Der Geist des Highlanders
meiner Fähigkeiten würdig ist.«
»Ist es vielleicht der Irre von vor ein paar Tagen?«, fragte ein Mann nervös.
Connor grinste.
Ein paar der Männer wichen zurück und griffen sich an den Hals.
»Wenn er es sein sollte, wird er es bereuen«, erwiderte Connor mit Nachdruck. »Und wenn es jemand anderes ist, dann werde ich dafür sorgen, dass er etwas zu erzählen hat. Aber ich brauche keine Hilfe. Nicht, bevor ich Geister um mich habe, die es verstehen, richtig zu spuken.« Er blickte sie spöttisch an. »Ihr habt viel zu viel Zeit damit verschwendet, nach der Pfeife von Iolanthe MacLeod zu tanzen.«
»Aber, Mylord«, unterbrach ihn eine vorwitzige Seele, »sie war bis vor Kurzem doch Schlossherrin ...«
Connor sah ihn an. Es war ein besonders unangenehmer Blick, aber er war schließlich auch dazu gedacht, den Mann zum Schweigen zu bringen.
Abrupt schloss der Sprecher den Mund und versteckte sich hinter klügeren, schweigenden Schatten.
»Sie hatte vielleicht Ansprüche auf diesen Ort«, sagte Connor, »aber sie ist gegangen, und jetzt gehört er mir. Leider hat sie vorher noch aus euch allen Weiber gemacht. Wenn ihr gelernt habt, euch wieder wie Männer zu benehmen, dann könnt ihr an meiner Seite Unheil anrichten. Aber bis dahin spuke ich alleine.«
Die Männer traten schweigend ab.
Als er sich umdrehte, stand dieser weibische, albern gekleidete Roderick St. Claire neben ihm und blickte ihn amüsiert an. Connor verzog finster das Gesicht und griff nach seinem Schwert. Roderick hob abwehrend die Hände.
»Erstecht mich nicht«, sagte er lächelnd. »Ich bewundere nur Eure Vorgehensweise. Ich wünschte, ich hätte so viel Autorität wie Ihr. Wer, glaubt Ihr, kommt da? V. McKinnon?«
»Das hoffe ich«, erwiderte Connor gähnend. »Ich brauche endlich eine vernünftige Beschäftigung.«
»Ihr wollt diesen neuen McKinnon ernsthaft angreifen, nicht wahr?«
»Ja, das ist nur der gerechte Lohn für den Schaden, den Thomas angerichtet hat.«
»Ja, vermutlich«, sagte Roderick langsam. »Aber er ist weg, und das Schloss gehört Euch. Warum wollt Ihr dann seine armen Verwandten quälen?«
»Ich möchte nicht, dass einer von ihnen auf die Idee kommt, er sei hier willkommen«, grollte Connor. »Mit irgendwelchen McKinnons wäre es hier nicht auszuhalten.«
»Hm«, sagte Roderick nachdenklich. »Verstehe. Aber es ist durchaus möglich, dass dieser neue McKinnon Euch gefällt.«
Das schien Connor nicht einmal einer Antwort würdig. Natürlich war dieser neue Mann nicht akzeptabel. Er war schließlich ein McKinnon. Ein MacDougal wäre ihm doch völlig egal.
Connor blickte sich um. Er brauchte einen geeigneten Ort, von dem aus er den Fremden erschrecken konnte. Es gab viele Stellen, die seine Aufmerksamkeit erregten, aber am Ende entschied er sich für den großen Saal. Dort standen alte, schimmlige Möbel und ein paar umgekippte Steine. Ein solches Umfeld würde ausreichen, um einen Sterblichen in die Flucht zu schlagen.
»Mylord«, einer der Soldaten kam atemlos auf Connor zugerannt, »der Sterbliche kommt.«
Connor rieb sich erwartungsvoll die Hände. »Ich werde ihn im großen Saal erwarten. Sorg dafür, dass die anderen außer Sichtweite bleiben und sich von dort fernhalten. Ich möchte alleiniger Verursacher der Schreckensschreie sein.«
Der Mann nickte nervös und lief davon.
Connor warf Roderick einen Blick zu. »Habt Ihr genug Mumm für diese Tat?«
»Ich fühle mich geehrt, dass Ihr mich teilhaben lasst.«
Connor warf ihm einen misstrauischen Blick zu, um festzustellen, ob er sich über ihn lustig machte, aber Roderick verzog keine Miene. Es fiel Connor sowieso schwer, ihn einzuschätzen, da es zu seiner Zeit keine Männer gegeben hatte, die sich mit Rüschen und Spitze schmückten. Aber trotz seiner Vorliebe für weibische Kleidung konnte Roderick ganz gut mit dem Schwert umgehen, und wenn ihn das nicht ans Ziel brachte, dann konnte seine Zunge ebenso schneidend sein.
Jetzt jedoch war nicht die Zeit für grausame Worte; jetzt war die Zeit für gebührende Rache, und das war Connors Spezialität.
Er betrat den großen Saal und blickte sich zufrieden um. Hier war genügend Licht, um ihn in seiner ganzen Pracht erstrahlen zu lassen.
Stirnrunzelnd blickte er zum Himmel, den er leider sehen konnte, da das Dach fehlte, und schnaubte angewidert. Thomas McKinnon hatte versprochen, den Saal überdachen zu lassen, aber dann war er so davon abgelenkt, einem gewissen Mädchen den Hof zu machen, dass er
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