Der Gelbe Nebel
bewegten. Diese Teile sollten durch
Gelenke verbunden werden. In den mächtigen Kopf des mechanischen
Riesen wurden schräge Löcher für die Augen und eine breite Öffnung für
den Mund gebohrt. Den Rumpf Tilli-Willis beschloß man im Hof
zusammenzubauen, denn täte man es im Keller, würde man ihn durch die
Tür nicht hinaustragen können. Rumpf, Kopf und Glieder waren jedoch nur
ein Teil der Arbeit, und nicht einmal der wichtigste. Denn Tilli-Willi sollte
gehen, laufen und Speer und Schild handhaben können. Zu diesem Zweck
mußte er mit unzähligen Zahnrädern. Hebeln sowie großen und kleinen
Federn ausgestattet werden, die Muskeln ersetzten. Das forderte viel
Geschick und Zeit. Zum Glück waren die Zwinkerer seit jeher
hervorragende Handwerker gewesen, und außerdem hatten sie in den
letzten Jahren beim Auseinandernehmen und Zusammenfügen des Eisernen
Holzfällers und seiner komplizierten Teile viel Erfahrung gesammelt.
Man gönnte sich weder Rast noch Ruhe, denn der Frost wurde mit jedem
Tag grimmiger. Den wichtigsten Teil der Arbeit, den Einbau der Zahnräder,
Hebel und Federn, übernahmen Charlie und Lestar, die täglich nur zwei
Stunden schliefen und so erschöpft waren, daß sie sich kaum noch auf den
Beinen hielten. Damit der Schlaf sie nicht während der Arbeit überwältige,
tranken sie einen Aufguß aus Nuch-Nuch-Nüssen. Schließlich war man so
weit, daß die Montage des mechanischen Riesen beginnen konnte. Sie
sollte im Hof vor sich gehen. Für die Teile der Arme und Beine war die Tür
groß genug, für den Kopf jedoch zu klein, und man mußte ein großes Loch
in die Wand bohren, um ihn hinauszuschaffen. Im Hof brannten viele
Feuer, an denen sich die Arbeiter wärmten, wenn es ihnen zu kalt wurde.
Die Feuer waren auch deshalb gut, weil sie die Luft im Hof reinigten,
wofür die Handwerker Dank für Urfin Juice empfanden, denn ohne seinen
Rat hätten sie mit Rafalooblättern vor dem Mund wie mit Maulkörben
arbeiten müssen. Die Zimmerleute hatten Leitern und hohe Bühnen
vorbereitet, die man nach Bedarf verstellen konnte. An einer festen Stange,
die auf zwei hohen Pfählen ruhte, hingen Flaschenzüge. Die Montage
begann damit, daß der Rumpf Tilli-Willis mit starken Seilen angehoben
wurde. Um ihn in die notwendige Höhe zu befördern, wurde die Seile über
Flaschenzüge von 170 Mann gezogen, denen der Eiserne Holzfäller in
eigener Person half. Das Kommando führte Charlie Black.
Der Rumpf war der wichtigste Teil des Riesen, denn er beherbergte die
Steueranlage, die alle Bewegungen lenkte. Deshalb hatten die Meister in
Tilli-Willis Bauch eine Kabine eingebaut, in die man durch eine schmale
Tür einsteigen konnte. An den Boden der Kabine wurde ein Drehsessel
festgeschraubt, von dem aus ein Mensch, der die Bewegungen Tilli-Willis
steuern sollte, bequem alle Hebel und Knöpfe zur Betätigung der Federn
bedienen konnte. Es versteht sich, daß zu diesem Zweck nur Lestar
geeignet war, der geschickteste Mechaniker im Land der Zwinkerer, der
schon viele Geräte und Vorrichtungen erfunden und installiert hatte. Jetzt
kam auch noch sein kleiner Wuchs zustatten und nicht zuletzt die Kraft und
Ausdauer, die er immer noch besaß. Nach Aufhängung des Rumpfes
gingen die Arbeiter an die Montage der Arme, der Beine und des Kopfes.
Die Anlage war von unzähligen Seilen umgeben, an denen, in Rauch und
Dunst gehüllt, Schwebebühnen auf- und abglitten, die Handwerker mit
Bohrern, Meißeln, Hämmern und Zangen trugen.
Das Gewirr der Stimmen, das Kreischen der Flaschenzüge und das
Klopfen der Hämmer vermischte sich in der nebligen Luft zu einem
ohrenbetäubenden Gedröhn, und die gewaltige Figur TilliWillis nahm
immer mehr menschliche Formen an. Schließlich kam der feierliche
Augenblick, da alle mechanischen Arbeiten beendet, Federn,
Instrumente und sonstiges Gerät eingebaut waren und der Riese fest
auf seinen gewaltigen Beinen stand. Beim Abschmieren seiner Federn
und Gelenke war ein großes Faß Öl verbraucht worden.
Jetzt kam die Reihe der Anstreicher. Die Bemalung des Kopfes wurde
den besten Meistern übertragen. Das waren wahrhaftige Künstler, die
die Züge des Gottes von den Kuru-Kussu-Inseln genau nachbildeten.
Wer das grimmige Gesicht Tilli-Willis, seine bösen funkelnden
schrägen Augen und das schauderhafte Grinsen seines Mundes mit den
riesigen Hauern sah, mußte vor Schreck erbeben. Rumpf, Arme und
Beine waren so bemalt, daß man einen
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