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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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ist nun diese Freude geblieben, sag, wo ist sie!
Ich sehe keine Spur davon!“
Bei diesen Worten vergingen dem Knirps Hören und Sehen, und er zitterte
wie Espenlaub. Als die beiden mit dem Teppich wieder aufstiegen, glitten
unter ihnen langsam in Nebel gehüllte Felder und Wälder dahin.

SCHWERE TAGE DES ZAUDERLANDES

DER GELBE NEBEL
    Mit Ach und Krach schaffte der beschädigte Teppich den Rest des Weges
zur Höhle. Beim Anblick der zu ihrem Empfang herbeigeeilten Zwerge
befahl die Hexe barsch: „Essen her! Gebratene Ochsen! Aber dalli!“
Über drei Feuern wurden Ochsen gebraten, die einer nach dem anderen im
Rachen der Riesin verschwanden. Die Köche fielen vor Müdigkeit fast um,
als die Hexe vom Tisch aufstand.
„Jetzt will ich schlafen“, brummte sie.
Doch bevor sie sich hinlegte, befahl Arachna den Zwergen, ihr ein Paar
neue Schuhe zu nähen. Kastaglio, der Chronist, war sehr neugierig, wo
die Schuhe der Herrin geblieben waren, doch er wagte es nicht, sie
danach zu fragen. Seine Neugier befriedigte Ruf Bilan. Der
klatschsüchtige Verräter konnte der Versuchung nicht widerstehen, die
Geschichte der traurigen Abenteuer Arachnas wiederzugeben.
Kastaglio trug sie in den letzten, unabgeschlossenen Band der Chronik
ein, und dadurch sind die damit zusammenhängenden Begebenheiten auch
uns bekannt geworden. Kaum hatte sich die Zauberin hingelegt, da versank
sie auch schon in einen tiefen Schlaf. Drei Wochen hintereinander schlief
sie, und die Zwerge hofften schon, ihr Schlaf werde wieder viele Jahre
dauern. Die kleinen Menschlein wagten es jedoch nicht, den Befehl der
Gebieterin zu mißachten, und nähten ihr ein Paar neue Schuhe. Das war
keine leichte Aufgabe! Zur Erfüllung des Auftrags waren die Häute von
Hundert Ochsen notwendig, die sich in den Vorratsspeichern des
vorsorglichen kleinen Volkes fanden. Man nahm das Fußmaß der
schlafenden Hexe, und dreißig Schuster begannen auf der Wiese vor der
Höhle die Schuhe zuzuschneiden, während zehn Gehilfen den Zwirn
drehten und pechten. Die Sohlen schafften die Schuster mit Leichtigkeit,
doch die Oberteile bereiteten ihnen viel Mühe, und erst als Leitern
herangeschafft wurden, ging ihnen die Arbeit etwas schneller von der
Hand. Beim Nähen der Schuhe wurden vierhundertsiebzehn Knäuel Zwirn
verbraucht und siebenhundertvierundfünfzig Ahlen zerbrochen, denn das
Leder war dick, und man mußte in einer unbequemen Lage arbeiten. Das
alles kostete viel Schweiß, doch als Arachna erwachte, standen die riesigen
Schuhe fertig vor ihr. Die Hexe zog sie an und war zufrieden, sie mußte
zugeben, daß es gediegene Arbeit von Handwerkern war, die ihr Fach
beherrschten.
„Bringt mir das Essen!“ befahl sie.
Als sie satt war, legte sie sich in die Sonne und dachte nach, wie sie sich an
den Menschen rächen könnte. „Nehmen wir an, ich versuche, ihnen ein
markiges Erdbeben zu bescheren“, überlegte Arachna. Das wird mir
wahrscheinlich nicht gelingen. Wenn ich nicht einmal das Marranental
gehörig durchschütteln konnte, wie sollten mir die Kräfte für das ganze
Zauberland reichen? Vielleicht soll ich Heuschrecken auf sie hetzen? Vor
meinem langjährigen Schlaf pflegte mir das zu gelingen. Die Heuschrecken
werden das Korn auf den Feldern, das Gras auf den Wiesen und die Früchte
in den Obstgärten auffressen… Aber was wird dann geschehen? Das Vieh
wird vor Hunger krepieren, und ich selbst werde dann nichts zu essen
haben. Nein, das kommt nicht in Frage! Was habe ich noch auf Lager?
Aha, die Überschwemmung. Damit werde ich sie schon kleinkriegen!
Wenn es drei Wochen unaufhörlich gießt, die Flüsse aus den Ufern treten
und die Menschen auf die Dächer flüchten, um sich vor der Flut zu retten,
ja, dann werden sie heulen!“ Doch im selben Augenblick beschlichen sie
Zweifel: „Schön, sie werden heulen, doch was hab ich davon? Sie werden
nicht glauben, daß ich ihnen das Hochwasser geschickt habe, sondern
sagen: Die Natur! Das kommt von der Natur! Und niemand wird es ihnen
ausreden können!“ Arachna lag lange da und zerbrach sich den Kopf, dann
sprang sie plötzlich auf und stieß einen Freudenschrei aus: „Ich hab’s! Der
Gelbe Nebel! Das wird für sie eine Bescherung sein! Oh, der Gelbe Nebel!
Ich entsinne mich, wie meine Mutter Karena die stolzen Taureken mit dem
Gelben Nebel kleingekriegt hat. Nur zwei Wochen hielten sie es aus, dann
kamen sie voller Demut und unterwarfen sich ihr. Ja, der Gelbe Nebel

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