperte. Verdammter unebener Boden. Dieses Gasthaus war einfach schlecht gebaut.
Sie starrte ihn an, als hätte sie noch nie zuvor einen Mann gesehen. Er runzelte die Stirn.
»Stimmt etwas mit meiner Kleidung nicht?«
Sie schien unter Schock zu stehen. Aber vielleicht war es auch kein Schock.
War es Begehren? Das wäre ihm nicht unrecht gewesen. Bewunderung? Weniger schmeichelhaft als Begehren, aber auch nicht schlecht.
Schließlich warf sie die Haare zurück und band sie zu einer Art Pferdeschwanz zusammen. Freundlich blickte sie ihn an.
Er runzelte die Stirn. Was verbarg sie vor ihm?
»Wie wäre es mit Frühstück?«
»Was verbergt Ihr vor mir?«, fragte er.
Sie blinzelte. »Verbergen?«
»Ja, Ihr verschweigt Eure Gedanken. Hört auf damit, und sagt mir aufrichtig, was Ihr denkt.«
»Oh«, sagte sie und lächelte verlegen. »Ich habe gerade gedacht, wie schade es ist, dass Ihr so bald schon wieder nach Hause zurückkehren müsst.«
»Weil ich Eure Zukunftskleidung angezogen habe?«
Sie überlegte, schüttelte dann aber den Kopf. »Es gefällt mir, meine Zeit durch Eure Augen zu sehen. Das wird mir fehlen«, erwiderte sie.
»Eure Augen sind feucht.« - »Ich habe eine Allergie.« -»Eine Allergie?«
»Blumen bringen mich zum Niesen.«
»Nun, dann riecht nicht mehr daran.« Er wies zur Treppe. »Jetzt hätte ich gerne ein Frühstück, wenn es Euch recht ist. Und dann werden wir den Tag Nutzen, um Eure Wunder zu erkunden. Heute Abend muss ich nach Hause.«
»Natürlich.«
»Ich brauche sobald wie möglich meine Sachen zurück. Diese hier sind ein wenig zu klein.«
»Mein Bruder ist nicht so groß wie Ihr. Aber da ich Euch sonst nur etwas von mir anbieten hätte können, ist das wohl die bessere Wahl.«
»Und es ist wesentlich besser als das rosafarbene Handtuch. Ich habe es übrigens aufs Bett gelegt.« Er holte es rasch und wandte sich dann erneut an Victoria. »Gibt es jetzt Frühstück?«
»Ja, sicher.«
Er folgte ihr in die Küche, reichte Mrs Pruitt das Handtuch und setzte sich an den Tisch, um eine herzhafte Mahlzeit zu sich zu nehmen.
Als sie fertig waren, lehnte er sich zurück und blickte Victoria an. »Ich möchte gern das Schloss sehen.«
»Natürlich.«
Während er ihr aus dem Gasthaus folgte, fragte er sich, warum sie so fügsam war. Er hatte sie eigensinniger in Erinnerung.
Mitten auf dem Weg blieb er stehen. Kopfschüttelnd blickte er Victoria an. »Ich fürchte, wenn ich zu lange hier bleibe, verliere ich noch den Verstand.«
»Geht, wenn es sein muss«, erwiderte sie leise.
»Aber bis dahin bleibt Ihr bei mir?«
»Wenn Ihr es wünscht.«
»Ich wünsche es.«
Beinahe gegen seinen Willen bot er ihr auf einmal seinen
Arm an, als wolle er eine feine Dame zu einem festlichen Ereignis begleiten. Verblüfft betrachtete er seine eigenen Gliedmaßen.
Bei allen Heiligen, er stand tatsächlich kurz davor, wahnsinnig zu werden.
Victoria legte ihm die Hand auf den Arm. Er hielt den Atem an.
Sie blickte zu ihm auf. Tränen standen ihr in den Augen. Er zuckte zusammen.
»Bei allen Heiligen, Victoria McKinnon«, sagte er kopfschüttelnd, »wenn es Euch quält, mich zu berühren, könnt Ihr mein Angebot ja ablehnen.«
»Es quält mich nicht.«
Er grunzte. »Dann hört auf zu weinen. Ich weiß langsam nicht mehr, was ich davon halten soll. Es verunsichert mich.«
Sie lächelte ihn an. »Ich versuche aufzuhören.«
Er nickte, und sie gingen weiter den Weg entlang, bis sie auf die Straße einbogen, die zum Schloss führte. Auf einmal hatte Connor das Gefühl, er sei hier schon Hunderte von Malen entlanggegangen. Aber das war doch nicht möglich. Gab es vielleicht eine
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