Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Fremder hervor und starrte sie an. Gleichzeitig hörte sie einen Warnruf. Einer der Jungen, der gerade Wache hatte, stand auf dem Dach der Villa und schrie.
Arglos lächelte Aletha den Mann an. Dann deutete sie quer über den Garten. „Der Stallhof ist dort hinten. Von dort erreichst du die Küche. Sag der Köchin, sie soll für alle ein ordentliches Frühstück zubereiten.“ Scheinbar gelassen wandte sie sich um. Während sie zum Haus zurückging, verließ sie sich auf ihr Gehör. Der Mann kam hinter ihr her, aber er schien allein zu sein. Bevor er sie erreicht hatte, hielt Aletha den Dolch umklammert, den sie seit einigen Wochen stets bei sich trug.
Der Mann packte sie am Arm und riss sie zu sich herum. Aletha handelte wie in Trance. Sie stieß dem Mann von unten den Dolch in die Brust. Es war geradezu lächerlich einfach. Röchelnd brach der Fremde zusammen und verstummte, während der Blick starr wurde.
Erst jetzt überflutete Aletha die Angst. Kalter Schweiß brach aus, ein schreckliches Zittern überfiel sie, alle ihre Instinkte drängten sie zur Flucht. Dennoch beugte sie sich über den Toten und betrachtete ihn einen Moment mit konzentrierter Aufmerksamkeit. Er war ein Franke, so viel schien sicher. In seiner rechten Hand entdeckte sie einen Scaramax, sie war seinem Angriff also nur zuvorgekommen.
Wieder rief der Junge auf dem Dach, die Warnung wurde von anderen aufgenommen. Damit wurde klar, dass Cnivas schlimmste Befürchtung eingetreten war. Eine kalte Ruhe ergriff von Aletha Besitz. Mit einem Ruck zog sie den Dolch aus dem Körper des Toten und hetzte weiter zum Haus. Felix kam ihr entgegen, die Augen vor Schreck geweitet, hinter ihm Viola, noch im Hemd, nicht mal richtig angezogen, aber das Schwert in der Hand.
„Sie sind da!“, keuchte Viola.
„Ja! Du weißt, was zu tun ist. Nimm Felix mit.“
„Mutter!“, schrie Felix und stolperte auf sie zu. Viola holte ihn ein und nahm ihn an die Hand. Aletha sah, wie die beiden durch den Garten rannten und bei dem Toten innehielten. Felix bückte sich, und als er sich wieder aufrichtete, hielt er den Scaramax des Fremden in der Hand. Mit seinen acht Jahren konnte er dank Cnivas Unterricht mit einer Waffe umgehen, wenn auch längst nicht so gut wie Viola. Die Dreizehnjährige war mittlerweile eine geübte Schwertkämpferin.
Sklaven tauchten auf, Mägde und Knechte. Die Männer hatten ihre Waffen dabei. Die Schreie mussten jetzt alle Leute des Guts aufgeweckt haben. Wer aus dem Haus taumelte, blickte sich kurz um und strebte dann durch den Garten. Jetzt kam auch Cniva heraus, vollständig bekleidet und bewaffnet. Die Mauer um das Anwesen war nicht instand gesetzt worden und bildete kein Hindernis für die Angreifer. Von allen Seiten drangen sie in den Garten ein, Aletha hörte ihr Gebrüll, während sie sich an Cnivas Seite hielt.
„Lauf!“, schrie er auf einmal. Er wurde von der Seite angegriffen. Ohne sich nach ihm umzusehen, rannte Aletha weiter. Das hatte ihr Cniva immer wieder eingeschärft. Noch ahnte sie nicht, wie groß die Horde war, die die Villa überfiel. Sie jagte durch den Garten, während das Geschrei ringsum anschwoll.
Cniva hatte seinen Gegner niedergestochen und gab nun mit durchdringender Stimme Befehle. Die Villa zu verteidigen hatte wenig Sinn. Es galt zu fliehen und am Leben zu bleiben. Aletha fasste eins der kleineren Kinder an der Hand und rannte weiter. Wie vorgesehen, bildeten die männlichen Sklaven eine Rückendeckung für die Frauen und die Kinder, die nun alle durch den Garten hasteten, kreuz und quer über die Wege und durch die Beete. Sie alle hatten ein Ziel vor Augen, fraglich war nur, ob sie es erreichten.
Aletha sah, wie einer der Sklaven niedergestreckt wurde. Als sie das Gartentor erreicht hatte, scheuchte sie die Frauen und Kinder hindurch. Die meisten hatten nicht kämpfen gelernt, sie und Viola gehörten zu den Ausnahmen.
„Jetzt du.“ Alexander schob sie durch das Tor. Sie wollte ihn mitziehen, ihn nicht zurücklassen, aber er gab ihr einen Stoß, sodass sie vorwärtsstolperte.
Über die Wiese, unter dem Zaun hindurch. Dahinter stieg das Gelände an.
In fliegender Eile ließ Aletha immer wieder die Blicke schweifen. Wer war vor ihr, wer hinter ihr? Barchild quälte sich über den Zaun, ein Kind half ihr. Aletha rannte zurück, packte die beiden und zog sie mit sich, bis sich die Alte mit einem Ruck befreite.
Von der Seite tauchten fremde Reiter auf, sie mussten die Villa umrundet haben, oder sie
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