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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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meinte Ulli überwältigt.
    „Wie wenn plötzlich aus einem versunkenen Piratenschiff Gold und Juwelen an die Oberfläche kommen“, sagte Peter.
    Am Horizont konnte man schon Land sehen. Die Sonne stand bereits voll am Himmel, und die Mondsichel war gerade dabei, sich bis zum Abend zu verabschieden. Sie war so blaß, als hätte sie gerade eine Erkältung überstanden.
    Als Peter und Ulli später zu ihrer Kabine zurückflitzten, wurden sie bereits von Herrn Wagner erwartet. Er kam aus seiner offenen Tür, als er sie kommen hörte, und hatte vom Rasieren Seifenschaum im Gesicht.
    „Macht euch auf einiges gefaßt“, sagte er. „Ihr habt ja keine Ahnung, was passiert ist.“
    In seiner Kabine mit der Nummer 224 saß bereits das Ehepaar Finkbeiner auf dem Sofa und starrte in den Fernsehapparat.
    „Du kriegst die Tür nicht zu“, meinte Ulli. „Das ist doch Mister Palmer.“
    Tatsächlich flimmerte Mister Palmers Gesicht über die Röhre. Das Bild zitterte gelegentlich, und zwischendurch sah es auch so aus, als ob es dicht vor Mister Palmer im Studio schneien würde. Aber er ließ sich dadurch nicht erschüttern, sondern blickte den Zuschauern mitten in die Augen. Seine Stimme war dabei so gut zu verstehen, als würde er in der Kabine auf dem Sofa sitzen.
    „...das Original des Bildes muß also irgendwo an Bord versteckt sein“, sagte Mister Palmer gerade. „Mit dem Einverständnis des Kapitäns möchte ich Sie um Ihre Hilfe bitten, falls Sie irgendwelche besonderen Beobachtungen gemacht haben oder machen werden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“ Er verbeugte sich ein wenig. „Für die Passagiere, die später aufstehen, werde ich diese Durchsage laufend wiederholen.“
    „Ach du grüne Neune“, sagte Frau Finkbeiner. „Das ist ja eine schöne Bescherung.“
    „Ich verstehe immer nur Bahnhof 4 , bemerkte Peter verwundert. „Darf man erfahren, was eigentlich los ist?“
    „Nichts Besonderes“, meinte Herr Wagner, „nur daß die Mona Lisa geklaut ist.“ Anschließend erzählte er den beiden Jungen gemeinsam mit dem Berliner Apotheker, was passiert war.
    Natürlich hatten auch die Passagiere in den Korridoren, in den Lifts und schließlich im Speisesaal kein anderes Gesprächsthema.
    „Sie müssen zugeben, daß wir an Bord alles tun, um keine Langeweile aufkommen zu lassen“, meinte der Tischsteward mit dem freundlichen Marzipangesicht.
    „Kein Krimi könnte spannender sein“, gab Herr Finkbeiner zu.
    „Übrigens, hier ist ein Telegramm für Sie“, sagte Herr Rehbein. „Das hätte ich fast vergessen.“
    „Hoffentlich nichts Schlimmes“, meinte Frau Finkbeiner. Aber gleich darauf freute sie sich und lachte vergnügt. „Weihnachtsgrüße von Direktor Habernoll und seinem Warenhaus. Das finde ich nun wieder rührend.“
    „Nanu“, sagte Herr Wagner streng, „hat denn dieser Kerl nichts andres zu tun, als uns laufend mit Telegrammen zu bombardieren?“
    „War es doch was Schlimmes?“ fragte Herr Rehbein besorgt, als er mit frischen Brötchen kam und das Gesicht von Herrn Wagner sah. Aber als jetzt der ganze Tisch in Gelächter ausbrach, meinte er: „Na, dann bin ich ja beruhigt“, und flitzte mit seinen leeren Tabletts zur Küche.
    Nach dem Frühstück rüsteten sie sich für den Landausflug, und dann kletterten sie zum Sonnendeck, weil man von hier den besten Ausblick hatte.
    Mister Palmer saß inzwischen immer noch im Fernsehstudio neben der Funkkabine und machte jetzt schon zum x-tenmal seine Durchsage. Danach stand er endlich wieder auf und ließ die Übertragung abschalten. „Höchste Eisenbahn, daß ich an Deck komme. In zwanzig Minuten geht das Schiff vor Anker“, sagte er und verschwand.
    Die beiden Familien aus Berlin lehnten zwischen zwei Rettungsbooten an der Reling und blickten zu der Insel, die immer näher kam. Sie spürten die Sonne auf ihren Gesichtern und hörten die Möwen kreischen, die seit heute morgen wieder ums Schiff flatterten.
    „Eigentlich geht diese Frechheit auf keine Kuhhaut“, murmelte Apotheker Finkbeiner vor sich hin.
    „Sie denken an das geklaute Gemälde?“ fragte Herr Wagner.
    „Allerdings“, erwiderte Herr Finkbeiner. „Wenn es stimmt, was dieser Mister Palmer da vorhin im Fernsehapparat behauptet hat, dann war das Original in einem Tresor eingeschlossen und wurde außerdem noch bewacht. Natürlich hat kein vernünftiger Mensch je daran gedacht, es dort mit Gewalt herauszuholen.“
    „Weil man so etwas nur macht, wenn man hinterher

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