Der Geist des Highlanders
federngeschmückten Hut auf seinem Kopf fest, über dem anderen Arm trug er Kleidungsstücke. Ein Samtumhang von unbestimmter Farbe umwallte ihn.
Connor starrte ihn fasziniert und entsetzt zugleich an. Er hatte nicht viel Erfahrung mit diesen Dingen, es sah jedoch so aus, als habe Hugh beschlossen, als Gespenst sein Unwesen zu treiben. Aber vermutlich sollte ihn das nicht überraschen, dachte Connor.
Schließlich war Hugh ein McKinnon.
Er wartete, bis Hugh im Haus war, dann trat er ans Küchenfenster und spähte hinein.
Da waren sie versammelt: Ambrose MacLeod, Hugh McKinnon und Fulbert de Piaget. Connor kannte sie, er hatte jeden einzelnen von ihnen schon einmal im Turnier besiegt. Er konnte sie nicht leiden. Die alten Kuppler! Hatten sie denn nichts Besseres zu tun, als sich in die Angelegenheiten armer, unglückseliger Sterblicher einzumischen, die ihre Liebe auch ohne ihre Hilfe gefunden hätten?
Connor drückte sein Ohr an die Tür. Als er jedoch nichts hörte, drückte er es durch die Tür. Das war schon besser, allerdings immer noch unbefriedigend. Also schob er sein Gesicht hinterher, damit er sowohl hören als auch sehen konnte. Die Männer waren viel zu sehr in ihre Unterhaltung vertieft, als dass sie auf ihn geachtet hätten.
»Hugh«, fragte Ambrose mit kippender Stimme, »was soll dieser Aufzug?«
Fulbert gab entsetzte Laute von sich. Connor konnte ihm da nur zustimmen, aber er enthielt sich jedes Kommentars.
Hugh nahm die Kopfbedeckung ab und deutete eine Verbeugung an. »Theaterkostüme.« Schwungvoll zog er sein Schwert, aber es verfing sich in seinem Umhang, sodass es nutzlos zu Boden polterte. »Das muss so sein«, sagte er rasch. »Schließlich sollen die Schauspieler sich ja nicht gegenseitig umbringen ...«
»Und woher weißt du das?«, fragte Ambrose misstrauisch.
»Nun, ich hatte ein wenig Muße und war erst in Frankreich, aber dann reizte mich New York doch mehr.«
»New York?«, echote Fulbert.
»Ja«, erwiderte Hugh und blickte verträumt in die Ferne. »Der Broadway, Central Park. Diese laut schreienden Taxifahrer in ihren schnellen, gelben Automobilen ...«
Ob Hugh wohl den Verstand verloren hatte? Taxifahrer? Schnelle gelbe Automobile?
»Willst du damit andeuten, dass du tatsächlich in New York City warst?«, fragte Ambrose.
Hugh reckte trotzig das Kinn. »Ich hielt es für das Klügste, ein paar Nachforschungen anzustellen, bevor das Ensemble eintrifft.« Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Seine Waffen und die wissenschaftlichen Instrumente, die er mitgebracht hatte, und die tatsächlich so aussahen, als stammten sie aus elisabethanischer Zeit, fielen klirrend zu Boden.
Ambrose bedeutete ihm zischend, leise zu sein. »Willst du das gesamte Haus aufwecken?«
Hugh runzelte die Stirn. »Ich habe mich immerhin vorbereitet. Du dagegen scheinst nichts in den Händen zu halten, was uns voranbringt.«
Ambrose tippte sich vielsagend an die Stirn. »Das ist alles hier drin, guter Mann. Ich habe Stunden damit verbracht, Geheimnisse auszuspionieren, mir wichtige Details zu merken, Entdeckungen ...«
»Welches Stück wird denn aufgeführt?«, unterbrach Hugh ihn.
Connor hätte den Titel fast herausgesprudelt, biss sich jedoch noch rechtzeitig auf die Zunge.
»>Hamlet<«, mischte sich Fulbert ein.
»Und woher weißt du das?«, fragte Ambrose.
»Ich habe gelauscht.«
Connor zuckte mit den Schultern. Er konnte Fulbert keinen Vorwurf machen, schließlich tat er ja nichts anderes.
»Wo denn?«, fragte Ambrose. »Wo hast du denn gelauscht?«
»In London«, erwiderte Fulbert. »Ich wollte mich nur
selbst vergewissern, dass die junge Megan MacLeod McKinnon ...«
»De Piaget«, ergänzte Hugh.
Fulbert warf ihm einen finsteren Blick zu und fuhr dann fort: »Ich wollte mich nur vergewissern, dass die junge McKinnon, die meinen Neffen geheiratet hat, ihn nicht vom Arbeiten abhält. Schließlich ist mein Neffe Gideon de Piaget, wie wir alle wissen, der mächtige, äußerst qualifizierte Leiter eines riesigen internationalen Unternehmens.«
»Ich will doch hoffen, dass du meine süße Enkelin Megan
- denn das ist sie ja, wenn auch um einige Generationen versetzt - nicht belästigt hast?«, wollte Ambrose wissen.
Fulbert zuckte mit den Schultern. »Nicht sehr. Sie hat nur einmal gekreischt, aber das war nicht meine Schuld.«
Connor griff mit der Hand durch die Tür, um sich nachdenklich übers Kinn zu streichen. Vielleicht hatte er Fulbert ja zu streng beurteilt. Er
Weitere Kostenlose Bücher