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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Gesicht war ein Meisterwerk der Schöpfung. Hohe Wangenknochen, eine Patriziernase, ein starkes, entschlossenes Kinn. Victoria hatte keine Ahnung, welche Farbe seine Augen hatten, aber sie wusste, dass in ihnen eine Intensität loderte, die ihre Knie weich werden ließ.
    Er unterhielt sich lebhaft mit Ambrose in einer Sprache, die sie für Gälisch hielt. Er lächelte nicht, aber das spielte keine Rolle. Sein Schwert war riesig, aber auch das spielte keine Rolle. Er hatte etwas so Befehlsgewohntes, Wildes, Skrupelloses an sich, dass sie ihn nur mit offenem Mund anstarren konnte, als hätte sie noch nie zuvor einen Mann gesehen.
    Was auch der Fall war, wenn sie dieses Exemplar so mit anderen verglich.
    Plötzlich sprang Ambrose zur Seite, und auch Victoria zuckte zusammen.
    »Vikki, du musst dich um deine Leute kümmern«, sagte Mary leise.
    Victoria kramte ihre verbleibenden Geisteskräfte zusammen und drehte sich um. Alle ihre Arbeiter starrten sie unbehaglich an. Nun ja, nicht alle, manche betrachteten die Ereignisse wohl auch als willkommenen Anlass zur Pause und verließen ihre Arbeitsplätze auf der Suche nach etwas zu trinken oder einem Plätzchen, an dem sie ihre Notdurft verrichten konnten.
    »Glaubst du, sie können das hier hören?«, flüsterte Victoria hinter vorgehaltener Hand.
    »Ich weiß es nicht, aber ich glaube, das wollen wir auch gar nicht unbedingt herausfinden.«
    Victoria traf eine spontane Entscheidung. Es war wichtig, dass ihre Leute nicht alle wie Gerard reagierten und abhauten. Also musste sie jetzt die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen.
    »Hier gibt es absolut nichts zu sehen«, sagte sie laut und in sehr bestimmtem Tonfall zu den Arbeitern. »Vor den Toren wird geprobt, mit Schwertern und allem Drum und Dran, und das hallt hier im Hof wider.«
    Die Männer gingen achselzuckend wieder an die Arbeit.
    Victoria wandte sich an ihre Begleiter und klatschte in die Hände. »In Ordnung«, sagte sie, »lasst uns jetzt hier ebenfalls zum Ende kommen.«
    Connor MacDougal ließ beinahe das Schwert sinken. Leider hielt er jedoch auf halber Höhe inne, sodass die Spitze jetzt auf sie zeigte.
    »Wie kommt gerade Ihr dazu, mir zu sagen, was ich zu tun habe?«, fragte er wütend.
    »Sie machen meinen Arbeitern Angst.«
    Er rammte sein Schwert in den Boden und trat dicht vor sie hin. »Ich habe noch nicht einmal damit angefangen, ihnen Angst einzujagen«, grollte er.
    »Wer hat denn gesagt, dass Sie es überhaupt tun sollen?«
    »Ich bin der Herr über dieses Schloss, und ich bestimme, was hier geschieht.«
    Victoria zwang sich, nicht zu schlucken. Sie war sich ziemlich sicher, dass sein Schwert nicht echt war. Seine einzige Waffe war verbale Einschüchterung.
    Hoffentlich hatte sie recht.
    »Meinetwegen können Sie erzählen, was Sie wollen«, erklärte sie. »Lassen Sie nur meine Leute in Ruhe.«
    »Und wenn es mir gefällt, sie schreien zu hören?«, fragte er schlau.
    »Dann schicke ich Ihnen die Geisterjäger auf den Hals«, drohte sie.
    »Ha!« Er schnaubte verächtlich. »Vor denen fürchte ich mich nicht.«
    »Das würde ich mir noch mal überlegen, MacDougal«, sagte Ambrose schaudernd. »So ein Haufen Geisterjäger raubt Euch den Schlaf.«
    Connor wirkte nicht recht überzeugt.
    Victorias Gedanken überschlugen sich. Sie war an den Umgang mit Männern gewöhnt, deren einzige Sprache Geld war. Konnte es sich bei einem Geist wirklich so anders verhalten? Sie musste sich doch nur auf seine Währung einstellen - das waren wahrscheinlich Schreie.
    »Ich schlage Ihnen einen Handel vor«, sagte sie. »Wenn Sie meine Leute in Ruhe lassen, dann dürfen Sie mich für so viele Tage verfolgen, wie wir hier im Schloss sind.«
    Er hielt inne und überlegte.
    »Aber erst, wenn die Vorstellungen vorbei sind«, fügte sie hinzu. »Das Warten wird sich für Sie lohnen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Beweist es mir.«
    Victoria stieß einen markerschütternden Schrei aus. Hugh und Fulbert warfen sich zu Boden. Die Hälfte ihrer Arbeiter schrie aus Sympathie gleich mit. Sie blickte Connor an und zog eine Augenbraue hoch.
    »Nun?«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Nein, ich brauche Ihre Entscheidung jetzt.«
    »Ich bin an Schreie von mehr als nur einer Person gewöhnt«, sagte er stirnrunzelnd. »Natürlich will ich Eure Fähigkeiten nicht herabsetzen.«
    Du liebe Güte, hörte das denn nie auf? Victoria seufzte. »Na gut, ich lege noch etwas drauf. Wenn Sie meine Arbeiter und meine Schauspieler in Ruhe

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