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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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gekauften Strohhüte auf dem Kopf. Die farbigen Händler waren in ihren kleinen Booten inzwischen so dicht herangekommen und dabei so laut geworden, daß man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte.
    Jetzt hätte bestimmt kein Mensch mehr an die verschwundene Mona Lisa gedacht.
    Aber da stand dann plötzlich Mister Palmer zusammen mit Inspektor Brown auf der letzten Stufe der Aluminiumtreppe, und die Passagiere mußten an ihnen vorbei, einer hinter dem anderen, in die Barkasse klettern.
    Die beiden Herren wünschten abwechselnd „Viel Vergnügen“, oder „Einen schönen Aufenthalt auf Barbados“. Dabei lächelten sie so höflich, daß es einem fast die Schuhe auszog.
    „Aha“, flüsterte Ulli Wagner. „Das riecht mir aber sehr nach Leibesvisitation.“
    „Allerdings nur mit den Augen“, ergänzte Herr Finkbeiner. „Mehr hat der Kapitän wohl nicht gestattet.“
    Der Museumsdirektor aus Paris lehnte über der Reling und starrte durch die Leute durch. Er war piekfein angezogen und glatt rasiert, wie immer. Trotzdem sah man sofort, daß er während der ganzen Nacht kein Auge zugemacht hatte, und die Passagiere wichen ihm aus, als hätte er Masern.
    Nur Mister Wilkinson spazierte jetzt direkt auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Tut mir aufrichtig leid“, sagte er. „Aber das gibt es ja nicht, daß sich ein Gemälde so einfach in Luft auflöst. Sie werden sehen, es findet sich wieder.“ Auf dem Weg zur Barkasse drehte er sich noch einmal um und rief zurück: „Es findet sich bestimmt wieder!“
    Gleich nach den beiden Berliner Familien und Ronny kletterte auch die Schlangentänzerin Lisa Liranda in die Barkasse. Mit ihren hohen Absätzen und dem engen Rock war das gar nicht so einfach. Deshalb reichte ihr Mister Hobbs galant die Hand. Als er anschließend an Inspektor Brown vorbeikam, lüftete er seinen Hut und zeigte höflich die Innenseite. „Kein doppelter Boden!“ Dabei lächelte er gutmütig.
    „Guten Morgen, Mister Hobbs“, grüßte Peter Finkbeiner.
    „Guten Morgen, Fräulein Liranda“, sagte Ulli Wagner.
    „Sehr freundlich, meine jungen Herren“, erwiderte der dicke Mann, der ein bißchen wie ein Seehund aussah. „Leider ist das heute unser Schwanengesang auf dem Schiff. Am Abend spiele ich zum letztenmal in der Europa-Halle, und auch Fräulein Liranda gibt ihre Abschiedsvorstellung. Die Tage fliegen nur so an einem vorbei.“ Dabei setzte er sich neben die Schlangentänzerin und schlug seine kurzen Beine übereinander.
    „Das ist ja jammerschade“, bemerkte Apotheker Finkbeiner höflich.
    „Aber nicht zu ändern“, meinte Mister Hobbs. „Man kann den Passagieren ja nicht eine ganze Reise lang dasselbe Programm zumuten. Das wäre ja genauso, als müßten Sie andauernd nur Wiener Schnitzel essen. Deshalb wird unterwegs immer wieder ausgewechselt. Das ist auf allen Schiffen so. Und morgen auf St. Thomas sind wir an der Reihe. Für uns kommen dann eine brasilianische Tanzgruppe an Bord und ein englischer Zauberkünstler, der ziemlich bekannt sein soll.“
    „Und was passiert mit Ihnen?“ fragte Ulli Wagner neugierig.
    „Fräulein Liranda fliegt mit ihren Schlangen nach New York zurück“, erwiderte der Seehund.
    „Wir haben ein Engagement in einem Kabarett am Broadway“, flötete die platinblonde Schönheit dazwischen. Sie hatte rund um sich herum wieder einmal eine Wolke von Schneeglöckchen-Parfum.
    „Und ich wechsle bis Jamaica auf ein französisches Passagierschiff 1 , Mister Hobbs lächelte, „anschließend langweile ich mit meinem Cello die Passagiere an Bord eines Schweden.“ Er lachte und rieb sich die Hände. „Ein Wetter ist das heute wieder, wie Samt und Seide.“
    „Oh, wie treffend“, kicherte Fräulein Liranda. „Tatsächlich wie Samt und Seide.“ Jetzt lächelte sie zu den beiden Berliner Familien herüber.
    „Dieses Lächeln müssen die Amerikaner schon als Babys gelernt haben“, meinte Frau Finkbeiner später. „Wenn man nicht wüßte, daß das alles aus einem Automaten kommt, müßte man glatt wegschmelzen wie Himbeereis in der Sonne.“ Und dann flüsterte sie noch: „Wo treibt sich eigentlich dieser Inder herum? Man sieht ihn immer nur, wenn sie zusammen auftreten. Aber sonst kommt er nicht in den Speisesaal und läßt sich auch nirgends an Deck blicken.“
    „Ich hab’ gar nichts dagegen, wenn er bei seinen Schlangen bleibt und auf sie aufpaßt“, bemerkte Herr Wagner.
    Nebenan nahm inzwischen ein kräftiger Neger, der

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