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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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hätte er sich umgedreht und wäre wieder zum Schloss zurückgegangen, aber dann erregten laute Stimmen aus dem Boar’s Head Inn seine Aufmerksamkeit. Interessiert trat Connor näher. Er war kein Mann, der gerne eine Auseinandersetzung versäumte.
    Ja, tatsächlich, es fand ein kleines Gefecht statt, aber leider nur mit Worten und nicht mit Schwertern.
    Mrs Pruitt hielt ihren Staubwedel umklammert wie eine Waffe und blickte den Mann, der nur einer von Victorias Schauspielern sein konnte, finster an. Er machte große Gesten und beklagte sich lauthals. Connor hatte ihn am Tag zuvor auf dem Burghof gesehen. Er war dort umher marschiert, als ob es ihm gehörte. Connor hatte ihn eine Zeit lang beobachtet, aber dann war der Kerl ihm durch das Tor entwischt.
    Feigling.
    Es lag eigentlich nicht in seiner Natur, anderen vorschnell mit Verachtung zu begegnen. Im Allgemeinen gab er ihnen erst einmal eine Chance, damit die Fehler, mit denen er selber zum Glück nicht behaftet war, zutage treten konnten. Für gewöhnlich dauerte es vierzehn Tage, bis er endgültig auf ein menschliches Wesen herabsah.
    Der Sterbliche, der sich gerade über sein Zimmer beschwerte, war offensichtlich eine Ausnahme.
    Jetzt unterbrach er sein Geschrei für einen Moment, um sein Spiegelbild zu bewundern. Connor sprang rasch aus dem Weg, als der Mann sich vor dem Spiegel glättend über die Haare fuhr und seine Erscheinung prüfend musterte.
    Als er sich erneut Mrs Pruitt zugewandt hatte, betrachtete Connor sich ebenfalls im Spiegel. Im Schloss hatte er ja keinen, und so konnte er nicht wissen, ob Victoria sein Gesicht richtig beurteilt hatte oder nicht.
    Stirnrunzelnd strich er sich über das Kinn und fuhr mit der Hand durch die Haare, die ihm in die Augen hingen.
    »Das macht es auch nicht besser.«
    Connor zog sofort sein Schwert, als er die Stimme vernahm. Ambrose, der auf einmal neben ihm aufgetaucht war, hob lächelnd die Hände.
    »Ich glaube, das hier ist unterhaltsamer als ein Schwertkampf. «
    »Ach, glaubt Ihr?«, erwiderte Connor spitz. Aber er schob dennoch die Waffe wieder in die Scheide und blieb überraschenderweise in einmütigem Schweigen neben Ambrose MacLeod stehen.
    Bei allen Heiligen, welches unwürdige Verhalten würde ihn als nächstes befallen? Ein freundlicher Plausch mit einem McKinnon?
    »Michael Fellini«, erklärte Ambrose und zeigte auf den Sterblichen, der Mrs Pruitt mit seinen Klagen belästigte. »Victorias Starschauspieler.«
    »Das habe ich mir schon gedacht«, erwiderte Connor. »Er wirkt ziemlich weibisch.«
    »Ja, ziemlich«, pflichtete Ambrose ihm bei.
    Während Connor Michael Fellini beobachtete, verspürte er den Drang, sein Schwert zu ziehen und den Mann zum Schweigen zu bringen. Dadurch wäre die Atmosphäre zweifellos friedlicher geworden.
    »In dem Zimmer spukt es!«, kreischte Fellini. - »Das habe ich Ihnen doch gesagt«, erklärte Mrs Pruitt finster. »Wir vermieten dieses Zimmer normalerweise auch nicht.«
    Connor warf Ambrose einen Blick zu und sah, dass er amüsiert lächelte. »Seid Ihr dafür verantwortlich?«, fragte er.
    »Das könnte gut sein«, erwiderte Ambrose bescheiden. »Er spricht immerhin von meinem Schlafzimmer.«
    »Hm«, meinte Connor. »Ihr beweist ein gutes Händchen bei der Auswahl Eurer Opfer.«
    »Victoria wird damit wahrscheinlich weniger einverstanden sein.«
    Fellinis Beschwerden steigerten sich in Intensität und Lautstärke so sehr, dass Connor schon überlegte, ob er wohl gleich in Ohnmacht fallen würde, als plötzlich Victoria McKinnon auftauchte.
    Sie kam in ihrem Nachtgewand die Treppe heruntergerannt, mit wehenden Haaren, einen besorgten Ausdruck im Gesicht.
    Connor war froh, dass er sich an die Wand lehnen konnte.
    »Sie ist prachtvoll, nicht wahr?«, murmelte Ambrose.
    Connor holte tief Luft. »Sie kann sehr gut schreien. Für eine McKinnon zumindest.«
    Ambrose schmunzelte. »Das stimmt. Aber seht Euch nur einmal an, wie sie alle nach ihrer Pfeife tanzen lässt. Der Mann, der den Mut hat, sie zu zähmen, wird sehr glücklich mit ihr werden.«
    Connor grunzte. Michael Fellini war ganz bestimmt nicht dieser Mann. Der Kerl hatte ja nicht einmal sich selbst in der Gewalt. Wenn er schon vor dem verweichlichten MacLeod Angst hatte, wie wollte er dann jemals mit Victoria McKinnon fertig werden?
    »Michael, was ist los?«, fragte Victoria außer Atem.
    »In meinem Zimmer spukt es«, schrie Michael.
    »Es spukt?«, wiederholte Victoria. »Na, das kommt mir aber äußerst

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