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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Abgerissene Gestalten, blutverschmierte Gesichter, schmutzige Verbände. Aber da war Alexander, und dort hockten Cniva, Otho ...  Wittiges meinte zu schweben. Er hatte die wirkliche Welt verlassen.
    Als er den Kopf ein wenig in den Nacken legte, erfasste sein Blick Aletha. Sie war es, die seinen Kopf im Schoß hielt. Staunend sah er sie an. Eine Himmelsgestalt, kein Zweifel. Eine Himmelsgestalt mit einem Schmutzstreifen auf der Wange. Angetrocknetes Blut?
    „Felix?“, fragte er und brachte nur ein Krächzen zustande.
    „Ich bin hier, Vater, sie lassen mich ja nicht zu dir.“ Eine kleine Gestalt drängte sich energisch zwischen den anderen hindurch und dann hielt er seinen Sohn im Arm. Jetzt glaubte er wieder an die Wirklichkeit, denn Felix fühlte sich fest, warm und lebendig an. Kein Geist. Felix, unverletzt bis auf eine Schramme an der Stirn. Aber warum nur war es hier so düster wie in einem Grab?
    „Viola?“
    „Sie wird durchkommen“, antwortete Cniva. „Mach dir keine Sorgen.“
    Die Hälfe der Sklaven war tot, drei Kinder darunter. Aus den Dörfern hatten sich einige Leute retten können, aber viele waren getötet worden. Wittiges erfuhr, wo er sich überhaupt befand. Darüber klärte ihn Alexander auf, während Aletha alle übrigen schlafen schickte. In dieser Nacht würden sie nicht zur Villa zurückkehren.
    „Erinnerst du dich, wie wir Viola und Felix im Wald suchten? Sie wollten damals zu einer Höhle, in der vor vielen Jahren ein Eremit hauste. Als du Cniva die Kampfübungen untersagt hattest, war er ziemlich niedergeschlagen. Dann kam ihm der Gedanke, sich diese Höhle anzusehen, ich glaube, er suchte nach einer neuen Herausforderung. Seitdem ich war oft mit ihm zusammen hier, und so langsam haben wir diese Höhle als Fluchtburg ausgebaut. Man könnte ja nie wissen, hat Cniva immer wieder beteuert, ob wir so ein Versteck nicht einmal brauchten. Die Höhle liegt ideal, und der Weg zu ihr lässt sich hervorragend tarnen. Sie war unsere Rettung.“
    „Wann war der Überfall?“, fragte Wittiges heiser.
    „Vor drei Tagen“, mischte sich Cniva ein, er war leise näher gekommen. „Tut mir leid, trotz der Wachen haben wir den Überfall zu spät bemerkt. Wir haben vor, die Höhle morgen zu verlassen. Ich habe Späher ausgeschickt, die erkunden sollten, ob die Mörderbande abgezogen ist. Das scheint der Fall zu sein. Wir wissen nicht einmal, wer sie waren.“ 
    „Chilperichs Horden“, erklärte Wittiges. „Sie sind weg. Sigibert hat sie zurückgeschlagen, die Civitas von Reims ist frei von ihnen, da könnt ihr beruhigt sein.“ Er verschwieg, welche Zerstörung die Feinde hinterlassen hatten, aber wahrscheinlich hatten die Späher schon genug berichtet. „Wer hat mich niedergeschlagen?“
    „Ich.“ Otho schob sich ins Licht der Fackel. Schuldbewusst hielt er den Blick gesenkt. „Ich hab dich zu spät erkannt.“
    „Er hat dich hierhergebracht“, mischte Cniva sich wieder ein. „Er und einer seiner Freunde.“
    „Der den Pfeil auf mich abgeschossen hat.“
    Ein zweiter Junge erschien im Lichtkreis. „Das war ich.“
    Zwei betrübte, ängstliche Gesichter.
    „Schon gut“, winkte Wittiges ab, „ich trag’s euch nicht nach. Ich lebe ja noch.“ Sein Kopf dröhnte gewaltig. Wo ihn der Schlag getroffen hatte, war ihm eine mächtige Beule gewachsen. Unter Anstrengung lächelte er Otho an. „Wie gut, dass du nur so zart zugeschlagen hast.“
    Der Sohn des Schmieds war kaum noch ein Junge, sondern ein fast ausgewachsener Mann. Aber da er noch keinen Eid geleistet hatte, war er bisher nicht zum Kriegsdienst herangezogen worden. Und Wittiges war mehr als froh darüber. Längst war er die Machtkämpfe der königlichen Brüder leid. Und jetzt, da er die Verheerungen durch die Kriege selbst zu spüren bekam, noch mehr. Ohnehin war seine Handelstätigkeit seit zwei Jahren praktisch zum Erliegen gekommen, und die Einnahmen fehlten ihm. Wie er all die Schäden beseitigen und den Verlust an Menschen, Vieh, Ausrüstung ausgleichen sollte, wusste er beim besten Willen nicht. Trotzdem war er dem Schicksal zutiefst dankbar. Das Wichtigste, seine Familie, hatte er behalten. Aufseufzend ließ er sich zurücksinken.
    Die Schmerzen bereiteten ihm eine ungemütliche Nacht. Dabei war die Höhle eine geradezu behagliche Unterkunft. Das wurde erst richtig deutlich, als der Morgen anbrach und so viel Tageslicht hereinfiel, dass er sich einen besseren Überblick verschaffen konnte. Cniva hatte Strohsäcke und

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