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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Tischleinen.
    Es hatte Fisch gegeben, und das anhaltende Röcheln des Bischofs gab Brunichild einen Verdacht ein. „Wahrscheinlich steckt ihm eine Fischgräte im Hals.“
    Aber war das möglich? Das Essen war längst vorbei.
    Gogo hockte sich neben Nicetus, öffnete ihm gewaltsam den Mund, fuhr mit den Fingern hinein und wieder heraus. Er schüttelte den Kopf, dabei musterte er intensiv das Gesicht, dessen Mund sich schief verzog. Schaum trat auf die bleichen Lippen.
    Gift? Wer sollte den Bischof vergiften?
    Brunichild stand neben Sigibert. „Was geschieht mit ihm? Kann ihm denn niemand helfen?“
    Gogo erhob sich, einer der höheren Diener des Bischofs trat zu ihm.
    „Schafft ihn in sein Bett“, wies ihn Gogo an. „Hat er einen Arzt? Lasst ihn holen.“ Noch bevor die Diener der Aufforderung nachkommen konnten, zog Gogo Sigibert beiseite. „Er stirbt. Er wird den Morgen nicht mehr erleben. Du solltest sofort zum Palast in Trier zurückgekehren, hier gibt es für dich nichts mehr zu tun.“
    „Aber“, wandte Brunichild ein, „noch lebt er. Wie können wir ihn einfach seinem Schicksal überlassen?“
    „Ihm kann keiner mehr helfen, ich weiß es, ich hab es bei anderen schon erlebt. Dieser Tod ereilt Männer in den besten Jahren wie ein Pfeil aus dem Hinterhalt.“
    Irgendjemand murmelte etwas wie „Der Lohn der Sünde.“ Brunichild schaute sich entsetzt um und entdeckte in ihrer Nähe nur Venantius, der wie alle fasziniert und entsetzt zugleich auf die reglose Gestalt am Boden starrte. Sollte diese gehässige Bemerkung tatsächlich von Venantius stammen, der sich noch kurz zuvor in Lobgedichten über Nicetus’ unvergleichliche Vorzüge geäußert hatte? Die Frau des Bischofs kniete immer noch neben dem Sterbenden und streichelte behutsam seine Hand, aber er gab mit keiner Regung zu erkennen, dass er die tröstliche Geste wahrnahm. Nicetus, erkannte Brunichild, befand sich bereits in der Zwischenwelt zwischen Leben und Tod.
    „Was wird aus seiner Familie?“, fragte sie bang.
    „Ach ja“, stieß Gogo gedämpft hervor, „sie muss sofort von hier verschwinden.“
    „Aber gehört die Villa nicht dem Bischof?“, wandte Brunichild ein.
    „Nach seinem Tod nicht mehr.“
    „Aber die Familie ist hier zu Hause. Wohin soll sie denn gehen?“
    „Zu Verwandten, sofern es welche gibt. Das Wichtigste ist jetzt die Nachfolge. Wenn die Frage der Nachfolge geklärt ist, sehen wir weiter. Bis dahin wird aller Besitz erst einmal beschlagnahmt.“
    „Er hat seinen Schüler Magnerius als Nachfolger haben wollen. Und damit bin ich einverstanden. Ein guter Mann, mit dem wir keine unangenehmen Überraschungen erleben werden“, sagte Sigibert gedämpft.
    „Es wird Zeit, mein König. Sobald wir in der Stadt sind, schicke ich eine Truppe erprobter Krieger her, die nach dem Rechten sieht und aufpasst, dass nichts wegkommt“, erklärte Gogo bestimmt.
    Wie betäubt ließ sich Brunichild hinaus geleiten. Als Venantius sich ihnen mit betrübter Miene anschließen wollte, hielt ihn Gogo zurück. „Du bleibst hier“, sagte er knapp, „und verfasst ein letztes Gedicht auf den würdigen Bischof und sein mildes Ende in der Obhut des Gottes, dem er so vortrefflich gedient hat.“
    Venantius starrte ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte.
    „Eine ausgezeichnete Idee“, mischte sich Sigibert ein. „ Und preise seine Mildtätigkeit, seine Keuschheit, seine Treue und so weiter. Das Gedicht soll bei der Beisetzung verlesen werden und den Mann so gewaltig ehren, dass niemand wagt, an seiner Untadeligkeit und seinem seligen Tod zu zweifeln.“
    Brunichild wurde es kalt. Die Kinder des Bischofs standen weinend und zutiefst verstört in der Ecke, in die sie einer der Männer Gogos gedrängt hatte. Ein anderer half der Ehefrau nicht gerade zartfühlend auf die Füße und zog sie von dem Sterbenden fort, als hätte sie keinerlei Recht und Anspruch darauf, sich in seiner Nähe aufzuhalten.
    Dunkle Vorahnungen und Furcht befielen Brunichild. Nie, schwor sie sich, wollte sie so verlassen sein wie diese Frau.
    11
    Karl, der Schmied, tauchte täglich auf. Wahrscheinlich wollte er sich vergewissern, dass Wittiges an seinem Plan, dem Gut neues Leben einzuhauchen, tatsächlich festhielt. Karl wies Wittiges darauf hin, dass zur Inbesitznahme unbedingt die Grenzbegehung gehörte. Das wusste Wittiges natürlich selbst. Aber das feierliche Abschreiten oder Umreiten der Grenzen seines Besitzes mit den wichtigsten Männern aus den Dörfern

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