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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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auf: „Und was machen Sie mit Ihrer Direktion in London?“
    „Ich habe mir bis morgen abend Zeit gegeben“, antwortete Mister Palmer. „Wenn ich jetzt telegrafieren würde, könnte ich genausogut gleich meine Kündigung einreichen. Und wer weiß, vielleicht sieht morgen alles schon ganz anders aus.“
    „Und notfalls haben wir die Weihnachtstage zur Entschuldigung“, bemerkte der Museumsdirektor. „Aber wenn ich offen sein soll, ich mache mir keine Hoffnung mehr.“
    „Kopf hoch, Monsieur Prunelle“, kommandierte Mister Palmer. „Solange sich das Original noch an Bord befindet, ist nichts verloren.“
    „Aber wie lange bleibt es noch hier?“ fragte der Museumsdirektor. „Wo haben es diese Halunken versteckt? In welchem Hafen wollen sie es an Land bringen und für immer verschwinden lassen?“
    „Das ist nicht unser erster Fall“, sagte Mister Palmer ein wenig vorwurfsvoll.
    „Wir sind keine Anfänger“, fügte Inspektor Brown höflich hinzu.
    Plötzlich sprang Monsieur Prunelle auf und griff sich an den Kopf. „Ich kann es immer noch nicht fassen!“ schrie er. „Das ist doch heller Wahnsinn!“
    „Jetzt dreht er durch“, bemerkte Inspektor Brown seelenruhig und schlug seine langen Beine übereinander.
    „Das kann doch alles überhaupt nicht wahr sein“, brüllte der Museumsdirektor weiter. „Sagen Sie mir, daß das alles...“ Plötzlich brach seine Stimme ab, und es hörte sich fast so an, wie wenn der Tonabnehmer über eine Schallplatte rutscht. Er fiel wieder in den Sessel zurück und starrte zu der gefälschten Mona Lisa hinüber. Mister Palmer paffte seinen Pfeifenrauch in die Luft und wußte nicht recht, was er sagen sollte. Er blickte verlegen auf seine Schuhspitzen.
    Eine Weile hörte man jetzt nur das Pochen der Maschinen.
    „Vielleicht sollten Sie jetzt auch ins Bett gehen“, sagte Mister Palmer schließlich. „Ich habe mit Inspektor Brown noch eine Menge zu besprechen.“ Er sprach wie ein Arzt zu einem Kranken.
    „Ich bitte Sie um Entschuldigung, meine Herren“, sagte der Museumsdirektor und stand auf. Aber mitten auf dem Weg zu der breiten Glastür blieb er überraschend stehen und drehte sich um. „Sie haben keine Ahnung, wer Ihnen diesen Zettel in die Kabine geschoben hat?“
    „Nicht die geringste Ahnung“, antwortete Mister Palmer.
    „Und das Papier ist von derselben Sorte, wie es an Bord überall in den Schreibzimmern ausliegt?“ fragte Monsieur Prunelle weiter.
    „Genauso ist es“, erwiderte Mister Palmer.
    „Wer um alles in der Welt steckt wohl dahinter?“ Der Museumsdirektor aus Paris schüttelte den Kopf.
    „Wer immer es ist“, meinte Mister Palmer, „er hätte einen Blumenstrauß von uns verdient.“

Diebe sollten blaue Sommersprossen haben

    „Mir bleibt die Spucke weg“, keuchte Ulli Wagner und schnappte nach Luft.
    „Eine Fata Morgana oder er ist als Schlafwandler unterwegs“, japste Peter Finkbeiner.
    Beide blickten verdutzt hinüber zu dem Jungen mit dem Bürstenhaarschnitt, der gerade in seiner knallfarbigen Badehose über die Treppe zum Oberdeck geklettert kam. Jetzt sprang er auf die Planken und gleich darauf drehte er einen Salto durch die Luft. Anschließend landete er bei Peter und Ulli im offenen Swimmingpool.
    „Guten Morgen, ihr Klammeraffen“, grinste Ronny, als er wieder auftauchte. „Bildet euch bloß nicht ein, daß andere Leute nicht auch mitten in der Nacht aufstehen können.“
    Es war noch nicht einmal sechs Uhr morgens, und auf dem ganzen Deck war außer den drei Jungen weit und breit kein Mensch zu sehen.
    „Dann wollen wir mal“, meinte Ulli. Er pumpte nach Luft und ging auf Tauchstation. Peter legte sich auf den Rücken, und Ronny drehte sich auf den Bauch. Sie einigten sich auf zwanzig Bahnen, und dann pflügten sie los.
    Als die Jungen sich hinterher abtrockneten, bibberten sie und bekamen ziemlich schnell eine Gänsehaut. Sie wollten schon in ihre Kabinen zurück, da blieben sie plötzlich wie angewurzelt stehen.
    Und gleich darauf lehnten sie dicht nebeneinander und in ihre Handtücher gewickelt über der Reling.
    Hinter dem Heck leuchtete das brodelnde und schäumende Kielwasser nämlich auf einmal in allen Regenbogenfarben. Manchmal sah es so aus, als würden ein paar Tonnen Blumen oder Konfetti durcheinandergewirbelt.
    „Das sind Korallen“, erklärte Fuller junior. „Vor der Insel ist das Wasser nicht mehr so tief, und sie werden aufgewühlt, wenn das Schiff über sie hinwegfährt.“
    „Kolossal“,

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