Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Wolldecken herbeigeschafft, auf denen sich gut ruhen ließ. Etwa in der Mitte der Höhle unterhalb einer natürlichen Öffnung in der Decke, durch die der Rauch abziehen konnte, hatte er eine Feuerstelle eingerichtet, über der an einem dreibeinigen Eisengestell ein großer Kessel hing. Einige pralle Säcke verrieten, dass es Lebensmittelvorräte gab, und auf einem Felsvorsprung nicht weit von seinem Ruheplatz entfernt, entdeckte Wittiges sogar Schreibzeug. Im Höhleneingang, wo nachts ein dunkler Vorhang gehangen hatte, der nun zurückgeschlagen war, lehnte Alexander und beobachtete Wittiges.
Wittiges stützte sich auf die Ellbogen und verzog sofort schmerzlich das Gesicht. Ihm schwindelte so, dass er die Augen schließen musste. Als er sie wieder öffnete, hockte Alexander neben ihm. „Geht’s dir besser?“, fragte er besorgt.
„Bestimmt.“ Wittiges drehte behutsam den Kopf hin und her und nickte schließlich vorsichtig. „Hübsch wohnlich ist es hier. Das hast du alles mit Cniva zusammen geschafft?“ Sie sprachen leise, um die anderen nicht zu wecken. „Hast du die Zeit hier verbracht, wenn du wieder einmal verschwunden warst? Du hast mir nie verraten, was du vorhattest.“
„Ja. Hat dich das gekränkt?“
Auf einmal konnten sie offen darüber sprechen, stellte Wittiges verwundert fest. Und ob es ihn gekränkt hatte! Oft genug hatte er sich abgewiesen und fast schon hintergangen gefühlt. „Mächtig sogar. Ich hatte gedacht, wir seien Freunde und reden über alles.“
„Tut mir leid, diese ganze Geheimniskrämerei“, sagte Alexander rasch. „Du hast Cnivas Verteidigungspläne schon einmal durchkreuzt, wir wollten deine Einmischung kein zweites Mal riskieren. Und was mich selbst betrifft: Ich brauchte Abstand, verstehst du? Es war nicht so leicht für mich, erst Sklave, dann freier Mann und schließlich auch noch Prinz zu sein“, erklärte er mit einem Anflug von Ironie. „Um ehrlich zu sein, weiß ich überhaupt nicht mehr, wer ich bin.“
Immer noch ein Eunuch, dachte Wittiges, und diesen Makel wirst du nie los.
„Ich würde mir nicht so viele Gedanken machen. Leb einfach, und ich kann nur hoffen, dass wir zum Leben überhaupt noch genug zusammenkriegen.“
„Da bin ich sicher. Karl ist übrigens gefallen. Sein Sohn Otho wird die Schmiede weiterführen, er ist jetzt für seine Geschwister verantwortlich. Für die Schwester und den Kleinen, der dir so ähnlich sieht. Wusstest du das?“
„Nein, das wusste ich nicht.“ Karl, der erste Mann im Dorf, der ihm sein Vertrauen geschenkt hatte. Wittiges trauerte um ihn, denn Karl war ein großer Verlust, für ihn und für alle. Die Bemerkung über den jüngsten Sohn drang nur langsam in sein Hirn. Da war diese Sklavin gewesen, die er Karl geschenkt hatte, um seine Trauer um Arne zu lindern. Und diese Sklavin hatte ein Kind bekommen, das war ihm bekannt, der Rest nicht. Wusste Aletha, dass zwischen ihm und diesem Kind eine Ähnlichkeit bestand?
Alexander war geschmeidig aufgestanden und zurück an den Höhleneingang getreten, innerlich fern und fremd wie zuvor.
Wittiges Versuche, auf die Beine zu kommen, misslangen immer wieder. Deshalb blieb er in der Höhle zurück, als die anderen aufbrachen. Auf einer behelfsmäßigen Bahre trugen sie Viola an ihm vorbei hinaus. Er hielt die Träger an.
„Was hat sie?“
Viola hatte die Augen geschlossen, sie war bleich und trug einen Verband um die Stirn. Ein Bein war anscheinend geschient, denn die Schiene ragte unter der Decke hervor, die man über sie gebreitet hatte.
„Das kommt alles wieder in Ordnung“, antwortete Cniva und trat an die Trage heran, „Viola ist zäh, sie gibt nicht auf.“
„Damit hast du meine Frage nicht beantwortet“, stieß Wittiges verärgert hervor.
„Sie hat eine stark blutende Kopfwunde, eine Verletzung am Bein, und wenigstens drei gebrochene Rippen. Aber sie lebt, Wittiges, und die Wunden haben sich bisher nicht entzündet“, erklärte Aletha geduldig und kniete sich neben ihn. „Ich bleibe bei dir, bis es dir so gut geht, dass wir den anderen folgen können.“
Wittiges legte sich zurück und schlummerte noch einmal ein. Als er erwachte, spürte er Aletha neben sich, ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, sie hatte einen Arm um ihn gelegt und eine Decke über sie beide gebreitet.
„Bist du wach?“, fragte sie leise.
„Ja, ich hoffe, wir können jetzt auch aufbrechen.“
Statt sich von ihm zu lösen, strich sie ihm sanft über die
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