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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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hauste fürchterlich unter der dortigen Bevölkerung. Lediglich die Kirchen und Klöster wurden verschont.
    Sigibert gelang es, sich mit Guntram wegen Arles zu einigen und seine Unterstützung zu erlangen. Gemeinsam rückten sie gegen Chlodowech vor, trieben sein Heer bis Bordeaux, und dort, von zwei Seiten eingekesselt, lösten sich Chlodowechs Truppen auf. Chilperich selbst hatte sich aus den Kämpfen herausgehalten und sich in Paris verschanzt. Ein Jahr später herrschte eine Pestepidemie, die die Gebiete des südöstlichen Frankenreichs stark entvölkerte. Hauptsächlich wegen dieser Epidemie gab es keine neuen Kämpfe, die erst eineinhalb Jahre später wieder aufflammten. Diesmal schlug Chilperichs ältester Sohn Theudebert Sigiberts Truppen und besetzte Tours, Poitiers, Limoge und Cahors. Alle Verbindungen in den Süden waren damit abgeschnitten. Überall begannen Kleinkriege. Herzöge und Bischöfe riefen sich zu unabhängigen Herrschern ihrer Gebiete aus und bekämpften sich untereinander. Nirgendwo war man mehr sicher. Jedwede Ordnung löste sich auf.
    Spätestens jetzt leistete Wittiges Cniva insgeheim Abbitte. Es war aber dann der alte Mann selbst, der ihn ansprach, als er endlich wieder einmal nach Hause kam.
    „Hast du Zeit für mich?“, fragte er fast unterwürfig. Er war Wittiges in den Garten gefolgt. Noch immer erfüllte diesen die Gegenwart des Alten mit einer unbestimmten Abwehr und vor allem mit Misstrauen. „Ja, sicher“, antwortete er ein wenig barsch.
    Cniva tat so, als merke er die versteckte Abfuhr nicht. „Mir ist durchaus bewusst, dass dich Sorgen plagen. Und ich möchte dir helfen, wenigstens die eine oder andere klein zu halten.“
    „Und wie?“ Wittiges wäre lieber allein gewesen.
    „Lass mich die alten Kampfübungen wieder aufnehmen. Du brauchst hier jeden, der ein Schwert zu führen versteht, wenn du und deine Männer im Westen oder Süden mit Sigiberts Truppen unterwegs seid.“
    Wittiges wollte etwas entgegnen, aber Cniva kam ihm zuvor und fuhr fort: „Ich habe deine Bedenken begriffen und verstehe, dass sie immer noch gelten. Deine Sklaven sollen nicht in der Lage sein, sich gegen dich zu erheben. Aber sieh es doch so: Das ganze Land ist in Aufruhr, und wenn du dein Hab und Gut und deine Familie verteidigen willst, musst du den Menschen hier vertrauen. Glaub mir, sie ziehen ein Sklavendasein auf einem gut geführten Landsitz einem Leben als Geächtete in den Wäldern allemal vor,  - denn darauf liefe ein Aufstand letztendlich hinaus. Du behandelst deine Leute anständig und das vergessen sie dir nicht.“
    „Bist du fertig?“, fragte Wittiges kurz angebunden. Cniva wirkte nun doch gekränkt. Er wandte sich ab, aber Wittiges legte ihm rasch die Hand auf den Arm und bedeutete ihm zu bleiben. „Ich wollte dich schon darum bitten, aber du bist mir zuvorgekommen. Kümmere dich darum, dass die Leute kämpfen lernen, nimm auch die Jungen aus den Dörfern dazu und“, er dachte flüchtig an Viola, „die Frauen und Mädchen, die sich dazu bereit erklären. Aber woher nehmen wir die restlichen Waffen? Ihr braucht mehr als die, die ich noch in Verwahrung habe. Wer soll die Waffen schmieden? Karl ist im Krieg.“
    Karl stand mit den Truppen im Süden.
    „Sein Sohn Otho. Nutzen wir die Zeit, bis auch er als Krieger verpflichtet wird. Auch einer meiner Knechte versteht etwas vom Schmieden. Pfeile und Bögen können wir ohne Hilfe eines Schmieds herstellen.“ Cnivas Augen leuchteten. „Überlass alles mir.“
    Seine Zuversicht erleichterte Wittiges nur wenig. Die Winterpause war diesmal kurz, und nicht alle Krieger kehrten währenddessen heim. Guntram hatte sich wieder mit Sigibert entzweit und war dafür ein Bündnis mit Chilperich eingegangen, so dass die Kämpfe tief im Süden weitergingen.
    Im Frühjahr 575 wurde Wittiges weit in den Osten geschickt, um Sigiberts dortige Verbündete für den Kampf aufzubieten, vor allem die Sachsen, die als besonders grausam und schwer beherrschbar galten. Die Rückreise trat er mit tausend Kriegern an. In Andernach stieß Falco zu ihm und schloss sich ihm mit einer kleineren Heerschar an. Wittiges konnte ihn schlecht abweisen, war aber glücklich, dass sich Falco ihm gegenüber diesmal in Zaum hielt. In kürzester Zeit führte Wittiges seine wilde Horde über Trier nach Reims.
    Als er in die Stadt einritt, fiel ihm die ungewöhnliche Stille auf, erst dann bemerkte er die Zerstörungen. Viele Häuser waren niedergebrannt. Zwischen schwelenden

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