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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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und hatten bei Interpol Telegramme hinter Wilkinson und Hobbs hergejagt; schließlich hatten sie noch stundenlange Telefongespräche mit den Hafenbehörden von Puerto Rico geführt. Die Sonne war schon aufgegangen, als sie endlich hundemüde, aber zufrieden in ihre Kabinen getrottet waren.
    „Ich glaube, wir haben an alles gedacht“, hatte Herr Latenser noch gesagt.
    „Der Präsident der Vereinigten Staaten kann nicht besser bewacht werden“, hatte Mister Palmer geantwortet. „Hauen wir uns ganz schnell noch drei Stunden in die Falle. Gute Nacht.“
    Jetzt standen die beiden Herren schon wieder frisch rasiert und gut gelaunt auf dem Verandadeck. Sie blinzelten durch die Sonne hinüber zu den ersten Sandstränden und Ananasplantagen von Puerto Rico. Wenn sie sich über die Reling beugten, konnten sie bereits die Hotelpaläste und das schneeweiße Capitol der Hauptstadt San Juan sehen.
    Der flachsblonde Page Axel Kannengießer kam mit einem langen Fernschreiben angeflitzt, und ein Deckstewart brachte heißen Kaffee. Die beiden Männer frühstückten im Stehen, und als sie das Fernschreiben gelesen hatten, meinte Mister Palmer befriedigt: „Also doch.“ Gleich darauf spitzte er die Ohren und stellte fest: „Aha, es geht los.“ Vom Land her knatterten nämlich zwei Hubschrauber durch den wolkenlosen Himmel.
    Beinahe gleichzeitig kamen zusammen mit dem Lotsen fünf Polizeiboote über das Wasser. Sie heulten zur Begrüßung mit ihren Sirenen, und dann umkreisten sie das Schiff bis zu seiner Einfahrt in den Hafen wie ein Rudel junger Jagdhunde. Als sich die Europa schließlich langsam an den Kai schob, blieben sie auf der Wasserseite. Jetzt tuckerten sie auf den Wellen hin und her wie die Wachtposten vor dem Buckingham-Palast in London.
    Die Passagiere waren inzwischen aus ihren Kabinen gekommen, verteilten sich wieder einmal auf die offenen Decks, standen dann mit ihren Fotoapparaten an der Reling und blickten zum Pier hinunter.
    Dort wartete eine ziemlich große Menschenmenge, die allerdings von einem halben Hundert Polizisten in graublauen Uniformen zurückgedrängt wurde.
    „Ganz ausgezeichnet“, lobte Monsieur Prunelle, der inzwischen bei den Herren Palmer und Latenser aufgekreuzt war. Er wippte auf seinen blank geputzten Schuhen und rieb sich das Kinn. „Es sieht ganz so aus, als hätten Sie die gesamte Polizei auf die Beine gebracht.“ Seine letzten Worte waren kaum zu verstehen, weil gerade einer der beiden Hubschrauber dicht am vorderen Schornstein vorbeikurvte.
    Im gleichen Augenblick kamen drei geschlossene Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene von der Placa de Colon herunter. Da man vom Schiff aus in die engen Hafenstraßen hineinblicken konnte wie in eine Spielzeugstadt, sah man die Wagen über die Kreuzungen rasen.
    Schließlich schossen sie aus dem Schatten der Häuser heraus in die Sonne und direkt zum Kai. Bremsen quietschten, Türen flogen auf, und heraus sprangen athletisch gebaute Männer. Alle mit dem gleichen kurzen Haarschnitt, alle in den gleichen dunkelgrauen Anzügen und alle mit Ausbuchtungen unter der Achsel. Sie sprangen auf die Gangway, bevor sie richtig den Boden berührt hatten, und liefen an Bord.
    Schon eine knappe Viertelstunde später kamen sie zurück. Sie waren jetzt allerdings kaum wiederzuerkennen.
    Natürlich hatte sich inzwischen nichts an ihren kurzen Haarschnitten geändert oder an ihren dunkelgrauen Anzügen, aber sie hatten es auf einmal überhaupt nicht mehr eilig und wandelten jetzt mit feierlichen Gesichtern nebeneinanderher wie bei einer Prozession. Vier von ihnen trugen die Kiste mit dem Originalgemälde der Mona Lisa so vorsichtig, als transportierten sie rohe Eier, und zwei andere folgten ihnen mit der Fälschung, die man mit einem weißen Bettlaken zugedeckt hatte.
    Als die Männer in den dunkelgrauen Anzügen mit der Kiste am A-Deck aus dem Schatten in die Sonne kamen, brach unten am Kai die Hölle los. Die Menschenmenge applaudierte und fing an zu jubeln. Dabei drängte sie zum Schiff. Aber es gelang nur einem halben Dutzend Pressefotografen, an den Polizisten vorbeizukommen. Wie eine Herde Affen waren sie durch ihre Beine gekrochen und turnten jetzt über die Gangway.
    „Ein überwältigender Empfang“, stellte Monsieur Prunelle fest. Er zupfte an seiner Krawatte und an sei nem blütenweißen Stecktuch. Dann stellte er sich dicht neben die Kiste mit dem Gemälde der Mona Lisa und meinte: „Guten Tag, was kann ich für Sie tun, meine Herren?“
    Aber

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