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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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und schaute noch einmal. „Da hol mich doch der Teufel“, brummte er schließlich. „Eigentlich müsste die Grenze jenseits des Wiesenstreifens am Wald verlaufen. Das erscheint mir richtiger. Jener dort Wald ist uralt und bildet eine natürliche Grenze. Wieso steht der Stein hier?“
    Arne stieß einen erstickten Laut aus, und Wittiges fuhr zu ihm herum. Der Schreck stand dem Jungen ins Gesicht geschrieben.
    „Was weißt du? Was wird mir hier verheimlicht?“ Ein furchtbarer Verdacht keimte in Wittiges. Als Arne nicht antwortete, packte er ihn vorn am Kittel. „Ich will die Wahrheit wissen! Spuck sie aus.“
    Arnes Adamsapfel hüpfte, als der Junge mühsam schluckte.
    „Lass ihn los“, mischte sich Alexander ein. „Du hast die Wahrheit schon erraten“, fuhr er düster fort.
    „Hab ich das?“
    Alexander nickte. „Komm mit.“ Er ging voraus die Wiese entlang, Wittiges folgte und holte ihn rasch ein, die Augen aufmerksam auf den Boden gerichtet. An einer bestimmten Stelle am anderen Ende der Wiese, hockte er sich hin und begann, die lockere Erde aufzugraben. Unruhig und betreten sahen Arne und Alexander zu. Nach einer Weile grub er einen Steinsplitter aus.
    „Ich wette, der stammt vom Grenzstein. Oder nicht?“ Mit brennenden Augen schaute er zu Alexander auf.
    Alexander nickte.
    „Arne?“, fragte Wittiges scharf.
    „Der Grenzstein ist versetzt worden. Früher stand er hier.“
    „Wann früher?“
    Unglücklich zuckte Arne die Schultern.
    „Die Grenzsteine wandern“, erklärte Alexander mit belegter Stimme. „Pontus und ich haben es herausgefunden, wir waren uns aber nicht sicher. Diesen Stein kannte ich schon. Es gibt andere ...“
    „Die auch versetzt worden sind?“, fragte Wittiges drohend.
    „Bei diesem ist es uns deutlich aufgefallen, bei einem anderen haben wir es nur vermutet.“
    „Warum habt ihr mich nicht sofort darüber unterrichtet?“, herrschte Wittiges ihn an. „Das ist ein ungeheurer Frevel!“
    „Ich weiß“, seufzte Alexander unglücklich. „Aber wir dachten, du musst selbst darauf kommen. Und ... was willst du jetzt tun?“
    „Die Steine dahin setzen, wohin sie gehören. Meinst du, ich lasse mir mein Land wegnehmen?“
    „Dein Land! Ich höre immer dein Land! Es ist riesig, dieses Land. Du hast gar nicht genügend Leute, es zu bestellen. Was scheren dich da ein paar Streifen Brachland oder Wiese!“, schrie Alexander auf einmal aufgebracht.
    Wittiges war wie vom Donner gerührt. „Das meinst du nicht im Ernst! Das kannst du nicht im Ernst meinen!“
    Alexanders Miene war unschwer zu entnehmen, dass genau das der Fall war.
    „Ist Pontus auch dieser Meinung? Will er ebenfalls, dass ich den Landraub auf sich beruhen lasse? Habt ihr das untereinander besprochen?“, fragte Wittiges mit gefährlicher Ruhe. Der Gedanke, dass die beiden feige den Schwanz einklemmten, verursachte ihm Übelkeit.
    „Nein, wir haben nicht darüber geredet“, antwortete Alexander bitter. „Wir hatten keine Zeit dazu, wir haben darum gekämpft, dir etwas vorweisen zu können, sobald du dich mal herbemühst. Die fertige Wasserleitung, einen wohnlichen Raum ... Wittiges, wir sind fremd hier ...“
    Brüsk wandte sich Wittiges ab. Er wollte sich dieses feige Gerede nicht länger anhören. Zu seiner Überraschung war Arne verschwunden. Mit einem Zungenschnalzen lockte er Bauto zu sich, schwang sich in den Sattel und preschte davon. Sollte Alexander doch sehen, wie er allein zurückkam. Ohne sich nach ihm umzusehen, ritt er hinunter ins Schmiededorf. Karl erwartete ihn schon, Arne hatte ihn vorgewarnt.
    „Erzähl mir alles über die Grenzsteine. Wer hat sie versetzt?“, herrschte er ihn an, noch bevor er abgestiegen war.
    Karl nickte ernst. „Komm ins Haus. Die anderen sind auch gleich da. Wir werden dir alles sagen, was wir über die Grenzsteine wissen.“
    Sobald alle Männer im Hauptraum des Hauses versammelt waren, ließ Karl einen Tonkrug mit frischem Bier herumgehen. Nach und nach rückten die Dörfler mit den Einzelheiten heraus. Trotz des ausgezeichneten Bieres herrschte eine ungemütliche Stimmung, denn rasch wurden Beschuldigungen laut. Alle hatten von den wandernden Grenzsteinen gewusst, und zwei Bauern hatten sich ihrerseits brachliegende Felder angeeignet. Aber die Hauptschuldigen waren ein unabhängiger Bauer an der Südseite von Wittiges’ Besitz und ein Adliger im Westen. An den anderen Seiten stieß das Land an Sigiberts Güter, da hatte niemand Steine versetzt. Der Adlige war

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