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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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vom Weg ab.“
„Oh, wüßtet ihr, wie man dort unten auf uns wartet!“ seufzte Faramant.
Oicho steigerte das Tempo. Plötzlich erschien auf dem Weg eine
Riesenfigur in blauem Gewand, das sich kraß vom weißen Schnee abhob.
Faramant packte Charlie Black am Ärmel und lallte mit vor Entsetzen
gelähmter Zunge: „Arachna!“
Die Hexe war in das Land der Käuer gekommen, um sich an dem Anblick
der Verwüstung, die sie angerichtet hatte, zu weiden. Den
zusammengerollten Zauberteppich unterm Arm, stapfte sie über den gelben
Backstein und wieherte vor Entzücken. Als sie den Gelben Nebel über das
Zauberland ausbreitete, hatte sie keine Vorstellung davon, wie schrecklich
die Folgen sein würden. Die Hexe brach in ein dröhnendes Gelächter aus,
das sich im kahlen Wald wie Donner anhörte. Bald blieb jedoch die
unheimliche Figur Arachnas zurück, und wieder wurde es unten öde und
still. Nach dieser unerwarteten Begegnung war es Charlie Black klar, daß
der Kampf mit der bösen Hexe, die so ungeheuer groß war, kein leichter
sein würde. Doch der Gedanke schreckte den Einbeinigen Seemann nicht,
sondern verstärkte in ihm nur die Entschlossenheit, alle Kräfte aufzubieten,
um der Hexe das Handwerk zu legen. „Warte nur, verruchte Bestie!“
knurrte der Kapitän. „Wenn ich Tilli-Willi auf dich hetze, wird dir der
Schreck in die Glieder fahren, ich schwöre es bei allen Stürmen der
östlichen Meere!“ „Was sagst du da, Onkel Charlie?“ wunderte sich Ann.
„Wie soll unser kleines Göttchen die Riesin erschrecken können?“
„Du wirst es schon noch sehen, Mädchen, nur etwas Geduld, alles hat seine
Zeit!“ erwiderte Charlie schmunzelnd.
Am folgenden Morgen ging der Drache auf den Großen Platz der
Smaragdenstadt nieder.

DER GROSSE RAT
    Die Ankunft Charlie Blacks und seiner jungen Gefährten war für die
Einwohner der Smaragdeninsel ein großes Fest. Die Stadt hatte ihre
ehemalige Pracht verloren: Schnee bedeckte Dächer und Pflaster, es
funkelten keine Smaragde mehr, der Springbrunnen auf dem Platz war
versiegt, die leuchtenden Farben der Häuser waren im gelben Dunst
verblaßt. Doch die Kunde von der Ankunft des Riesen, die sich mit
Windeseile über die ganze Stadt ausbreitete, hatte eine magische Wirkung.
Wegen des Frostes, der mit jedem Tag grimmiger wurde, drängten sich die
Bürger in Haufen zusammen. Im Palast des Scheuchs, wo Lestar mit Ach
und Krach die Zentralheizung installiert hatte, saßen Frauen und Kinder
und viele alte Leute zusammengepfercht da. Die Menschen, die im Palast
keinen Platz gefunden hatten, drängten sich in die kleineren Gemächer, die
sie mit der Wärme ihrer Körper zu erwärmen versuchten. Das Haus verließ
man nur, wenn es nicht anders ging, zum Beispiel, wenn man an der Reihe
war, Holz zur Heizung des Palastes aus dem Wald zu holen. Dann stülpte
man sich alle Kleider über, die man nur hatte. Jetzt aber strömte jung und
alt auf die Plätze und Straßen der Stadt. Die Leute warfen die Hüte in die
Luft und ließen den Riesen von jenseits der Berge und die beiden tapferen
Kinder, die ihn begleiteten, hochleben. Naiv wie sie waren, meinten die
Menschen, die Rettung sei bereits da, jetzt werde es ihnen bald besser
gehen. Doch bis zur Rettung war es noch weit. Wie ehedem war die Sicht
auf einen kleinen Kreis beschränkt, in dem man sich vorsichtig bewegen
und jeden Augenblick vor den Wegweisern stehenbleiben mußte, um sich
zurechtzufinden. Wie ehedem trugen die Menschen Rafalooblätter vor dem
Mund und Brillen mit Lederdichtungen vor den Augen. Am meisten aber
litten sie unter dem grimmigen Frost, der durch Mark und Bein ging.
Zum Empfang der lieben Gäste hatte der Scheuch den Palast verlassen, und
das wurde in der Chronik als ein Zeichen außergewöhnlicher Ehrung
vermerkt, die bisher noch kein Herrscher des Smaragdenlandes jemandem
erwiesen hatte. Mehr noch: Nachdem der Scheuch Ann in seine schwachen
Ärmchen geschlossen und wieder losgelassen hatte, machte er ein paar
Tanzschritte und sang dabei:
„E-he-he-ha, Ann ist wieder-wieder-wieder da, e-he-he-hoo!“
Diese letztere Begebenheit überging jedoch der Chronist in seinen
Aufzeichnungen, offenbar, weil er meinte, die Nachfahren brauchten nicht
unbedingt über alle kleinen Schwächen eines so hervorragenden
Staatsmannes wie der Weise Scheuch unterrichtet zu werden. Als die
Empfangszeremonie beendet war, trat im Thronsaal der Große Rat zu einer
erweiterten Sitzung

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