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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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zusammengepfercht in dem riesigen Slumgebiet von Njeruca. Njeruca verfügt auch über einige winzige Läden, in denen es Fleisch, Eier, Sukuma wiki- Gemüse, Salz, Bier, Pfeffer, Zwiebeln und Mehl zu kaufen gibt.
    Die Bewohner von Golden Heights sind die Besitzer dieser Läden und Slum-Unterkünfte. Manche von ihnen kommen nur dann nach Njeruca, wenn es darum geht, Mieten einzutreiben und sonstige Einnahmen zu kassieren. Aber die meisten haben Leute angeheuert, Schlägertypen, welche diese Geschäfte für sie erledigen. Sogar die Devil's Angels unterhalten seit neuestem eine Niederlassung in Ilmorog.
    Wariingas Eltern wohnen in Njeruca. Selbst heute noch nennen sie das Viertel, in dem sie leben, Ngaindeithia Village. Ihr Haus ist um ein weniges größer als die anderen, denn Wariinga hatte damals, als sie noch als Sekretärin arbeitete, mitgeholfen, es zu vergrößern. Und sie hatte auch von dem wenigen Geld, das sie in der Garage verdiente, laufend etwas zum täglichen Lebensunterhalt und zu den Schulgeldern beigesteuert.
    Hier im Dorf Ngaindeithia im Stadtteil Njeruca der Stadt Ilmorog machen Gatuiria und Wariinga ihren ersten Halt.
2
    Es ist Samstag abend gegen fünf Uhr. Wariingas Vater ist nicht zu Hause. Sogar Wambui, Wariingas Tochter, und die anderen Kinder sind in Njeruca unterwegs. Aber das macht nichts, denn Wariingas Mutter ist da.
    Wariinga und Gatuiria erzählen Wariingas Mutter, daß sie heiraten wollen, weil sie, wie andere Leute auch, ihren eigenen Haushalt gründen möchten. Wariingas Mutter räuspert sich. Sie ist nicht mehr so jung, aber sie ist eine von den Frauen, die nie zu altern scheinen. Ihr Kleid mit dem schwarz-weißen Blumenmuster ist zwar etwas verblichen, steht ihr aber gut. Als Zeichen ihres Segens benetzt sie ihre Brust mit etwas Speichel. Dann aber ist ihr noch eine Frage wichtig - eine einzige Frage:
    »Und diese Frage geht dich an, Wariinga. Ich stelle sie dir in Gegenwart dieses jungen Mannes, damit er deine Antwort hörenkann. Da es heutzutage ja schwierig geworden ist, euch modernen Mädchen auf den Grund eurer Seele zu schauen, frage ich dich, hast du diesem jungen Mann erzählt, daß du eine Tochter hast? Lebten wir noch in den Zeiten, als die Mädchen beschnitten wurden, wäre sie jetzt alt genug, um in den Kreis der Frauen aufgenommen zu werden!«
    »Meine Wambui nennst du eine Frau?« fragt Wariinga lachend. »Da gibt es nichts zu verstecken. Ich habe Gatuiria alles erzählt. Außerdem hat er sie schon vor zwei Jahren kennengelernt, als er während des Festes zum letzten Mal hier war. Aber keiner wird jemals behaupten können, in Gatuirias und Wambuis Adern flösse nicht dasselbe Blut! Meint ihr nicht auch, daß sie sich gleichen? Sie könnten Zwillinge sein, nur ist Gatuiria leider ein alter Mann!« sagt Wariinga und lacht.
    »Was du sagst, ist wahr«, pflichtet Wariingas Mutter ihr ohne Zögern bei, »sie sehen sich wirklich sehr ähnlich.«
    »Was soll das heißen ›dasselbe Blut in den Adern‹?« fragt Gatuiria etwas irritiert. »Was macht das schon aus, ob man sich ähnlich sieht oder nicht? Ein Kind ist ein Kind. Wir stammen alle aus demselben Schoß - aus dem Schoß des einen Kenia. Das für unsere Freiheit vergossene Blut hat alle Unterschiede zwischen dieser und jener Sippe, zwischen dieser und jener Volksgruppe ausgelöscht. Heute bezeichnet man sich nicht mehr als Luo, Gikuyu, Kamba, Giriama, Luhya, Maasai, Meru, Kalenjin oder Turkana. Wir alle sind Kinder einer Mutter - unsere Mutter heißt Kenia, Mutter des einen kenianischen Volkes!«
    »Das hast du gut gesagt, junger Mann!« erwidert Wariingas Mutter. »Möge Gott deiner Hände Arbeit stets fruchtbare Felder schenken. Nur weil sie nicht wollten, daß die Männer sie sitzen lassen, werfen unsere modernen jungen Mädchen ihre Babies in die Latrinen oder in die Mülltonnen.«
    »Oh, ich habe mir ja auch fast das Leben genommen«, sagt Wariinga, »und nur, weil ein Reicher Alter Mann mich sitzen ließ; wegen dieser Leute, die Muturi und die anderen ins Gefängnis geworfen haben, warf ich mich vor einen fahrenden Zug.«
    »Nur ein Narr trinkt an der Brust seiner toten Mutter«, sagt Wariingas Mutter. »Jugend und Torheit sind manchmal eins.«
    »Forget it!« Gatuiria versucht, Wariinga davon abzubringen, die alten Probleme erneut aufzuwerfen. »Laß die Vergangenheit Vergangenheit sein.«
    »Ich verbringe schon lange keine schlaflosen Nächte mehr damit, darüber nachzudenken«, sagt Wariinga lachend. »Hätte

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