Der Geist des Highlanders
Schlosses und grinste übers ganze Gesicht. Der Auftritt in der Juilliard hatte Wunder gewirkt. Und das hier würde noch tausend Mal besser werden - wenn er nur alles in den Griff bekam. Wenigstens kam ihm heute General McKinnon nicht mehr in die Quere - wahrscheinlich war sie wieder im Gasthaus und wartete sehnsüchtig auf ihn. Nun, sie würde sich noch eine Weile gedulden müssen. Er hatte zu tun.
Michael verschränkte die Arme vor der Brust und genoss eine Weile das Gefühl, die Stelle des Regisseurs einzunehmen. Es war nicht so, dass ihm schauspielern nicht gefiel. Der Applaus, die Anerkennung, die Fans - all das genoss er in höchstem Maße. Aber Schauspieler zu sein bedeutete auch, der Gnade eines Regisseurs ausgeliefert zu sein, der - aus welchem Grund auch immer - stets zu denken schien, dass er das alleinige Sagen hatte.
Michael ließ sich nicht gerne von anderen etwas sagen.
Er begann, auf und ab zu gehen. Der Broadway war selbstverständlich auch eine Option, aber er wusste, dass er dort nur ein kleiner Fisch in einem großen Teich wäre, auch wenn er hier eine Hauptrolle hatte. Und außerdem müsste er auch dort von jemand anderem Weisungen entgegennehmen.
Natürlich hätte er auch selbst ein Theater aufmachen können, aber das würde bedeuten, Risiken einzugehen und seinen Lebensstandard beträchtlich herunterschrauben zu müssen. Wahrscheinlich hätte er dann auch seine Stammplätze in den teuren Restaurants, in die er gerne ging, verloren. Nein, es war viel besser, sich ins gemachte Bett zu legen.
So wie dieses hier.
Er blickte sich um und breitete die Arme weit aus. Ja, hier konnte er der König seines eigenen Schlosses sein. Shakespeare hatte das Globe gehabt, Fellini würde Thorpewold haben.
Er hielt inne und runzelte nachdenklich die Stirn.
Thorpewold ...
Na ja, für den Anfang würde es gehen. Wenn er erst einmal Schlossherr war, würde er einen anderen Namen wählen.
Es würde natürlich nicht so einfach sein, Victorias Bruder das Schloss abzuluchsen, aber darüber machte Michael sich jetzt noch keine Gedanken. Wozu hatte er schließlich seinen gerissenen Agenten? Er würde sich auf die Kunst konzentrieren.
Zuerst einmal musste er jedoch die Regie des Stückes übernehmen. Das würde, dachte er selbstgefällig, kinderleicht sein. Victoria war anscheinend so verknallt in ihn, dass sie ihm alles geben würde, was er wollte. Und wenn er die Produktion erst einmal kontrollieren würde und daraus das Meisterwerk, das ihm vorschwebte, gemacht hatte, dann würde Thomas McKinnon auch begreifen, dass seine Schwester eine lausige Regisseurin war. Er würde nur zu gerne auf Michaels Angebot eingehen, das Schloss zu übernehmen und eine Goldgrube daraus zu machen.
Er hatte es satt, sich die stümperhaften Monologe jämmerlicher Schauspielschüler anzuhören.
Ein kalter Hauch streifte plötzlich seinen Nacken.
Überrascht drehte Michael sich um, sah aber nichts.
Spukte es hier etwa?
Nachdenklich zog er eine Augenbraue hoch. Das konnte sich natürlich als Vorteil für ihn erweisen.
Andererseits erschreckte es ihn aber auch. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Unbehaglich ging er auf die Tore zu, wobei er das Bedürfnis unterdrückten musste, loszurennen.
Das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ nach, als er sich draußen auf dem Weg befand. Gott sei Dank. Er hatte wenig übrig für unheimliche Vorgänge. Wenn das Schloss erst einmal ihm gehörte, würde er sofort Geisterjäger bestellen.
Allerdings würde das Geld kosten, und er war immer knapp bei Kasse. Wie sollte er es am besten anfangen? Ob er ein paar Antiquitäten aus seinem Zimmer im Gasthaus verkaufen könnte? Die Möbel konnte er natürlich nicht herausschaffen, dazu waren sie zu schwer, aber es gab ein paar andere Kleinigkeiten, die leicht in seinen Koffer passten.
Er blieb stehen und blickte zurück zum Schloss. Ein triumphierendes Lächeln glitt über sein Gesicht. Begeistert von seiner eigenen Großartigkeit warf er sein Drehbuch in die Luft, dann ging er weiter den Weg zur Straße entlang.
Es würde ein wunderbarer Sommer werden.
Er spürte es einfach.
7
Connor stand am Ende des Weges, der zum Gasthaus führte, und fragte sich, ob er wohl den Verstand verloren hatte. Er war tatsächlich drauf und dran, hineinzugehen und MacLeod um einen Gefallen zu bitten. Er brauchte Unterstützung, damit er auf das Angebot dieser McKinnon eingehen konnte - einer McKinnon, die er noch einen Tag zuvor hatte töten wollen.
Beinahe
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