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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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eigentlich das ganze Geld geblieben?«, fragte ich. »Neun Millionen müssten doch mindestens noch übrig sein!«
    »Na, hier!« Oda lachte aus vollem Hals, als sie meine Überraschung sah. »Unter den Sofas!«
    »Warum habt ihr es nicht längst wieder zur Bank gebracht?«
    »Das ging nicht, Schätzchen. Wir mussten Gras über die Sache wachsen lassen. An der Grenze wäre der Bönninghausen bestimmt kontrolliert worden. Aber morgen bringt er’s wieder zurück. Ganz unauffällig, verstehst du?«
    »Wie will er das denn machen, mit so vielen Koffern?«
    »So, wie er’s hergeschafft hat. Mit dem ›Wört-Flört‹-Jet.«
    »Mit dem ›Wört-Flört‹-Jet?«
    »Na ja«, Oda-Gesine wischte sich die fettigen Lippen mit einem »›Wört-Flört‹-Wisch-und-weg«, das sie von der Rolle gerissen hatte. »Wenn unsere Kandidaten das nächste Mal eine Reise gewinnen, wird die in die Schweiz gehen. Das können wir ja so einrichten. Und wenn die dann mit dem Jet wegfliegen, sitzt der Bönninghausen mit den Koffern hinten drin.«
    »Und wenn jemand fragt, was in den vielen Koffern ist?«
    »Keiner der Kandidaten fragt. Alle denken, der Bönninghausen sei der Fotograf mit all den Kisten oder der Pressebegleiter oder der Filmproduzent. Dass da zehn Millionen Mark mit im Jet sind, das weiß kein Schwein!«
    »Natürlich auch nicht der Zoll«, sagte ich.
    »Nein. Die Grenzbeamten wollen alle auch mal in der Sendung mitspielen. Die kontrollieren doch keinen Kameramann!«
    »Und wenn die Sache rauskommt?«
    »Verliert der Bönninghausen seinen Job und wandert wegen Veruntreuung in den Knast.«
    »Ganz schön mutig!«, sagte ich beeindruckt.
    »Dafür haben wir die Quote von Null auf Hundert gefahren«, gab Oda-Gesine zufrieden zurück. »Der Bönninghausen verdient sich dumm und dämlich an seinen albernen ›Wört-Flört‹-Lippenstiften und -Kondomen und -Dauerlutschern und was der alles so auf den Markt schmeißt. Allein der Werbevertrag mit dem Kondom hat ihm drei Millionen eingebracht.«
    »Die er versteuern muss«, gab ich zu bedenken. Schließlich hatte ich selber nicht schlecht daran verdient und wusste, was der Fiskus verlangte.
    »Natürlich versteuert ein Bönninghausen nicht ein einziges Kondom!«, prustete Oda-Gesine los. »Der lässt das alles mitsamt den anderen Koffern per ›Wört-Flört‹-Jet in der Schweiz verschwinden. Zu den zehn Millionen sind noch einmal zehn dazugekommen! Liegt alles unter dem Sofa. In ›Wört-Flört‹-Trip-Koffern. Willzte mal gucken?«
    »Klar«, sagte ich.
    »So viel Geld hast du noch nie gesehen!« Oda-Gesine ließ sich stöhnend auf die Knie nieder und krabbelte, soweit das bei ihren wogenden Walla-Walla-Kleidern möglich war, ein Stück unter das Sofa. Sie angelte mit ihren fettwabbelnden Armen keuchend nach einem Koffer und zog ihn hervor.
    »Oje«, stöhnte sie. »Das Kreuz. Ich muss jetzt dringend abnehmen!«
    »Du könntest dich auch mal ein bisschen bewegen«, sagte ich gönnerhaft.
    »Ja. Morgen fang ich’s Joggen an«, schnaufte Oda-Gesine und rappelte sich mit Hilfe des klobigen Sessels wieder auf die Stempel. Ich betrachtete derweil ehrfurchtsvoll das Geld. Erstaunlich, dass noch nicht »›Wört-Flört‹-Geld« auf den Scheinen stand! Es war ganz echtes Geld. Lauter gebündelte Tausender.
    »Wahnsinn!«, staunte ich. »Das vermehrt sich ja im Stundentakt!«
    »Klar«, sagte Oda-Gesine. »Allein im Quelle-Katalog sind sechzig Seiten nur ›Wört-Flört‹-Partner-Look-Klamotten, und beim Otto-Versand hat Bönninghausen den gesamten Fitnessteil unter Kontrolle! Die ganze Handybranche kauft jetzt bei ihm die Genehmigung, das ›Wört-Flört‹-Emblem auf der Sprechmuschel abbilden zu dürfen. Ganz zu schweigen von den Kuschel-Rock-CDs und dem Kopfhörer-für-zwei. In der Möbelbranche kommen jetzt die neuen ›Wört-Flört‹-Kuschel-Sofas raus, und beim Badezimmerdesign die neuen ›Wört-Flört‹-Schmuse-Badewannen. O nein, Mädchen, mach dir keine Sorgen. Der Bönninghausen sahnt am allermeisten ab! Aber uns beiden geht’s auch nicht schlecht. Boh, bin ich satt. Ich könnt jetzt beim besten Willen kein ›Wört-Flört-Tört‹ mehr runterkriegen.«
    »Du solltest dich wirklich mal etwas bewegen«, schlug ich noch mal vor.
    »Ja«, krächzte die überfressene Oda-Gesine, »und der Hund muss auch unbedingt raus. Sonst pisst er mir auf den Teppich.« Sie klaubte den Hausschlüssel vom Haken, nahm die Hundeleine und warf sich ihren Umhängesack über.
    Ich löschte noch

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