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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Katinka saß wie immer in ihrem alten Fahrradanhänger, der schon eierte und quietschte. Ihre dünnen goldenen Härchen, die sich so gar nicht locken wollten, wehten im Frühlingswind.
    Zweimal täglich gingen wir laufen, Emil und ich. Seit dem Seminar bei Dr. Strunz hatte ich noch keinen Tag ausgelassen. Es tat so wohl, nach all dem Lärm und Geschrei und Blitzlichtgewitter ganz still und leise durch den Stadtwald zu traben. Wenn ich wieder zu Hause am Gartentörchen stand und meine Stretchübungen machte, pulsierte die ganze Haut, und meine Lungen waren voll mit Sauerstoff, mein Geist war klar und wach, mein Körper warm und meine Seele gesund.
    »Ist das nicht alles wunderbar?«, fragte Oda-Gesine mich mit vollen Backen, als ich endlich mal ihre Einladung zu sich nach Hause angenommen hatte. Inzwischen war es Juni geworden. Die letzte Sendestaffel stand bevor. In den vergangenen vier oder fünf Wochen hatte Oda-Gesine einfach nur Wiederholungen senden lassen, weil Emil und ich für die Promotion der »Wört-Flört«-Produkte pausenlos eingespannt waren. Obwohl es dieselben Sendungen waren, die alle zwischen Oktober und Dezember schon verrissen worden waren, hatten sie sensationelle Einschaltquoten und wurden von der Kritik hoch gelobt.
    Morgen sollte nun also wieder eine neue Aufzeichnungsstaffel beginnen, und Oda-Gesine war schon wieder voller Schaffensdrang und voller guter Ideen. Bönni, der seibernde und tobende Dobermann, war auch voller Tatendrang, als ich mit meinem Wagen vor Oda-Gesines Haus vorfuhr. Man merkte, dass er dringend mal an die frische Luft wollte. Wahrscheinlich ließ Oda-Gesine das arme Tier höchstens mal im Garten seinen Kot ablegen.
    Auf dem Tisch bogen sich die Köstlichkeiten: Lachshäppchen und Kaviarcrackers, Salamirollen und Spießchen mit hartgekochten Eiern und Oliven, Aalschnecken und Butterbrezeln, Weißwürste und Schweinshaxen. Alles von der Firma »Nesti-Schock«. Frisch aus der Tiefkühltruhe. Unser Eismann zu Hause protzte auch immer damit, dass er jetzt »Nesti-Schock«-Produkte herumfuhr. »Alles für den kleinen Snack zu zweit!« stand auf seinem Eiskarren. Und mein Gesicht und das von Emil rollten natürlich immer mit. Wir waren das Liebespaar der deutschen Tiefkühlindustrie. Natürlich hatte Harald Schmidt schon seine Witze darüber gemacht. »Die Südafrikaner haben eine liebenswerte Sitte, sie frieren ihre alternden Frauen einfach ein! Karla Stein bleibt länger frisch und kommt aufgewärmt auf den Tisch!« hatte er gefrozzelt, und mit dem »Tisch« hatte er natürlich den Tisch aus dem heimlichen Video gemeint. Die Massen tobten und grölten, und Oda-Gesine verhandelte schon wieder über einen neuen Gast-Auftritt bei Harald Schmidt. Obwohl ich viel höhere Einschaltquoten hatte als der!
    Aber was tut man nicht alles für die Quote. Jetzt war ich ganz oben. Die paar körperlichen und seelischen Blessuren waren doch ein Klacks, verglichen mit dem Gefühl, ganz oben zu sein! Oda?
    Wir hatten allen Grund zu feiern, Oda-Gesine und ich.
    »Greif ruhig zu«, forderte sie mich auf. »Hm! Diese delikaten Partner-Hackfleischtaschen musst du probieren! Ich lass mich jetzt immer vom ›Wört-Flört‹-Feinkost-Catering beliefern, ich hab einfach keinen Bock mehr auf dieses minderwertige, pappige und geschmacklose Zeug, das der Italiener immer bringt. Ewig dieses Pasta- und Pizza-Gewurschtel, das liegt einem nur schwer im Magen und sättigt nicht.«
    Oda-Gesine zündete zur Feier unseres stilvollen kleinen Essens überall im Zimmer Kerzen an. »Wie geht es deinem Boy?« Sie redete von meinem »Boy«, wie man von einem »Staubsauger« oder einer »Bügelhilfe« oder einem »Stiefelknecht« redet.
    »Danke, bestens.«
    »Und den Kinderchen auch?« Oda-Gesine lutschte an einem Schweinekrustchen.
    »O ja, alle entwickeln sich prächtig.«
    »Ich dachte schon, du wärst ein bisschen verschnupft über meine ganzen Aktionen«, lachte Oda-Gesine breit. Sie ließ mich den Inhalt ihres aufgerissenen Mundes schauen. Bönni, das arme ausgehungerte Tier, winselte unter Qualen bei all den köstlichen Gerüchen. Oda-Gesine scheuchte den armen Kerl weg. »Wir gehn nachher Gassi, Bönni, aber jetzt kusch!«
    »Warum hat sich die Polizei eigentlich nicht eingeschaltet?«, fragte ich. »Das wollte ich die ganze Zeit schon mal wissen.«
    »Schweigegeld«, raunte Oda-Gesine. »Der Bönninghausen hat dem Polizeichef zwei Mille gegeben. Da hat der die grünen Männchen wieder abgezogen.«
    »Wo ist

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