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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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als Zeugen würde ihn Stunden kosten, und so viele andere Arbeiten warteten auf sofortige Erledigung. Alexander hielt die Sache nicht für so dringend. Allerdings hatte Wittiges das seltsame Gefühl, dass er mit irgendetwas hinter dem Berg hielt und dass auch hinter Karls Drängen etwas Mysteriöses, Unausgesprochenes steckte. Als Wittiges nachhakte, hustete Karl nur. Er mied seinen Blick und murmelte mit belegter Stimme, Wittiges könne immer auf ihn zählen.
    An dem Tag, an dem Aletha mit Pontus und dem Knecht zurückkehren sollte, hielt Wittiges das Warten kaum noch aus, obwohl es durchaus einen Tag länger dauern konnte, das Geschäft mit dem Purpur in der fernen Stadt Paris zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen.
    Pontus war für Wittiges der Garant, dass mit einer glücklichen Rückkehr zu rechnen war. Der gewitzte ehemalige Mönch wusste sich überall durchzuschlagen und würde über Aletha wachen. Und doch nagte die Sorge an Wittiges, und Bilder von Überfällen und anderen Katastrophen geisterten in immer grelleren Farben durch sein Hirn.
    Rastlos ritt er mit Bauto umher, kontrollierte die Pflüger, die mit dem bedächtigen Ochsenpaar eines der kleinen Felder bearbeiteten, sah nach den Sklaven, die im Garten das Unkraut ausrissen, und denen, die sich nach Pontus’ Anweisung an der Wasserleitung zu schaffen machten. Auf einmal schoss in einem mächtigen Strahl das Wasser aus der defekten Leitung, spritzte die Sklaven nass und überflutete den ganzen Garten. Wittiges fluchte und lachte gleichzeitig, während die Männer johlten und sich gegenseitig auf die Schultern schlugen. Mit dem Wasser wuchs sprunghaft Wittiges’ Zuversicht. Das Wasser war ihm ein deutliches Zeichen, nicht auf verlorenem Posten zu stehen. Nachdem er den Männern erklärt hatte, dass sie das munter plätschernde Bächlein umleiten sollten, um mit den Arbeiten fortfahren zu können, fasste er spontan den Entschluss, sich mit Bauto auf den Weg um die Grenzen herum zu machen. Es sollte nur eine vorläufige Erkundung sein, und da er im Grunde wenig Ahnung von den Grenzverläufen hatte, wollte er Alexander und einen der Söhne Karls mitnehmen. Arne, den älteren, den Karl ihm nach einigem Zögern nicht sehr begeistert überließ. Alexander schien seltsam angespannt und war wenig gesprächig.
    „Ich dachte, du freust dich, dass du mal aus dem Dreck rauskommst“, stichelte Wittiges, als sie schon eine Weile unterwegs waren. „Die Gesellschaft dieser Weiber musst du doch auch satt haben.“ Alexander beaufsichtigte die Arbeit der Sklavinnen und der größeren Kinder. Unterstützung erhielt er von ein paar Frauen aus den Dörfern. Vor den eigentlichen Instandsetzungsarbeiten reinigten sie die Haupträume im Haus, damit die Schäden besser zu erkennen waren. Mit Schaufeln und Kratzern beseitigten sie Schutt, Dreck und fauligen Unrat, den Tauben und anderes Viehzeug sowie die feindlichen Horden bei ihren Überfällen hinterlassen hatten.
    „Die Frauen sind gar nicht so übel“, murmelte Alexander geistesabwesend. Was beschäftigte ihn bloß? Sein Blick war in die Ferne gerichtet.
    „Sorgst du dich um Aletha?“, fragte Wittiges mit belegter Stimme. Er hatte eine gewisse Hemmung, seine Frau in Alexanders Gegenwart zu erwähnen. Etwas ging ihm dabei ständig gegen den Strich.
    „Sie hat Pontus dabei“, brummte Alexander. „Wenn ich mich recht erinnere, kann es nicht mehr weit bis zu einem der Grenzsteine sein.“ Er blieb stehen.
    „Da ist er.“ Arne streckte den Arm aus und wies auf den Stein, der schief am Rand eines Wiesenstreifens aufragte.
    Bisher verliefen die Grenzen seines Besitzes für Wittiges im Ungewissen. Aber dieser Stein gab seinem Land Gestalt und Form, er war ein sinnfälliges Zeichen für Recht und Gesetz, und der Beweis, dass sein Besitz existierte und er darüber verfügen konnte. Erleichtert stieg Wittiges ab und kniete vor dem Stein nieder. Dieser musste noch aus der Zeit der Römer stammen, er war alt, ehrwürdig und verwittert, von Moos überwuchert. An einigen Stellen lugten unter dem Moos römische Ziffern hervor, die eine Bedeutung gehabt hatten, als dieses Land noch römischer Fiskalbesitz gewesen war. Es sah so aus, als hätte vor nicht allzu langer Zeit jemand an dem Stein gekratzt.
    Wittiges stand auf und ließ seinen Blick über die kleinteilige Landschaft schweifen. Wiesen, Felder, Brache und Wald. Er strich sich über die Augen. Was stimmte hier nicht? Was beunruhigte ihn? Er trat ein Stück zurück

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