Der Gelbe Nebel
Fragen, wozu er so viel Metall brauche, lächelte der Kapitän
geheimnisvoll. Der Drache lag ruhig in seinem Versteck. Elli, die der
Kapitän über die Ankunft der Boten aus dem Zauberland benachrichtigt
hatte, besuchte ihn heimlich, was ihr große Freude bereitete. Aber noch
mehr freute sie sich über das Wiedersehen mit Kaggi-Karr und Faramant.
Kaggi-Karr konnte ihre Gefühle jetzt nicht in Worten. ausdrücken, doch sie
schmiegte sich so zärtlich an das Mädchen, daß jede Erklärung überflüssig
war. Faramant übermittelte Elli einen flammenden Gruß vom Scheuch,
vom Eisernen Holzfäller, vom Tapferen Löwen und von allen anderen
Freunden. Er erzählte ihr von den schrecklichen Ereignissen, die das Land
erschüttert hatten, und am Schluß fügte er hinzu, der Scheuch bitte Elli,
nach Beendigung des Colleges eine Lehrerstelle in der Smaragdenstadt
anzunehmen. Der Scheuch habe versprochen, fuhr Faramant fort, für Ellis
Schule ein Haus zu bauen, das in der Welt nicht seinesgleichen hat. Er trage
den Plan bereits fertig im Kopf, die hölzernen Männer hätten mit der
Bereitung des Baumaterials begonnen, doch wegen des Unglücks, das über
das Land hereingebrochen ist, verzögere sich die Ausführung. Es bestehe
aber kein Zweifel, daß man das Unglück bannen und die Schule aufbauen
werde. Elli versprach lächelnd, sich dieses schmeichelhafte Angebot durch
den Kopf gehen zu lassen. Beim Abschied schenkte Faramant ihr seine
grüne Brille als Souvenir aus dem Zauberland. Für ihn war das ein großes
Opfer, denn er hatte, dem Befehl des Großen Goodwin folgend, die Brille
viele Jahre nicht abgenommen und sich so sehr an sie gewöhnt, daß sie ihm
wie ein Teil seines Gesichts vorkam. Jede Nacht brachten Tim und Ann
dem Drachen einen Handwagen mit Essen. Da waren ein großer Topf mit
Brei, fünf Eimer gekochte rote Rüben, zwei Sack Brot und noch vieles
andere. Während der Auftrag Charlies in der Fabrik ausgeführt wurde, saß
dieser nicht untätig da. Anstelle des kleinen Käfigs, in dem Faramant und
Kaggi-Karr gekommen waren, baute der geschickte Meister eine große
Kabine, in der vier Personen mit Gepäck ausreichend Platz fanden. Die
mechanischen Maulesel konnte man natürlich nicht mitnehmen. Erstens,
weil man für sie eine viel größere Kabine brauchen würde, und zweitensdas war das wichtigste-, weil die Maulesel im Gelben Nebel nicht die
Sonnenenergie bekommen würden, die sie zum Aufladen brauchten, und
folglich nutzlos wären. Es kam die Stunde des Abschieds. In finsterer
Nacht versammelten sich alle Einwohner der beiden Farmen vor der
einsamen Schlucht. In der Nähe schimmerte dunkel der riesige Leib des
Drachen. Vor dem Abflug hatte Oicho doppelt soviel gefressen wie
gewöhnlich, damit es ihm für den ganzen weiten Weg reichte. Die Kabine
war mit starken Riemen an seinen Rücken festgeschnallt, die Ballen mit
dem Blech, den Federn und dem Werkzeug lagen hinter der Kabine in
Schwanznähe. Das war eine schwere Last, doch dem Drachen mit seinen
gewaltigen Kräften machte das nichts aus. Die letzten stürmischen
Umarmungen, Küsse, guten Wünsche und strengen Ermahnungen…
Vor der Besteigung der Strickleiter fragte der Seemann seine Nichte:
„Hast du Tilli-Willi nicht vergessen?“ „Nein, Onkel, er liegt bei mir im
Rucksack.“
Tilli-Willi hieß der kleine heidnische Götze, den der Kapitän Ann
geschenkt hatte. Er unterschied sich von den anderen Götzen, die der
Seemann von den Kuru-Kussu-Inseln mitgebracht hatte, durch seine
besondere Häßlichkeit. Welchen geheimen Zweck Charlie Black mit
diesem Götzen verfolgte, wird der Leser noch erfahren. Als letzter bestieg
Tim O’Kelli die Kabine. Er trug das Hündchen Arto unterm Arm, das
gleichfalls an der ungewöhnlichen Expedition zur Rettung des
Zauberlandes vor den Tücken der Hexe Arachna teilnehmen sollte.
Oicho schwang die mächtigen Flügel, ein Wirbel aus Staub und trocknem
Gras erhob sich, und im nächsten Augenblick verschwand der Drache mit
seiner Last im finsteren Himmel.
DER FLUG MIT DEM DRACHEN
Die Reisenden schliefen mehrere Stunden ruhig auf den bequemen
Pritschen in der gleichmäßig schaukelnden Kabine. Als sie erwachten,
lagen bereits viele Dutzende Meilen hinter ihnen. Der Kapitän und seine
Gefährten nahmen das Frühstück ein und schauten zum Kabinenfenster
hinaus. In der großen Höhe, in der Oicho flog, konnten die Kinder jedoch
wenig erkennen, und Langweile beschlich sie. Der
Weitere Kostenlose Bücher