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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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hatte seinen Rücken
mit dem Zauberteppich zugedeckt und die Brille aufgesetzt, an der jetzt
Schnee klebte. Er dachte bei sich: “Würde meine Mutter nur sehen, wie ich
das Versprechen halte, mich im Zauberland vor Gefahren in acht zu
nehmen…“
Ramina, mit ihrem unfehlbaren Orientierungssinn, wies dem Jungen die
Richtung. Wie viel Gepieps und Getümmel herrschte in den unübersehbaren Kolonnen der kleinen grauen Tierchen und wie viele Heldentaten
wurden hier vollbracht! Da fiel eine alte Maus in ein Loch, das wegen des
Schnees nicht zu sehen gewesen war. Sofort sprangen mehrere
Nachbarinnen aus dem Zug und hielten ihr die Pfötchen und Schwänzchen
hin, an die geklammert, sie sich wieder hervorarbeitete. An anderer Stelle
stützten zwei große kräftige Mäuse von beiden Seiten eine ermattete junge
Maus und munterten sie zum Weitergehen auf. Am schwersten hatten es
die Adjutanten und Verbindungsmänner. Sie flitzten hin und her zwischen
den Kolonnen, sammelten Zurückgebliebene und führten sie zu ihren
Einheiten zurück. Man hätte sie um ihren Opfermut und ihre Tapferkeit
beneiden können! Ein Verbindungsmann rettete ein ganzes Bataillon, das
vom Weg abgekommen und in eine steile Schlucht geraten war. Er fand
einen Weg aus der Schlucht und geleitete das Bataillon zurück zu seinem
Verband. Ein Adjutant, sein Name war Zerrissenes Ohr, trug eine ganze
Meile lang auf seinem Rücken das Mäuschen Schwarzfell, das sich an
einem spitzen Ast gestochen hatte, bis er Tim einholte und ihm die
Verwundete übergab. Das war nicht die einzige Maus, die sich jetzt in der
Obhut des Jungen befand. In seinen Taschen lagen unzählige verwundete,
entkräftete und halberfrorene graue Tierchen. Viele ruhten in seinem
Hemdausschnitt, auf den Schultern, auf der Mütze und in seinen Ärmeln…
Der erbitterte Kampf gegen Frost und Sturm dauerte mehrere Stunden. Da
und dort lichteten sich die Reihen der Mäusearmee, und wer weiß, was
noch geschehen wäre, hätte sich der Wind nicht gelegt. Danach wurde es
etwas wärmer, und am Himmel kam eine glühendrote Sonne zum
Vorschein. Die Königin befahl zu halten und ein Lager für die Nacht aufzuschlagen. Sie ließ die Bataillone zum Appell antreten, wobei sich herausstellte, daß die Armee an Erfrorenen und Vermißten 785 Mann, darunter
auch Kommandeure, verloren hatte. Das war eine mäßige Zahl für ein
vieltausendköpfiges Heer, doch wenn sich das wiederholte, konnte es
schlimme Folgen haben. Am vierten Marschtag verschlechterte sich der
Weg erheblich. Das Gelände war jetzt bergig, und die Mäuse konnten sich
nicht so schnell bewegen, wie in der Ebene. Sie mußten sich jedoch
beeilen, denn vom Erfolg ihres Unternehmens hing das Schicksal des
Landes ab. Es galt vor allem, die Fahrgeschwindigkeit des Wohnwagens
mit der Marschgeschwindigkeit der Armee abzustimmen, damit Charlie
Black nicht vor den Mäusen bei der Höhle der bösen Hexe eintraf, denn in
diesem Falle würde sie mit dem Teppich fortfliegen, und dann wäre es für
die Mäuse wie für den Riesen Tilli-Willi sehr schwer, sie wieder
aufzuspüren..
Die Armee näherte sich einem hohen Berg mit steilen Hängen, für dessen
Überwindung mehrere Stunden nötig waren. Tim beschloß, diese Zeit für
einen Flug zum Einbeinigen Seemann auszunutzen, dem er Bericht
erstatten wollte. Er nahm die Mäusekönigin mit. Der Teppich beförderte
die beiden schnell zum Wohnwagen, der den Großen Fluß überquert hatte
und ebenfalls tief in das südliche Gebiet vorgedrungen war. Hinter dem
Wagen stapfte unermüdlich Tilli-Willi, der zweimal täglich von Holzköpfen aufgezogen wurde. Ann, Charlie Black und ihre Gefährten freuten
sich, von Tim und Ramina zu hören, daß die Mäusearmee im Anmarsch sei,
doch ihre Gesichter verfinsterten sich bei der Nachricht von den Verlusten,
die die Armee durch das gestrige Gestöber erlitten hatte. Der Sturm hatte
auch die Gegend erfaßt, in der sich der Wohnwagen bewegte, doch die
Insassen hatten dadurch keinen Schaden erlitten. Der Eiserne Holzfäller,
Kaggi-Karr und Ramina rechneten aus, daß die fahrbare Festung weiter
vorgedrungen sein mußte als die Mäusearmee, und zogen den Schluß, daß
der Wagen jetzt ein, zwei Tage stillstehen müsse, damit die Hexe keinen
Verdacht schöpfe und nicht das Weite suche. Tim füllte seinen Proviant
auf, schärfte die kleine Axt, nahm Ramina in die Tasche und trat den
Rückweg an. Als die beiden die Mäusearmee

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