Der Geist des Highlanders
Begleitung auftauchte? Und hatten sie sich nicht auf Anhieb gut verstanden? Er hatte doch gemeint, dass die Bühne über Tumult in der Teekanne das Originellste wäre, was er seit Langem gehört hatte. Und hatte er nicht vorgeschlagen, sie sollten sich dort so bald wie möglich auf einen Cappuccino und Brombeer-Scones treffen?
Sie hielt inne. Ja, gut, aber dann hatte es fast ein Jahr gedauert, weil Michael ihre Telefonnummer nicht mehr gefunden hatte. Aber er war eben ein sehr beschäftigter Mann.
Als Thomas ihr sein Schloss angeboten hatte, hatte sie sofort Michael angerufen und ihm die Rolle angeboten. War es reines Glück gewesen, dass er sofort zugesagt hatte? Wahrscheinlich nicht, denn er hatte gemeint, er fände es geradezu unheimlich, dass sie ihm ausgerechnet jetzt so eine wunderbare Rolle anbieten würde, wo er gerade frei war.
Unheimlich.
Victoria nickte. Das war sicher alles den kuppelnden Gespenstern zu verdanken.
Sie wünschte ihrer Schwester eine gute Nacht und ging in ihr Zimmer. Während sie sich die Zähne putzte, überlegte sie, was sie morgen alles erledigen musste. Bis Michael eintraf, hatte sie ihren Jetlag sicher überwunden und konnte sich selbst um ihre Beziehung zu ihm kümmern.
Wenn sie jedoch nicht weiterkam, würde sie vielleicht tatsächlich einen ihrer Großväter einschalten, oder beide, aber diese schweren Geschütze würde sie sich für später aufheben.
Kopfschüttelnd hielt sie inne. Dass sie überhaupt darüber nachdachte, sagte einiges über ihren Geisteszustand aus. Sie war es nicht gewöhnt, dass die Dinge um sie herum ihren ganz eigenen Weg gingen. Gespenster hatten in ihren Plänen nichts zu suchen.
Nun, jedenfalls nicht hinter der Bühne.
Sie legte ihre Zahnbürste auf den Waschbeckenrand. Solange die Gespenster in der Küche des Gasthauses blieben, konnte sie mit ihnen umgehen. Wenn es jedoch zum Äußersten käme, mussten sie ihr eben einen Vertrag unterschreiben, dass sie sich aus ihrem Liebesleben heraushielten.
Lfm nicht länger über die Angelegenheit nachgrübeln zu müssen, ging sie zu Bett. Eigentlich glaubte sie weder an das Schicksal noch an Gespenster. Glück oder Liebe fand man nur aus eigener Kraft.
Dessen war sie sich absolut sicher.
4
»Mylord! Mylord! Mylord!«
Connor saß auf einem Stein mitten im Burghof, an dem der Schmied früher sein Schwert geschärft hatte. Er betrachtete den aktuellen Kandidaten für den Posten des Hauptmanns seiner Wache und seufzte leise. Wann würde endlich der Tag kommen, an dem ein Mann vor ihm stand, der dieses Postens würdig war?
Heute war dieser Tag anscheinend nicht.
Aber Robby Fergusson besaß wenigstens ein Quäntchen mehr Verstand als Angus Campbell. Leider verfügte er daneben jedoch auch über Charakterzüge, die besser zu einem Schäferhund passten als zu einem Hauptmann.
»Mylord«, sagte er gerade und sprang aufgeregt auf und ab. »Ich habe Neuigkeiten.«
»Dann steh still und teile sie mir mit«, rief Connor aus. »Bei allen Heiligen, Mann, mir dreht sich der Magen um, wenn ich dich so herumspringen sehen.«
Robby nahm Haltung an und machte triumphierend seine Meldung.
»Es ist jemand auf der Straße und kommt auf das Schloss zu.«
Connor überlegte. Es konnte ein Fremder sein, aber es konnte auch der Mann sein, der vor ein paar Tagen hier herumgelaufen war.
Oder es war Vau McKinnon.
Connor blickte auf sein glänzendes Schwert und lächelte. Dann sah er Robby an.
»So?«, sagte er freundlich. »Wer könnte das wohl sein?«
Robby blinzelte. »Nun, Mylord, ich habe keine Ahnung.«
»Mann oder Frau?« - »Das weiß ich auch nicht.« - »Freund oder Feind?« - »Ähm ...«
»Sterblich oder nicht?«
»Äh ...«
Connor schwang sein Schwert. Robby mochte es an Verstand fehlen, an Schnelligkeit jedoch mangelte es ihm nicht. Er duckte sich, um seinen Kopf zu retten, und dann ergriff er hastig die Flucht.
»Der nächste!«, bellte Connor.
Niemand schien freiwillig vortreten zu wollen.
Connor verdrehte die Augen und erhob sich. Einige der Männer kamen langsam angeschlendert, andere humpelten so schnell herbei, wie es ihre schmerzenden Gliedmaßen erlaubten. Connor lächelte zufrieden. Das waren diejenigen, die er auf dem Turnierplatz gequält hatte. Es ging doch nichts über ein paar Demütigungen, um widerspenstige Soldaten zur Ordnung zu rufen.
»Versteckt euch, bis ich euch Bescheid gebe«, sagte Connor freundlich. »Es kommt jemand, und ich hoffe zur Abwechslung auf einen Gegner, der
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