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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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TilliWilli, leicht vorgebeugt,
mit dem Rücken zur Hexe, wirbelte ein riesiges Schwert in seinen Händen
herum mit einer Leichtigkeit, als wäre es ein dünner Spazierstock. Bei
jedem Hieb fiel ein dicker Baum, den flinke Holzköpfe sofbrt zur Seite
schafften. So entstand ein Weg für den Wagen. Arachna sah nicht das
Gesicht des Riesen, doch seine Größe und seine Kraft beeindruckten sie
gewaltig. „Nein, mit diesem Kerl will ich lieber nichts zu tun haben“,
raunte die Hexe. „Ich werde mich mit dem Teppich aus dem Staub machen,
dann mag mich das Knäblein im ganzen Lande suchen.“
Die Hexe wußte nicht, daß eine unbesiegbare Mäusearmee sich ihrer Höhle
näherte! Mit finsterem Gesicht kehrte Arachna zurück. Sie war sehr
nachdenklich. Unterwegs hatte sie Pläne geschmiedet, die ihr helfen
sollten, den Feind möglichst lange aufzuhalten. Sie befahl ihren Zwergen,
die Feinde nicht aus den Augen zu lassen und ihr jeden Abend deren
Aufenthaltsort zu melden. Der Wohnwagen blieb, wie Charlie Black mit
Ramina ausgemacht hatte, zwei Tage am Rastplatz. Doch schon in der
ersten Nacht gab es im Lager des Scheuchs ein Ereignis, das das ganze
Unternehmen stark beeinflussen sollte. Lestar schlief in seinem bequemen
Sessel, als oben gedämpft die Stimme des eisernen Ritters ertönte
„Lestar! Fahrer Lestar, hört Ihr mich?“
Als die Antwort ausblieb, rief der Riese lauter: „Lestar, hört doch, ich rufe
Euch!“ „Mmm… Was ist los?“ fragte der Mechaniker schlaftrunken. „Wer
ruft?“ „Ich, Tilli-Willi! Warum habt Ihr nicht geantwortet?“
„Ach so, du bist es, Freundchen? Ich habe geschlafen, wahrscheinlich sogar
sehr fest.“ „Geschlafen? Das verstehe ich nicht. Was bedeutet ,geschlafen’?“ wollte der Riese wissen.
„Wie soll ich es dir sagen? Geschlafen kommt vom Wort Schlaf und ist
sehr schwer zu erklären“, erwiderte Lestar. „Aber ich will es versuchen.
Stell dir vor: Es liegt ein Mensch da, bis sich seine Augen schließen, und
dann sieht und hört er nichts mehr. Erst Stunden später kehren die Sinne zu
ihm zurück, das heißt dann, er sei erwacht.“
„Wieso, das ist doch gefährlich!“ rief der Riese entsetzt. „An einen
Schlafenden können sich Feinde heranschleichen und mit ihm tun, was sie
wollen, sogar töten!“ „So schlimm ist es nicht“, erwiderte Lestar
schmunzelnd. „Wenn ein Feind in der Nähe ist, schlafen die Menschen
nicht oder sie stellen Wachen auf. Ohne Schlaf kann ein Mensch nicht
leben, der Schlaf stellt seine Kräfte wieder her und macht ihn frisch und
munter.“ „Was seid ihr doch für unvollkommene Wesen“, bemerkte TilliWilli. „So viel Zeit umsonst zu verlieren! Völlig unproduktiv! Ich bin nicht
so. Nachts, wenn alles ruhig ist, kommen mir verschiedene interessante
Gedanken. Heute zum Beispiel habe ich mir ein Schema ausgedacht, es ist
bestimmt ein sehr nützliches Schema, ich schwöre es bei allen Masten der
Welt!“ Die Reisetage waren für den eisernen Ritter nicht umsonst vergangen. Er hatte sich stundenlang mit Lestar über verschiedene Dinge
unterhalten, vor allem über Technik. Er hatte dabei viel gelernt, und auch
sein Wortschatz war um vieles reicher geworden.
„Was ist das für ein Schema?“ fragte Lestar überrascht.
„Ich weiß jetzt, wie ich mich selbst aufladen kann“, sagte TilliWilli. „Diese
Holzköpfe, die mich ständig mit ihren Leitern umtanzen und die mit ihren
Schlüsseln in mir stochern - daß sie die Flut ersäufe! - gehen mir
schrecklich auf die Nerven. Da hab ich mir gedacht: Wenn man mir noch
einige Federn und Hebel einsetzen und die Zugstangen zweiseitig machen
würde…“ Der Riese begann so ungeheuer komplizierte technische Gedanken darzulegen, daß es, meine ich, keinen Zweck hat, sie hier wiederzugeben, weil außer Spezialisten sie kaum jemand verstehen würde. Sein
Vorschlag bestand, um es kurz zu sagen, darin, durch Einbau zusätzlicher
Hebel und Federn die Maschinerie in seinem Bauch so zu vervollkommnen,
daß sich beim Heben oder Senken eines Arms der andere aufzieht und daß
das linke Bein das rechte aufladet und umgekehrt. Lestar war entzückt über
diese Idee. Er öffnete die Tür und steckte den Kopf hinaus, um besser zu
hören, und rief schließlich froh aus: „Höre, Junge, du bist ein genialer
Mechaniker!“
„Genial ist wohl übertrieben”, wehrte Tilli-Willi ab. „Ich habe einfach viel
freie Zeit, die ich nicht mit allerlei Unsinn wie Essen und Schlafen

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