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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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erreichten, stiegen deren
letzten Züge bereits von dem Berg hinab, dessen Erklimmung so viel Mühe
gekostet hatte. Der folgende Tag war wieder voller Strapazen. Den Weg
furchten Schluchten mit steilen Wänden, von denen manche sich umgehen
ließen, während über andere Brücken geschlagen werden mußten, wozu
Tim Bäume an den Schluchträndern fällte. Einmal machte man vor einer
Schlucht halt, die sich nicht umgehen ließ und an deren Rand auch keine
Bäume wuchsen. Was sollte man tun? Die Mäuse in kleinen Gruppen mit
dem fliegenden Teppichzipfel auf die andere Seite befördern? Das war
möglich, würde jedoch viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Königin hatte
einen Einfall: Sie schlug vor, eine lebendige Hängebrücke zu errichten. Der
Vorschlag wurde verwirklicht, indem man mehrere Hundert der größten
und kräftigsten Mäuse auswählte, von denen jede mit den Vorderpfoten das
Schwänzchen der nächsten umklammerte, wodurch eine lebendige Kette
entstand, die Tim durch einen geschickten Wurf über den Abgrund spannte.
Auf dieser schwankenden Brücke bewegte sich jetzt eine Kompanie nach
der anderen. Die Mäuse piepsten ängstlich und wandten die Augen vom
Abgrund ab, bis schließlich alle auf der anderen Seite waren. Ein Unfall
wurde noch im letzten Moment vermieden, als dem verwundeten Mäuschen
Schwarzfell schwindlig wurde und es strauchelte. Es wäre bestimmt in den
Abgrund gestürzt, hätten zwei Kameraden es nicht rechtzeitig aufgefangen.
Nach der Schluchtüberquerung nahm Tim die lebendige Brücke zu sich auf
den Teppich und flog mit ihr hinüber. Das war das letzte und schwerste
Hindernis gewesen. Nun wurde das Gelände besser, und nach einem
viertägigen schnellen Marsch erblickte die Armee einen herrlichen blauen
Himmel über sich, worüber jeder Mann, vom General bis zum gemeinen
Soldaten, in Begeisterung geriet. Hier begannen die Besitzungen Arachnas,
die man noch rechtzeitig erreicht hatte, denn viele Mäuse husteten schon
und bei manchen tränten die Augen. Als die Mäuse aus dem Gelben Nebel
hinauskamen, atmeten sie erleichtert auf. Allerdings mußte man hier sehr
vorsichtig sein, denn in der Nähe konnten sich Zwerge herumtreiben, die,
wenn sie die Mäuse gewahrten, es sofort der Hexe melden würden. In
diesem Falle wäre das ganze Unternehmen gescheitert. Zum Glück war der
Boden hier weich, und bald hatten die Mäuse viele Löcher gegraben, in
denen sie kein fremdes Auge entdecken konnte. Tim flog mittlerweile zu
Charlie Black, um mit ihm die weiteren Pläne zu beraten.

TILLI-WILLI, DER ERFINDER
    Es war reiner Zufall, daß sich auf dem Wege der Armee Raminas kein
einziger Zwerg befand und Arachna folglich nichts vom Anmarsch der
Mäuse erfuhr, sonst hätte sie gewiß Vorkehrungen getroffen.
Die Kundschafter meldeten ihr jedoch, daß ein sonderbares Haus auf
Rädern, von hölzernen Menschen gezogen, auf ihre Besitzungen zurollte,
und daß dieses Haus Tag und Nacht von einem eisernen Riesen mit
grimmigem Gesicht bewacht werde. Arachna beschloß nachzuspüren, wer
diese Feinde seien und welche Gefahr von ihnen drohte. Sie bestieg ihren
Teppich, setzte Ruf Bilan neben sich und flog davon. Eine Meile vor dem
Ort, an dem sich nach Meldung der Zwerge der Wagen befand, ging die
Hexe nieder, versteckte sich im Walde und schickte Bilan zur Erkundung
aus. Eine halbe Stunde später hörte Arachna trockenes Laub rascheln und
erblickte Ruf Bilan, der aus den Büschen hervortrat. Der kleine Mann
taumelte, sein Gesicht war kreideweiß, seine Lippen bebten. Es dauerte
eine gute Weile, bis er hervorstieß:
„Oh, Herrin, es war schrecklich … dieser Anblick…“ Weiter konnte er nicht
reden. „Sprich doch, Jammerlappen!“ fuhr ihn die Hexe an.
„Ein Rie-Riese“, stammelte Ruf Bilan. „Soo groß, nn-nein, noch größer als
Ihr… Das Gesicht… Oh, dieses Gesicht! Ich lag in den Büschen, von
niemandem zu sehen, doch als er nach meiner Seite blickte, schie-schien
mir, als durchbohrten mich ddd-ddie schrecklichen Au-Augen… Es war nonnoch ein Mm-Mann da, den er Ppappa-papa nannte! Ich wwwa-wwwaweiß nicht mehr, wie ich mich davongeschleppt habe.“
„Trottel!“ rief Arachna verächtlich. „Lungert herum und kriegt nichts
heraus! Ich gehe selbst hin.“
Die Hexe schritt zuerst aufrecht, dann bückte sie sich und schließlich
begann sie zu robben. Plötzlich hörte sie ein Dröhnen und Knacken, und als
sie weiter robbte, bot sich ihr folgendes Bild:

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