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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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türmen kann“, meinte Peter. „Und dazu ist ein Schiff ganz ungeeignet, insbesondere, solange es auf dem Wasser ist.“
    „Ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet“, lobte der Apotheker aus Berlin, „kombinieren wir also weiter.“
    „Entschuldigung“, fragte Ulli, „darf man sich an diesem Spiel beteiligen?“
    „Aber selbstverständlich“, Herr Finkbeiner lächelte, „bei einem so schwierigen Fall würde sogar Kommissar Maigret um Hilfe bitten. Also, was wolltest du sagen?“
    „Irgend jemand muß bereits mit dem gefälschten Bild an Bord gekommen sein“, meinte Ulli.
    „Und jetzt ging es allein darum“, sagte Peter, „die beiden Gemälde miteinander zu vertauschen.“
    „Und zwar so, daß es niemand merkt“, ergänzte Herr Wagner.
    Ulli hatte vom angestrengten Nachdenken zwei steile Falten auf der Stirn. „Es mußte also eine Gelegenheit gefunden werden
    „Das ist es“, Apotheker Finkbeiner unterbrach ihn. „Die Gelegenheit, das ist der springende Punkt!“
    „Und diese Gelegenheit war die Weihnachtsfeier gestern abend“, stellte Herr Wagner fest.
    „Jetzt kann man schon die ersten Palmen sehen, Häuser und Fischerboote“, bemerkte Frau Finkbeiner. „Ihr seid doch nicht hier, um Detektiv zu spielen.“
    „Nur einen Moment noch, meine Liebe“, erwiderte der Apotheker und blinzelte in die Sonne. „Logischerweise müssen wir also jetzt zuerst fragen: Wer hat sich dafür eingesetzt, und wer hat es schließlich auch erreicht, daß die echte Mona Lisa aus dem sicheren Tresor geholt und den Passagieren gezeigt wird?“
    „Mrs. Fuller!“ antworteten Ulli und Peter wie aus der Pistole geschossen.
    Und haargenau im selben Augenblick kam diese Mrs. Fuller über das Deck gerollt. „Guten Morgen“, rief sie mit ihrer tiefen Stimme schon von weitem. „Ein Lustspiel ist das ja gerade nicht, was sich da abspielt.“
    „Guten Morgen allerseits“, grüßte jetzt auch Ronny, der wieder einmal seine Bluejeans-Jacke mit dem Schmetterling anhatte.
    „Auf einmal ist jeder Passagier verdächtig, und das finde ich ungerecht“, meinte Mrs. Fuller. „Diebe sollten sich gefälligst besondere Kennzeichen zulegen, wie zum Beispiel blaue Sommersprossen oder erbsengrüne Haare, damit man weiß, woran man ist.“
    „Das würde auch die Arbeit der Polizei wesentlich erleichtern“, sagte Apotheker Finkbeiner und lachte.
    Das Schiff drehte jetzt langsam bei, bis es quer vor dem Hafen auf der Reede lag. Die Flaggen wurden gehißt, und das Typhon heulte dumpf zur Begrüßung. Noch einmal drehte sich die Schiffsschraube und wühlte das Wasser auf. Dann hörte man zuerst das Poltern der Ketten und schließlich am Heck und am Kiel die schweren Anker ins Wasser klatschen. Die Passagiere wußten bereits aus der Bordzeitung, daß der Wasserstand für die Europa im Hafen zu niedrig war und daß sie deshalb nicht am Kai anlegen konnte.

    „Unsere Barkassen bringen Sie zur Insel und holen Sie dort auch wieder ab“, gab jetzt der Schiffslautsprecher bekannt. „Die Boote pendeln während des ganzen Tages hin und her, so daß Sie jederzeit an Bord zurückkommen können.“
    „Da bleibe ich mit meinem Rollstuhl heute besser an Deck“, meinte Mrs. Fuller. „Darf ich deshalb meinen Herrn Neffen wieder bei Ihnen an der Garderobe abgeben?“
    „Aber selbstverständlich“, erwiderte Frau Finkbeiner.
    „Na schön.“ Ulli seufzte. „Wenns überhaupt nicht anders geht, was soll man machen?“
    „Ja, was soll man machen?“ meinte auch Peter bedrückt.
    „Kolossal anständig von euch“, lachte Mrs. Fuller.
    Während jetzt die beiden schneeweißen Barkassen ins Wasser gelassen wurden, kreuzten vom Hafen her die ersten Boote auf. Schmale Kanus mit billigen Außenbordmotoren, Ruderjollen und Kähne, die beinahe bis zum Bordrand im Wasser lagen. Darin standen Mulatten und Neger, winkten mit bunten Tüchern oder zeigten mit ausgestreckten Armen, was sie zu verkaufen hatten. Bananen, Ananas, lebende Papageien und tote Seesterne, die so groß waren wie Bratpfannen. Sie schrien durcheinander, und ihre kleinen Nußschalen tanzten dabei auf dem Wasser, daß man Angst haben mußte, sie würden gleich umkippen.
    Zum Aussteigen mußten die Passagiere mit den Lifts bis zum A-Deck hinunter. Von dort kletterten sie dann über eine Aluminiumtreppe an der Außenwand des Schiffes in die Barkassen. Sie waren gut gelaunt und neugierig auf die neue Insel. Selbstverständlich waren ihre Fotoapparate schußbereit, und viele hatten die in Caracas

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