Der gekreuzigte Teufel
Einladungskarten zu dem Fest gegeben habe. Als Mwireri wa Mukiraai erkannt habe, daß der Ausbruch der von ihm mittels der beiden Angeklagten geplanten Unruhen unmittelbar bevorstünde, habe er sich aus der Höhle davongemacht und Mwauras Matatu für eine Nachtfahrt zurück nach Hause gemietet … aber unglücklicherweise habe sich das Fahrzeug bei Kineenii überschlagen … Mwireri sei auf der Stelle tot gewesen … das Fahrzeug nur noch ein Schrotthaufen … er, Mwaura, sei nur knapp dem Tode entronnen …
Mwaura war noch mitten in seinem Bericht, als dem Staatsanwalt eine Notiz übergeben wurde. Er las sie, dann ging er hinüber zum Richter und flüsterte diesem etwas ins Ohr. Unmittelbar danach gab der Richter bekannt, daß die Anklage gegen die Beschuldigten aufgehoben sei und deshalb Muturi, Wangari und der Studentenführer frei seien. Die Leute wollten nicht einmal hören, aufgrund welches Paragraphen die Angeklagten freigesprochen worden waren. Arbeiter, Bauern und Studenten jubelten laut vor Freude.
Wariinga rannte hinaus, um Wangari, Muturi und den Studentenführer in die Arme zu schließen …
Der Schock traf sie so hart, daß sie taumelte. Der ganze Gerichtssaal war von Soldaten umstellt, bewaffnet mit Schilden, Schlagstöcken und Gewehren. Als Wangari, Muturi und der Studentenführer herauskamen, trat man ihnen mit Gewehren und Ketten entgegen.
Erst nach zwei Wochen erfuhr man, daß Muturi, Wangari und der Studentenführer inhaftiert worden waren … und einen Monat später kaufte Mwaura drei nagelneue Fahrzeuge, die er als Matatus einsetzte. Das Unternehmen nannte sich Matatu Matata Matamu Modern Transport Company. Der Zeremonienmeister war einer der Direktoren der Gesellschaft … der andere war Kimeendeeri wa Kanyuanjii …
5
»Ob sie wohl noch am Leben sind?« sagt Wariinga fragend zu Gatuiria. »Manchmal habe ich das Gefühl, man hätte sie in die Ngong Hills gebracht.«
»Wer weiß?« antwortet Gatuiria, der noch immer den roten Toyota steuert. »Warten wir den 12. Dezember ab … vielleicht werden sie mit den gewöhnlichen Strafgefangenen freigelassen.«
»Amen!« sagt Wariinga, und es kommt aus tiefstem Herzen. »An jenem Tag wird die schönste Musik in meiner Seele sein …«
Elftes Kapitel
1
Unser Ilmorog scheint sich nicht sehr zu verändern. Zwei volle Jahre sind seit dem Fest des Teufels vergangen und noch immer ist die Aufteilung der Wohngebiete dieselbe. Golden Heights hat sich noch weiter ausgedehnt. Der Überfluß an Geld und Grundbesitz läßt nach wie vor Villen entstehen, in denen Kerzen in goldenen Leuchtern die Wände schmücken und die Fußböden mit Perserteppichen belegt sind. Dasselbe gilt für Betten aus Silber und Gold - niemand würde auch nur daran denken, mit einem solchen Bett als Überraschungseffekt andere Bewohner der Gegend übertrumpfen zu wollen, zu etwas derart Alltäglichem waren diese Betten geworden. Immer mehr ausländische Firmen, insbesondere Firmen aus Amerika, Kanada, West-Deutschland, Frankreich, England, Italien und Japan hatten sich im Land niedergelassen. An den Wagen ließ sich ablesen, welches Ausmaß die Herrschaft des ausländischen Besitzes angenommen hatte. Es ist eine nicht zu übersehende Tatsache, daß es wohl keine einzige Automarke gibt, die heutzutage nicht auf Ilmorogs Straßen vertreten wäre - Toyota, Datsun, Mazda, Honda oder Subaru, Ford, Cadillac oder Vauxhall, Volvo, Fiat, Peugeot, Rolls Royce, Bentlay, Jaguar, Alfa Romeo, Mercedes-Benz, BMW und viele andere mehr. Ausländische Finanzinstitutionen, in denen das Geld der Leute gesammelt wird - Versicherungen und Banken nennen sie sich -, hatten Ilmorog geradezu überschwemmt. Als letzte hatten zwei amerikanische Banken — eine aus Chicago, die andere aus New York - ihre Niederlassungen mitten im Zentrum dieses Reichtums errichtet.
Auch Njeruca hatte sich weiter ausgebreitet. Unterkünfte aus Pappkartons, stinkende Wassergräben, der Rauch aus den Fabriken, die den Ausländern gehörten, ganze Bäche mit unkanalisiertem Kot und Urin, all das und noch mehr hatte Njeruca noch etwas größer werden lassen. Selbst die Dörfer, die früher zu den Außenbezirken von Njeruca gehört hatten, wie das Dorf Ngaindeithia, wo Wariingas Eltern wohnten, waren von Njeruca verschluckt worden. Arbeiter, Arbeitslose und die ganz Armen,Leute, die illegalen Schnaps, Apfelsinen und Mandazi, kleine Kuchen, verkaufen, und auch die, die mit ihrem eigenen Körper Handel treiben, sie alle wohnen
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