Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
lachte. »Na sicher. Er grinste und meinte, das wäre zuviel Ehre. Ich weiß noch, es war Ostern, wir hockten draußen vor dem Generalshaus. Da kamen zwei vom BND vorbei und taten glatt so, als sähen sie uns nicht, harmlose Spaziergänger. Und der General sagte: Die werden sich demnächst alle wundern.«
      »Was meinte er damit?«
      »Das sagte er nicht. Er schrieb von morgens bis abends seine Kladden voll...«
      »Wie sahen diese Kladden aus?«
      »Blaue DIN-A4-Hefte, wie man sie in der Schule hat. Dutzende davon.«
      »Wir haben nichts, absolut nichts gefunden. Wer ermittelt denn jetzt?«
      »Offiziell Axels Truppe, niemand sonst. Aber Jonny sagt, daß der BND sich todsicher einmischen wird. Die Bundeskriminaler auch. Es gibt Zoff, sagt Jonny, und der weiß immer, was läuft.«
      »Du magst Jonny, nicht wahr?«
      »Ich komm' mit ihm zurecht. Ein echt cooler Typ. Der sagt immer, was er will. Die Deutschen sind eher schleimig, so hintenrum.«
      »Zurück zu den Kladden. Habt ihr denn nie klären können, was mit diesen Heften passierte, wenn sie voll waren?«
      »Na sicher, das weiß ich. Wenn sie voll waren, sprach er sie auf Tonband und verbrannte sie. Die Bänder schickte er weg zum Abschreiben, aber ich weiß nicht, wohin. Ich vermute, zu Gittmann. Hast du eigentlich eine Ahnung, weshalb der General erschossen wurde?«
      »Wir können den Grund bislang nicht entdecken, denn ein toter General ist für fast alle ein nutzloser General.«
      »Doch, seinen Kindern nutzt er schon«, meinte sie. »Mit denen hatte er wohl echte Probleme. Und es gab da ja wohl allerhand Kies zu erben, oder?«
      »Jede Menge. Erzähl mir von Carlo. Wußte er, wie du an ihn geraten warst?«
      »Ich habe ihm ziemlich bald gestanden, was da mit seiner Mutter lief. Wir haben ihr danach laufend die Knete abgenommen und uns totgelacht. Ich mußte ihm versprechen, bald aufzuhören mit... mit dem hier. Das Blöde ist, ich meinte das sogar ernst, glaube ich.« Dann fing sie unvermittelt an zu weinen. »Wie ist er eigentlich gestorben?«
      »Schnell, schmerzlos, aus nächster Nähe. Er hatte keine Ahnung. Ich lege dir jetzt fünfundzwanzig Männerbilder vor. Du sollst nur sagen, wen du kennst und wie er heißt.«
      »O. K. Ich muß aber einen Kognak trinken.«
      Sie stand auf und goß sich ein halbes Wasserglas voll. Sie mußte sich betäuben. Sie kannte neben >Axel< und >John Lennon< noch ein paar von den Männern aus der Umgebung des Generalshauses, aber sie war sich sicher, daß sie alle in untergeordneten Positionen arbeiteten.
      »Eine Frage noch, dann verschwinde ich. Was hast du selbst vom General gehalten?«
      »Ich sag' ja, ich fand ihn korrekt, fast ein guter Typ. Ich dachte sogar mal: So einen Vater müßte man haben, dann könnte einem nie was passieren.«
      »Jetzt muß ich dir was sagen, Moni...«
      Rechts von ihrem Kopf hing ein Druck an der Wand, eines dieser unsäglichen Bilder: Ein langmähniges, zigeunerhaftes Kindmädchen mit Tränen in den Augen. In diesem Bild war plötzlich ein roter Punkt, und ich brauchte Sekunden, um zu merken, daß es ein Licht an der Wand über meinem Kopf sein mußte.
      Sie sagte: »Das ist Jonny, der wird froh sein, dich zu sehen.«
      »Das war es ja, was ich dir gerade sagen wollte. Ich glaube nicht, daß er sich freuen würde.«
      »Wieso? Weil du ihn überprüfst?«
      »Nein, weil ich Journalist bin. Aber was ich über Carlo gesagt habe, stimmt.«
      »Und ich habe dir alles erzählt...« Ihre Augen waren vor Schreck ganz groß. »Aber Jonny muß doch ...« Sie griff nach einem kleinen Kästchen, das auf einem Hocker neben dem Bett lag, drückte auf einen Knopf und fragte: »Ja, bitte?«
      »Jonny hier. Alles klar?«
      »Kundschaft hier, Jonny. Alles klar.« Sie sprach schleppend.
      »Okay, Kleines. Und noch was: Da recherchiert so ein Jeanstyp rum. Baumeister heißt er, Mitte vierzig, macht auf gefühlvoll. Sieh dich vor!«
      »Ruf mich übertags mal an.«
      »Mach' ich, Kleines.« Dann klickte es, und der kleine Lautsprecher blieb stumm.
      Sie sah mich an. »Wieso haben die mich nicht eher vor dir gewarnt?«
      »Sie haben nicht damit gerechnet, daß ich dich so schnell finde. Warum hast du ihn nicht reingeholt, damit er mich fertigmacht?«
      »Du kommst hier sowieso nicht raus«, sagte sie hart. »Wenn ich sage, ruf mich an, weiß er nämlich, daß was faul ist. Du hast sowieso keine

Weitere Kostenlose Bücher