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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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kamen vom Dorf herauf. Noch lag der Waldrand ein ganzes Stück entfernt. Während Aletha weiterlief, pochte ihr Herz und die Beine wurden immer schwerer. Die Angst kehrte zurück und trieb sie vorwärts, lähmte sie aber auch. Zwischendurch hielt sie wieder nach den anderen Ausschau. Wer war noch bei ihnen? Wen hatten die Feinde erwischt? Sie wusste es nicht. Schreie durchschnitten die Luft, das Wiehern der Rosse. Ein Pfeil bohrte sich neben ihr in den steinigen Weg, der hügelan führte. Ein Stück vor ihr entdeckte sie den dunklen Schopf von Felix, Viola hatte ihren Schützling immer noch bei sich. Aletha drehte sich um.
    Alexander ragte ein Pfeil aus der Schulter, er stolperte, sie lief wieder hügelabwärts, ihm entgegen. Da ließ sie ein Schrei innehalten.
    Einer der Reiter hatte Viola und Felix erreicht. Felix stach mit dem Scaramax auf das Pferd ein. Das Tier stieg, der Reiter flog aus dem Sattel, stand aber blitzschnell wieder auf. Viola stellte sich ihm mit der Waffe in der Hand entgegen. Die ersten Schläge parierte sie gekonnt und achtete darauf, dass sie Felix deckte. Dann aber preschte ein zweiter Reiter heran, beugte sich aus dem Sattel und holte zum Schlag aus.
    Aletha schrie, sie hörte sich schreien, der Schrei hallte ihr furchtbar in den Ohren. In diesem Moment warf sich eine große Gestalt zwischen die Kinder und den Angreifer.
    Barchild.
    Im Schmiededorf traf Wittiges niemanden an. Zumindest keinen Lebenden. Er warf nur einen flüchtigen Blick auf die Toten, dann ritt er weiter. Die Abenddämmerung setzte gerade ein.
    Auf den Weiden stand kein Vieh mehr. Die Ställe waren leer, eine Scheune abgebrannt.
    Der Garten sah aus, als wäre eine Stierherde hindurchgestürmt. Überall Hufspuren. Das Haus war verwüstet, die Einrichtung zerschlagen, Vorhänge heruntergerissen, die Schatztruhe im Schlafzimmer aufgebrochen. Alles Wertvolle geraubt. Überall Sudeleien, hier und da Exkremente. Auf dem Boden in der Empfangshalle hatte sich eine Blutlache um einen Sklaven ausgebreitet. Der Kopf lag abgetrennt neben dem Körper.
    Wittiges rief, er schrie – aber niemand antwortete ihm. In den Sklavenunterkünften lag ein totes Kind, ein vielleicht sechs Jahre alter Junge, der wie eine zerbrochene Puppe wirkte, und einen furchtbaren Moment dachte Wittiges es sei Felix. Danach setzten Denken und Fühlen aus. Wirr im Kopf, streifte er durch die verlassenen Räume und den Garten. Er stieß auf Tote, an deren Namen er sich nicht erinnerte. Zwei Frauen, ein weiteres Kind, ein Mann.
    Inmitten der Zerstörung zog sich eine undeutliche Spur durch den Garten und die hintere Pforte, und dieser Spur folgte er. Auf die Toten achtete er nicht mehr, hatte aber den Eindruck, dass auch Leute aus dem Schmiededorf darunter waren. Einige waren also bis hierher gekommen.
    Kurz vor dem Waldrand, als er schon glaubte, die Toten hinter sich gelassen zu haben, stieß er auf ein weiteres Opfer des wahnwitzigen Überfalls. Auf einmal konnte er nicht mehr weiter.
    Ein Schwerthieb hatte Barchild den Schädel bis zur Nase gespalten, und Wittiges musste genau hinsehen, um die Alte zu erkennen. Er ging in die Knie und begann zu schluchzen. Ein Gefühl schrecklicher Ohnmacht und Verlassenheit stieg in ihm auf. Wenn alle tot waren, wollte er nicht länger leben. Blind vor Tränen schlug er sich in den Wald. Hier verlor sich die Spur, aber er ging trotzdem weiter. Er suchte einen Ort, wo er sich verkriechen konnte. Wie ein Tier, das den Tod spürt.
    Auf einmal war da ein Geräusch in der Luft. Sirrend fuhr ein Pfeil neben ihn in den Stamm einer Buche. Er sprang zurück. Und während er noch herauszufinden versuchte, woher der Pfeil gekommen war, traf ihn ein furchtbarer Schlag auf den Kopf, und er verlor das Bewusstsein.
    „Er lebt, er regt sich“, flüsterte ein Stimmchen.
    „Dann lasst mich zu ihm. Ich kümmere mich um ihn.“ Woher kannte er diese andere Stimme? Eine angenehm kühle Hand legte sich auf seine Stirn. Er öffnete die Augen. Es war dunkel. Fast dunkel. Ein Lichtblitz zerstob vor seinen Augen, und er musste sie wieder schließen.
    Hatte er gestöhnt?
    „Schscht. Schon gut. Dir wird es gleich besser gehen.“ Wieder die Hand, diesmal legte sie ihm einen kalten feuchten Lappen auf die Stirn.
    „Höher“, knurrte er. „Vorn tut’s nicht weh.“
    Ein gedämpftes Lachen antwortete, und entschlossen riss er die Augen wieder auf.
    Jetzt sah er mehr. Jemand hielt eine Fackel, deren Schein auf ihn und seine Umgebung fiel. Menschen.

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