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Der Geisterfahrer

Der Geisterfahrer

Titel: Der Geisterfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Hohler
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keine Erklärung und wartete ungeduldig auf den nächsten Tag, ich schlief schlecht und traumlos.
    Als ich am folgenden Vormittag zur abgemachten Zeit meinen Bekannten abholen wollte, erwartete mich eine Überraschung. Die Türe zu seiner Wohnung stand zwar offen, er selbst aber war nicht da. Ich trat ein, setzte mich und wartete eine Weile, in der Annahme, er sei kurz weggegangen, für Zigaretten oder so etwas. Als er aber nach einer halben Stunde noch nicht da war, überlegte ich, ob wir uns nicht etwa im türkischen Lokal selbst verabredet hatten, was mir zwar eigenartig vorkam, doch in Anbetracht meiner gestrigen Aufregung war es wohl möglich, dass wir uns falsch verstanden hatten. Ich ging also hinunter auf die Straße und schlug den Weg zum Restaurant ein, auf den ich allerdings am Tag vorher nicht genau geachtet hatte.
    Mein Blick fiel auf die große Mauer neben dem Haus meines Bekannten, auf der immer noch in schwarzer Farbe die Inschrift ARMAN zu lesen war. Als ich die ersten Schritte gegangen war, drehte ich mich nochmals um. Stimmte die Inschrift? War es noch dieselbe wie gestern? Hatte es gestern nicht anders geheißen? Als ich näherkam, sah ich, dass mein Zweifel richtig war. KARMAN hatte es gestern noch geheißen, aber inzwischen hatte jemand mit weißer Farbe den ersten Buchstaben übertüncht. Was oder wer mochte ARMAN sein? Der Name kam mir merkwürdig bekannt vor. Plötzlich war mir klar, dass da weiter nichts als ein A fehlte. Ich war meinem Traum auf der Spur.
    Gar nicht ruhig näherte ich mich dem Restaurant, und
ich sah schon von Weitem, dass es geschlossen war. Vor dem Eingang blieb ich stehen, tatsächlich hing ein Zettel an der Türe, der auf türkisch etwas mitteilte, sicher die Schließung des Lokals, und als die Fenster auch keinen Blick auf die bewusste Wand freigaben, weil sie ganz mit Vorhängen abgedeckt waren, wusste ich einen Augenblick lang nicht, was tun. Da trat ein kleiner Türkenjunge auf mich zu und winkte mir mit der Hand, ich solle ihm folgen. Ich dachte zuerst, damit könne ich nicht gemeint sein, drehte mich langsam um und ging wieder in der Richtung, aus der ich gekommen war. Aber der Türkenjunge war sofort wieder bei mir, zupfte mich am Ärmel und winkte wieder mit der Hand. Jetzt ging ich mit ihm. Etwa drei oder vier Häuser weiter bog der Kleine in einen Durchgang, der in einen Hof führte, er überquerte den Hof und ging durch einen zweiten Eingang, der in einen zweiten Hof führte, und an der einen Mauer dieses zweiten Hofes standen drei hohe, überfüllte Abfallkübel, und an einem dieser Abfallkübel lehnte, am Boden sitzend, mein Bekannter und hielt sich stöhnend die Hand vor die Stirn. »Um Gottes willen!«, rief ich, »was ist passiert?« Mein Bekannter sagte nichts, hielt mir nur die Hand hin, an der ich ihn packte und aufzog, ich schob ihm meinen Arm unter, und so rasch es ging, verließen wir den Hof. Der Türkenjunge war verschwunden.
    Ich hielt ein Taxi an und brachte meinen Bekannten zu sich nach Hause. Dort erzählte er mir, was geschehen war. Kurz vor der Zeit, zu der wir abgemacht hatten, läutete es an seiner Türe, und als er, in der Meinung, ich sei es, öffnete, standen drei Türken da, die ihn zum Mitkommen
zwangen. Bevor sie unten auf die Straße traten, kriegte er einen Schlag auf den Kopf und ein betäubendes Tuch vor das Gesicht, und als er erwachte, lag er dort, wo ich ihn gefunden hatte. »Aber was soll das? Wissen Sie, was das soll?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte er. »Das ist eine Warnung.«
    Mir tat es außerordentlich leid, dass mein Bekannter derart in eine Sache hineingezogen wurde, die nur mich angehen konnte und von der ich überhaupt nicht verstand, weshalb sie von einer solchen Bedeutung sein sollte. Es ging doch eigentlich nur darum, eine Verwechslung aufzuklären, die mit einer Fotografie passiert sein musste. Ich hatte nun aber eingesehen, dass es offenbar gefährlich war, und zwar nicht nur für mich, wenn ich dieser Verwechslung weiter nachging, und so versprach ich meinem Bekannten, keine weiteren Nachforschungen mehr zu machen und das Türkenviertel während meines jetzigen Aufenthalts nicht mehr zu betreten. Wie sehr mich die Sache berühren mochte, und das tat sie – ich wollte sie nicht mehr als meine Angelegenheit betrachten.
    Dazu war es aber zu spät.
    Als ich an der Bushaltestelle wartete, fielen mir zwei junge Türken auf, die auch warteten, und als ich in den Bus stieg, stiegen sie auch in den Bus, und als ich

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