Der gekreuzigte Teufel
Fabrik
FÜNFTER SATZ
Klänge und Stimmen eines neuen Kampfes
Um die Seele der Nation zu retten
Hörner
Trommeln
Flöten
Stimmen der Wiedergeburt
Stimmen unserer Helden
Stimmen der Mau Mau
Stimmen der Revolution
Stimmen revolutionärer Einheit von Arbeitern und Bauern …
Gatuiria versucht, Wariinga die Bewegungen der verschiedenen Stimmen und Klangbilder zu erklären. Gatuiria versucht, Wariinga die Instrumente zu beschreiben, welche für die Arbeiter und Bauern stehen in ihrem Kampf, die Seele der Nation von der Sklaverei des Imperialismus zu befreien … Er versucht, ihr die Schwierigkeiten darzulegen, die sich beim Niederschreiben afrikanischer Musik ergeben - denn die Notenschrift für afrikanische Musik ist noch nicht weit genug entwickelt und noch zu abhängig von der europäischen Notenschrift.
Und plötzlich bemerkt Gatuiria, daß Wariinga überhaupt nicht zuhört.
»Was ist los?« fragt Gatuiria.
»Du hast Arbeiter und Bauern erwähnt, und das hat mich an Wangari und Muturi erinnert und … und …«
»Und an den Studentenführer?«
»Oh ja, an den Studentenführer!«
»Kannst du jemals die Dreieinigkeit vergessen?« fragt Gatuiria.
»Der Arbeiter, der Bauer, der Patriot - die Heilige Dreieinigkeit!« erwidert Wariinga; sie macht eine kleine Pause und fährt dann fort: »Nein … nein, ich habe sie nie vergessen … ihr Auftreten vor Gericht habe ich nie vergessen … Mein Gott, niemals werde ich die Heilige Dreieinigkeit vergessen und ihre Gerichtsverhandlung und … und …«
4
Praktisch ganz Ilmorog hatte der Gerichtsverhandlung beigewohnt. Der Gerichtssaal von Ilmorog war bis auf den letzten Platz gedrängt voll mit zwei Arten von Besuchern. Auf der einen Seite saßen Leute wie Kihaahu wa Gatheeca, Gitutu wa Gataanguru, Nditika wa Nguunji, Kimeendeeri wa Kanyuanjii und noch viele mehr, die bei dem Fest des Teufels dabei gewesen waren. Aber auf der anderen Seite drängten sich die Arbeiter, Bauern, Studenten, Kleinhändler und so weiter. Der Richter war ein Weißer, und er trug eine blutrote Robe. Der Gerichtsschreiber schrieb pausenlos Dinge nieder, während er übersetzte.
Auf der Anklagebank saßen Muturi, Wangari und der Studentenführer, bewacht von Gefängniswärtern und Polizisten. Die Anklage der drei lautete auf Störung der öffentlichen Ordnung anläßlich einer Zusammenkunft privater Geschäftsleute im Golfklub von Ilmorog, in dessen Verlauf sieben Personen den Tod gefunden hatten.
Gatuiria und Wariinga hatten eine Vorladung in die Polizeistation Ilmorog erhalten, und nachdem man sie verhört hatte, waren sie gefragt worden, ob sie bereit seien, als Belastungszeugen auszusagen. Sie hatten verneint. Die Belastungszeugen waren jetzt Leute wie Gitutu und Kihaahu und die Polizei. Aber der Hauptbelastungszeuge war Robin Mwaura, Besitzer und Eigentümer des Matatu Matata Ford T mit dem Kennzeichen MMM 333.
Mwaura sagte vor Gericht aus, wie er an einem bestimmten Samstag die Fahrgäste Wangari und Muturi von Nairobi in seinem Wagen befördert habe. Gleich zu Beginn der Fahrt habe er, Mwaura, erkannt, daß Wangari und Muturi nicht vertrauenswürdig seien. Wangari habe sich sogar geweigert, den Fahrpreis zubezahlen, sich auf die Brust geschlagen und gefordert, daß es in Kenia eigentlich alles umsonst geben müsse. Muturi habe eindeutig mit Wangari unter einer Decke gesteckt, denn er habe schließlich das Fahrgeld für Wangari ausgelegt. Muturi und Wangari hätten auf der ganzen Reise von Nairobi nach Ilmorog unaufhörlich geredet, und zwar von nichts anderem als von der Einheit zwischen Arbeitern und Bauern und von der Notwendigkeit des Kommunismus, der von den Studenten an der Universität gepredigt werde. Er selbst habe mit eigenen Ohren gehört, wie Wangari damit prahlte, das Fest in der Höhle auffliegen zu lassen, indem sie der Polizei von Nairobi und Ilmorog fälschlicherweise angäbe, daß dies eine Zusammenkunft von Dieben und Räubern sei. Er, Mwaura, habe Muturi sich damit brüsten hören, daß er die Arbeiter und Bauern zusammenholen würde, um das Fest zu stören, aus Rache dafür, daß er von den Direktoren der Champion Construction Company entlassen worden sei.
Mwaura sagte weiter aus, daß diese beiden eindeutig mit einem gewissen Mwireri wa Mukiraai unter eine Decke gesteckt hätten. Mwireri habe fast während der ganzen Reise geschwiegen. Aber das sei pure Heuchelei gewesen, denn gegen Ende der Reise sei er es gewesen, der Muturi und Wangari die
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