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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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nicht von dem Podium.
    „Wir kommen jetzt allmählich zu den Hauptpreisen“, gab dort Direktor Habernoll gerade bekannt. Er zupfte an seinem blütenweißen Stecktuch, und dann ergriff wieder eine der beiden Hornbrillen das Wort.
    „Eine komplette Stereoanlage — “
    Im Saal war es wieder ganz still, bis der Name des Gewinners bekanntgegeben wurde. Daraufhin spielte die Kapelle ihren Tusch, und die Leute applaudierten zum soundsovielten Mal.
    „Was würdest du dazu sagen, wenn wir ein Zebra gewinnen?“ flüsterte der Hotelportier namens Wagner.
    „Mach jetzt bitte keine Witze“, meinte Ulli. „Ich platze gleich, wenn wir nicht endlich drankommen.“
    Aber die Wagners mußten noch eine ganze Weile warten.
    Im Licht der Scheinwerfer und vor den Fernsehkameras wurden vorläufig noch ein paar große Ölgemälde gewonnen, eine komplette Kücheneinrichtung und schließlich drei vierzehntägige Reisen nach Mallorca.
    Und dann passierte es.
    Eine der beiden Hornbrillen öffnete den nächsten Briefumschlag und las vor: „Zwei Flug-Schiff-Reisen für jeweils zwei Personen zu den Karibischen Inseln. Die Gewinner sind — “
    Wieder einmal war es ganz still im Saal, als jetzt der Warenhausdirektor die beiden Adressen überreicht bekam.
    „Familie Otto Finkbeiner, Nibuhrstraße 78.“
    „Du kriegst die Tür nicht zu“, japste eine Frau in einem Sonnenblumenkleid.
    „Und der zweite Gewinner“, fuhr Herr Habernoll mit seiner rotgepunkteten Krawatte fort, „ist Familie Christian Wagner aus der Knesebeckstraße 51.“
    Eine halbe Minute später versammelten sich die beiden Familien nebeneinander auf dem Podium. Die Fernsehleute leuchteten sie mit ihren Scheinwerfern an und fuhren mit ihren Kameras auf sie zu.
    „Bitte dichter zusammenrücken, damit wir Sie alle im Bild haben“, bat der junge Mann mit der Wildlederjacke.
    „So sieht man sich wieder“, feixte der Schüler Peter Finkbeiner, als jetzt auf einmal Ulli Wagner ganz dicht neben ihm stand.
    „Ja, so sieht man sich wieder“, bestätigte der Hotelboy in Zivil.
    Dann blickten beide in die Kamera und versuchten dabei so vorteilhaft wie möglich auszusehen. Man konnte ja nie wissen, wer die Sendung einschalten würde.
    Inzwischen erklärte der Kaufhausdirektor, daß es mit der Reise zu den Karibischen Inseln am 19. Dezember losgehen sollte.
    „Es handelt sich dabei um eine kombinierte Flug- und Schiffsreise von Hapag-Lloyd“, fuhr Herr Habernoll fort. „Man fliegt mit einer Boeing 727 bis New York, und von dort geht es dann mit dem Kreuzfahrtschiff MS Europa zu den schönsten Inseln in der Karibik.“
    Die Musik spielte ihren Tusch, und die Leute im Saal klatschten wieder einmal.
    Auf dem Podium verbeugten sich die Familien Finkbeiner und Wagner, als hätten sie gerade eine Hundertmeter-Staffel gewonnen.
    „Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht“, sagte eine halbe Stunde später Herr Finkbeiner in einem Café am Wittenbergplatz.
    Inzwischen hatte man drüben im sechsten Stockwerk des Kaufhauses noch ein ganzes Wohnzimmer aus Mahagoni gewonnen, eine Reise rund um die Welt und ein nagelneues Auto.
    Anschließend hatte sich Direktor Habernoll von seinen Gästen verabschiedet, und dann hatte die Musikkapelle noch so lange gespielt, bis der Saal leer war.
    Als Herr Finkbeiner seiner Frau an der Garderobe wieder in den Mantel half, wußte er bereits, wie sein Sohn die beiden Herren Wagner kennengelernt hatte. Man stellte sich gegenseitig vor und gab sich die Hände, und jetzt saß man nebeneinander in diesem Café am Wittenbergplatz. Durch das Schaufenster konnte man auf der anderen Straßenseite das Kaufhaus des Westens sehen mit seinen fünf Fahnen auf dem Dach.
    „Ja, manche Zufälle haben es in sich“, antwortete Herr Wagner auf das, was Herr Finkbeiner gerade gesagt hatte. Dabei stand er auf. „Ich muß jetzt zuerst mal meine Frau anrufen“, sagte er noch. „Sie hat sich nämlich vor acht Tagen den linken Knöchel angebrochen und läuft jetzt zu Hause mit einem Gipsbein durch die Gegend.“
    „Die Telefonzelle ist gleich neben dem Buffet“, bemerkte ein Kellner, der in diesem Augenblick an den Tisch kam, um die Bestellung aufzunehmen.
    Etwa nach zehn Minuten kam Herr Wagner wieder zurück. „Ich hab’ auch gleich im Hotel angerufen“, sagte er entschuldigend. „Ich bin nämlich Portier im Hotel Kempinski, und mein Junge
    „Die Herrschaften wissen Bescheid“, unterbrach ihn sein Sohn Ulli. Er tat es so höflich, als hätte er einen

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