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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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eingießen, kippte es herunter und sagte kurz angebunden: »O.K.«
    Der Kellner merkte gleich: Jetzt kann man die Dame nicht mit Lappalien belästigen. Er schenkte uns hastig die Gläser halbvoll und verbeugte sich.
    »Wir haben ein Team von sechzig Leuten«, sagte sie, als der Kellner davongeflogen war. »Die Firma gehört mir.«
    »Nicht schlecht.«
    »Perfekt organisierter Betrieb«, grinste die Chefin. »Vom Kandidatencasten über Transport und Organisation, Betreuung, Autoren natürlich, Gagschreiber, Negerer …«
    »Negerer?«
    »Ich halte nichts vom Teleprompter. Bei uns wird alles genegert. Auf große Pappschilder.«
    »Ach so.«
    »Dann haben wir natürlich jemanden für Ihre An- und Abmoderationen, die werden Ihnen wortwörtlich geschrieben, die stehen dann auf dem Neger.«
    »Praktisch.« Unglaublich, wie die vom Fernsehen sich ausdrückten. Ziemlich geschmacklos.
    »In meiner Sendung denkt sich keiner was selbst aus. Nur ich. Und meine Autoren arbeiten mir zu. Die anderen Autoren schreiben die Antworten für die Kandidaten.«
    »Das leuchtet ein.«
    »Dann gibt’s die Coaches, die üben mit den Kandidaten die Antworten. Muss ja alles auf den Punkt kommen. Wir haben pro Sendung nur vierundzwanzig Minuten. Da kann man nicht drauf warten, dass einer äh sagt oder rumstottert oder womöglich gar nichts sagt. Da muss alles haargenau in der Sekunde kommen, wo wir’s brauchen. Zack, zack! Das üben die. Den ganzen Tag.«
    »Straff organisiert.« Ich nickte beeindruckt.
    »Ja. So ist das«, konstatierte Frau Malzahn stolz.
    »Funktioniert reibungslos. Sechzig Leute. Und auf alle kann ich mich verlassen.« Sie rieb sich zufrieden die Hände.
    Der Fisch kam. Der Kellner balancierte andächtig zwei sehr starr glotzende tote, flache Fische auf zwei Teller, bettete sie in dunkelgrünen, im eigenen Saft schwimmenden Spinat, klebte hingebungsvoll ein Häufchen Kartoffelgratin daneben, streute Knoblauch- und Mandelflocken darüber, legte sorgfältig einen Zitronenschnitz dazu und drehte dann die Teller – »Vorsicht, heiß!« – unter Zuhilfenahme einer leinenen Serviette sorgfältig in die Richtung, von der aus die toten Fische am besten ihre Verspeiser anglotzen konnten.
    »Guten Appetit.«
    »Danke, ich kann nicht …«
    »Ach, da kommt ja auch der Dieter«, freute sich Oda-Gesine und winkte einem braungebrannten, angegrauten Schönling mit eisblauen Augen zu. »Der verhandelt hier auch immer.« Und richtig! Dem Eisblauen folgte eine vollbusige Blonde im Hosenanzug mit Krawatte. Sie hatte diesen genervten Blick von »Bitte erkennt mich doch nicht immer alle!« und guckte gelangweilt auf ihre Handtasche. Der Kellner schoss aus seinem Verlies und riss die rotsamtenen Stühle zu Recht, auf dass der Eisblaue und die Vollbusige sich darauf fallen lassen konnten.
    »Dann natürlich Maske und Kostüm«, nahm Oda-Gesine den Faden wieder auf, während sie ihren Fisch in zwei Stücke riss. »Da legen wir allergrößten Wert drauf. Die müssen top aussehen, die Jungs und Mädels, nicht nur top, sondern hip! Mega-trendy. Das ist oberste Pflicht!«
    Ein graues Haar, das schon lange über ihrer Brille gehangen hatte, fiel in den Fisch. Sie nahm den Zitronenschnitz, wrang ihn über dem Fisch aus, ließ ihn an den Tellerrand fallen und stopfte sich den ersten Bissen in den Mund.
    Ich betrachtete alles mit Argwohn. Wann würde sie sich das Haar aus dem Mund ziehen? Ich guckte lieber auf Dieter und die Schöne.
    Die Schöne rauchte. Dieter kritzelte etwas auf die Serviette. Die Schöne blickte genervt zur Decke. Dieter strich das Gekritzel durch und schrieb etwas Neues. Die Schöne warf einen Blick darauf, aber sie war immer noch nicht begeistert. Dieter redete auf sie ein.
    »Du bekommst natürlich einen eigenen Maskenbildner und einen eigenen Kostümberater, Schätzchen«, sagte Frau Malzahn, während sie den Fisch weiter von seinem Gerippe zerrte. Ich bemerkte mit Überraschung, dass sie mich bereits duzte. Also hielt sie mich für schon gekauft. »Ich arbeite nur mit der Top-Garde.« Sie steckte sich einen Bissen in den Mund und friemelte nach einer Gräte. »Hmsch … schind natürlich alle schwul.« Jetzt hatte sie die Gräte. Sie tupfte sich mit der Serviette, auf der die fünfstellige Zahl stand, die Mundwinkel ab. Nun hatte sie auch noch Kugelschreiber am Mund. »Für dich denk ich mir die junge, schlichte Linie, ganz natürlich, gedeckte Farben, unauffällig-bürgerlich halt.«
    »Also der Kontrast zu den Kandidaten«,

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