Der Geisterfahrer
mich in die Nähe des Fahrers setzte, setzten sie sich in die Nähe der Türe, und als ich plötzlich ausstieg und ein Taxi nahm, stiegen sie auch aus und nahmen ein Taxi, da ich aber ziemlichen Vorsprung hatte, konnte mir, wie ich bemerkte, ihr Taxi nicht folgen und blieb bei einer Kreuzung, die wir bei Gelb noch überfuhren, stecken. Erst als
ich später von meinem Zimmer aus auf die Straße hinuntersah, standen sie beide unten und rauchten.
Ich rief meinen Bekannten an und schilderte ihm die Lage, fragte ihn auch, ob ich die Polizei benachrichtigen solle, was er mir nicht empfahl, wenigstens nicht sofort. Auch er hatte, aus Angst vor späteren Racheakten, keine Anzeige wegen des Überfalls auf ihn gemacht. »Sie können ja nicht dauernd mit einem Polizisten am Arm herumlaufen«, sagte er. Gewiss, da hatte er schon recht, aber gerade jetzt hätte ich doch ganz gern einen am Arm gehabt. Die beiden standen immer noch unten, in der Nähe des Hauseingangs, und sprachen miteinander.
Plötzlich kam mir der Name des Schönenwerder Fotografen in den Sinn. Schätzle hieß er, Foto-Schätzle, und nach einem Gespräch mit der internationalen Auskunft und der Gemeindeverwaltung Schönenwerd telefonierte ich mit dem Altersheim, in welchem die Witwe des Fotografen lebte. Ja, sagte sie, nachdem ich mich mit meiner Frage als Enkel meines Großvaters vorgestellt hatte, an die beiden Türken aus der Wöschnau könne sie sich gut erinnern. Sie hätten sich einmal fotografieren lassen wollen und hätten einen Nachmittag lang sämtliche Fotoalben mit den Musterbildern durchgeschaut. Ob nicht etwa eines dieser Alben nachher gefehlt habe?, fragte ich vorsichtig. Ja präzis, sagte sie, woher ich das wisse, sie hätten aber damals keine Anzeige erstattet, denn ein bisschen gfürchig seien die Türken halt schon gewesen, ja ob ich denn das Album gefunden hätte oder was? Ein Bild bloß, sagte ich und versprach ihr, sie zu besuchen, wenn ich zurückkäme und ihr alles zu erzählen.
Nachdenklich trat ich wieder ans Fenster und wurde Zeuge einer seltsamen Szene. Hinter die beiden wartenden Türken stellten sich plötzlich zwei weitere Türken, sprachen sie an, die beiden erschraken, und man sah von oben, dass sie unter ihren Regenmänteln Pistolen auf die Wartenden gerichtet hatten. Ohne Widerrede gingen die zwei, die bisher gewartet hatten, zu ihrem Auto, stiegen hinein und fuhren davon, und die beiden neuen in den Regenmänteln stellten sich dorthin, wo die andern gestanden hatten, mit Blick auf den Eingang der Hotelpension.
Ich stand hinter dem Vorhang meines Zimmers im vierten Stock des Hauses und konnte mich kaum bewegen vor Schreck, mein Mund war vollkommen ausgetrocknet. Dann entschloss ich mich zur Flucht. Ich versorgte meine Wäsche und meine paar herumliegenden Dinge in den Koffer, ließ ihn im Zimmer stehen und ging, nur mit dem Flugschein, dem Pass und dem Portemonnaie bei mir, vorsichtig zur Türe der Hotelpension hinaus, stieg die Treppen hinunter und verließ das Gebäude durch den Hintereingang, der in den Hof führte. Dort erhielt ich einen Schlag auf den Kopf und verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einem Feldbett in einem schäbigen Raum, dessen eines Fenster mit dem Laden verschlossen war, das Licht kam von einer Glühbirne, die an einem Kabel von der hohen Decke herunterhing. Um mich herum saßen ein paar Türken, auf Kissen oder Matten, einer davon hielt mir ein Glas Wasser hin, das ich zuerst nicht nehmen wollte, aber mein Durst war zu groß, also trank ich es auch. Als ich mich dazu etwas aufrichtete, merkte ich, dass mir der Kopf weh tat.
»Sie dürfen Berlin nicht verlassen«, sagte mir der Türke, der mir das Glas gegeben hatte.
»Warum nicht?«, fragte ich, »was ist überhaupt los?«
»Sie müssen uns helfen gegen Arman und seine Leute.«
»Ich kann nichts helfen. Ich weiß nichts von Arman.«
»Doch, doch, Sie wissen etwas von Arman. Sie waren in einem Arman-Restaurant, man hat Sie hinausgeschickt, weil Sie gefragt haben nach dem Bild von Arman.«
»Ich weiß nichts.«
»Sie müssen aufpassen. Die Arman sind sehr gefährlich.«
»Sie auch. Wer sind Sie?«
»Wir gehören zu Karman. Armans Gegner.«
»Ich gehöre zu niemandem. Das geht mich nichts an.«
»Doch. Sie müssen sagen, was Sie über Arman wissen. Sie wissen etwas, das ihn schwach macht. Sagen Sie es.«
Ich wusste nicht, was tun. Schließlich stellte ich eine Gegenfrage.
»Wieso haben Sie dann meinen Freund
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